Am Freitag, 5. März findet im Theater Hof in Oberfranken bei Bayreuth die Weltpremiere der neuen neoromantischen Oper “Luther” von Roland Baumgartner (Musik) und Rolf Rettberg (Buch) statt. Mit mehr als 20 Solopartien, dazu Chor, Extrachor, Kinderchor und Ballett ist dies auch die grösste Produktion des Theaters Hof der aktuellen Spielzeit. Im April wird die Oper dann zweimal in Bayreuth aufgeführt.
Beginnend mit der Errettung vor einem heftigen Gewitter, die dem jungen Luther zum religiösen Erweckungserlebnis wird, erzählt die Handlung Stationen in Luthers Leben und seine Entwicklung hin zu einem streitbaren Kritiker der katholischen Kirche. Besonders der florierende Handel mit Ablassbriefen motiviert ihn, gegen die Heuchelei und Korruption der Kirche Stellung zu beziehen. Auch die Drohung des Papstes ihn zu exkommunizieren, kann ihn nicht aufhalten. Luther setzt einen Prozess in Gang, der schließlich zur Spaltung der Kirche führt. Die Heilige Anna, Schutzpatronin der Bergleute, nimmt (als frei erfundene Figur) in dieser Oper Martin Luther das Versprechen ab, Augustinermönch zu werden und eine Pilgerreise nach Rom zu unternehmen, nachdem sie den jungen Studenten der Rechtswissenschaften vor einem heftigen Gewitter errettet hatte. Die Heilige, mit den Schwächen der menschlichen Natur vertraut, glaubt nicht so recht an Luthers Schwur und begleitet ihn in der Gestalt der “Hexe” Barbara als Kontrollinstanz durch die Oper. Neben den religiös-politischen Entwicklungen erzählt die Oper auch von Martin Luthers Verhältnis zu Katharina von Bora, die er als junge Nonne im Kloster Nimbschen kennen lernt. Jahre später begegnet er ihr in den Wirren des Bauernkrieges wieder und lernt sie zu lieben.
Musikalisch bietet die Oper groß angelegtes, sinnliches Musiktheater. Den Begriff “neoromantische Oper” sieht Uwe Drechsel, Intendant des Theaters Hof, daher wörtlich: Wuchtige Chöre und Massenszenen wechseln sich ab mit Momenten berührender Tiefe und Innigkeit. Roland Baumgartner habe – anders als andere zeitgenössische Komponisten – “wirklich gesangsfreundliche Linien” geschrieben, weit weg von jeder Atonalität, “und man geht mit Melodien im Ohr nach Hause”. Die Rückkehr zur Melodie, das ist für Drechsel auch “der zukünftige Weg, den die Oper gehen muss, um nicht Leute aus dem Theater zu vertreiben”, so Drechsel.
Team und Besetzung:
Musikalische Leitung: Arn Goerke
Inszenierung: Uwe Drechsel
Bühne: Rudolf Rischer
Kostüme: Barbara Schwarzenberger
Chor: Michel Roberge
Choreographie: Barbara Buser
Opernchor theater hof Ballett theater hof
Hofer Symphoniker
Martin Luther: Thomas Rettensteiner
Heilige Anna / Barbara: Yelda Kodalli
Katharina von Bora: Ingrid Katzengruber
Abt / Johann Tetzel: Peter Dittmann
Äbtissin: Stefanie Rhaue
Maria, eine Jüdin: Marianne Lang
Papst Leo X.: Karsten Jesgarz
Michelangelo: Jürgen Schultz
Ablasshändler / Friedrich III., Kurfürst von Sachsen: Karsten Schröter
Teufel: Thilo Andersson
Karl I. von Spanien, der spätere Kaiser Karl V. des Heiligen Römischen Reiches: Christian Seidel
Albrecht von Brandenburg: Wladimir Polatynski
Jakob Fugger, Bankier: Manuel Günther
Alte Frau: Zene Kruzikaite
Drei Angestellte Tetzels: Peter Leinhos, Daniel Milos, Matthias Kaspar
Bettler/Zeremonienmeister: Florian Bänsch
Die Aufführungen der Oper im Einzelnen: Matinee: 28. Feb., 11 Uhr. Premiere: 5. März, 20 Uhr. Weitere Aufführungen in Hof: 12., 27. und 28. März, 2., 18., 19., 22. und 23. Mai; in Bayreuth: 10. und 11. April. Tickets sind online erhältlich.
Komponist Roland Baumgartner: In Salzburg geboren begann er seine Ausbildung als Fünfjähriger, studierte dann am Wiener Konservatorium Komposition, Klavier und Trompete. Nach seiner Graduierung als 18-Jähriger wurde er mit 21 Jahren der jüngste Direktor des Salzburger Musikschulwerks. Zu dieser Zeit schrieb er sein Ballet Bergsegen, das vom Royal Ballet in London uraufgeführt wurde. 1979 ging er nach Amerika, um bei Leonard Bernstein Kompositionslehre zu studieren. Anschließend dirigierte er unter anderem die Tschechoslowakische Philharmonie, das NDR- Symphonieorchester, das Philadelphia Philharmonic und das Bolshoi Symphony Orchestra.
Seine Missa Pacis wurde zum Anlass der 200-Jahr-Feier der amerikanischen Verfassung in Anwesenheit des amerikanischen Präsidenten uraufgeführt, 1994 von der Deutschen Welle via Satellit in 38 Länder übertragen, dann überarbeitet und 1995 bei der Linzer Klagwolke vor 70.000 Zuschauern zur Aufführung gebracht. Zum hundertjährigen Hollywood-Jubiläum erschien seine Hollywood Symphonie und im Frühjahr 1994 leitete er eine Movie Classics-Deutschlandtour mit dem Bolshoy Symphony Orchestra und Margot Werner. Bei der Linzer Klangwolke 1996 wurde seine dem Greenpeace-Gründer David McTaggart gewidmete Symphonia Globalis vor 95.000 Zuschauern zur Aufführung gebracht.
2001 tourte Baumgartner mit seinem Musical “Sisi -Kaiserliche Schönheit” nach München, Bad Ischl und Wien. Nach der Fertigstellung seiner “Opera Mystica” und seinem Projekt mit George Foreman “Let us live” (mit Ramon Vargas, Domino Blue, Sathya Bartko, den Wiener Sängerknaben und dem Vienna Festival Symphony Orchestra) wurde sein Hundertwasser-Musical als Multimediaproduktion in Wien visavis vom Hundertwasserhaus unzähligen Besuchern gezeigt. Baumgartner schrieb zudem die Musik zu über 80 TV-Filmen und –Serien (z.B. “Mit Leib und Seele”, “Jenseits der Morgenröte”, “Tatort”, “Deadly Game”). Er lebt in Niederösterreich.
Autor Rolf Rettberg: In Bremen geboren. Abgeschlossenes Studium der Geschichte, Philosophie und Soziologie. Im Anschluss Arbeiten in den Bereichen Drogenforschung und – therapie. Tätigkeit als streetworker. 1985 Umzug nach Spanien, wo er mit seiner Frau Ursula in Madrid die Deutsche Buchhandlung AURYN und die Deutsch – Spanische Literatur- und Musikgesellschaft HÄNDEL & COMPANY gründete, die vor Allem der Aufführung und Verbreitung der Werke von Georg Friedrich Händel diente. 1998 Stipendium der Deutschen Bundesregierung für die Villa Aurora in Los Angeles, 2000 Romstipendium der Stadt Wien. Er schrieb zahlreiche Theaterstücke und Libretti (z.B. für die Musicals “Hundertwasser” und “Ludwig2″ von Konstantin Wecker, aber auch Prosa und Lyrik. Er lebt in Baden bei Wien.
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