An sich lästere ich lieber über eine Tageszeitung, die sich “Österreich” nennt, aber ein Hetz- und Skandalplatz erster Klasse ist. Heute jedoch muss ich mich über die ansonsten auch journalistisch besser und seriöser produzierte Wiener U-Bahn-Tageszeitung “heute” negativ wundern. Das Gratisblatt “enttarnte”, sich dabei stützend auf Daten der Statistik Austria, dass es keine “Koma-Trinker-Flut” gebe.
Ach nein? Sind offizielle 1459 im Spital registrierte Alkohol-Opfer kein Grund zur Sorge? Landet man mit Alkoholvergiftungen im Krankenhaus, wenn man nur ein-zwei Gläschen Wein oder Bier oder Alkopops getrunken hat? Wie schön, wenn für “heute” alles bestens ist.
Schon vor Jahren hatte ich rege Diskussionen mit Jugendlichen, die ich meist vergeblich versuchte, vor der Schädlichkeit von Kannabiskonsum zu warnen. Und ein Argument lautete damals immer: wieso darf man saufen bis zum Erbrechen und Kannabis wird tabuisiert?
Ich habe damals schon denselben Standpunkt vertreten wie heute: Kannabis konsumiert man nur der Wirkung wegen, Alkohol kann man auch “nur” genießen. Und natürlich gehörte Alkoholmissbrauch genauso verboten wie Kannabiskonsum.
Jahrelang fand ich mich mit meinen Wünschen auf einsamer Flur. Umso erfreuter war ich, dass vor einigen Monaten endlich sich auch mal die hohe Politik des Alkoholmissbrauchs -besonders unter Jugendlichen- annahm.
Erwachsene müssten wissen, wiesehr sie sich durch zu viel Alkohol schaden, Jugendliche wissen das meist nicht, weil Alkohol in unseren Breiten immer noch verharmlost wird. Und daher darf es nicht weiter verwundern, wenn viele Jugendliche an jedem Wochenende zu viel Alkohol konsumieren, in den Städten vor allem Alkopos, am Land vor allem Wein.
Alkohol als Genussmittel und im gesunden Maß ist ok, aber das Sich-Besaufen-Müssen auf keinem Fall. Daher sind alle auch politischen Maßnahmen zu fördern und zu unterstützen, dass Jugendliche einen vernünftigen Umgang mit Alkohol lernen. Und genauso sind jegliche Versuche der “Alkolindustrie” und ihrer Verbündeten, das alles zu verharmlosen, zu enttarnen.