Bereits fast 60 Prozent der österreichischen Internetnutzer sind laut Marktforschung auch in sogenannten Social Networks präsent. Die österreichische Arbeiterkammer (AK), die u.a. auch für Konsumentenschutzfragen zuständig ist, testete nun die vier sozialen Netzwerke Facebook, MeinVZ, Netlog, Szene1: Sie nahm die Betreiber unter die Lupe, wie sie reagieren, wenn User Verstöße oder Fake-User melden, ihr Profil löschen möchten und wie es um die Standard-Einstellungen zum Schutz der Privatsphäre steht. Die Testszenarien führte das Österreichische Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) im Auftrag der AK durch.
Laut Ergebnis sind die Standard-Sicherheitseinstellungen nicht immer streng vorausgewählt. Löschfunktionen sind auch nicht immer einfach zu finden. Wie umfangreich die Plattform-Betreiber dann löschen, bleibt oft ihr Geheimnis. Die AK warnt daher: “Seien Sie nicht zu freizügig mit Ihren Daten. Das Internet vergisst nicht so schnell”.
Bei den sozialen Netzwerken geben die Anbieter ein Sicherheitslevel vor, das individuell verändert werden kann. Die Standardeinstellung ist je nach Plattform sehr verschieden. Details zum eigenen Profil (etwa Interessen oder Wohnort oder Foto oder Freundesliste) sind laut Voreinstellung teilweise für alle Internet-Nutzer sichtbar. Es sollte daher die sicherste Einstellung automatisch eingestellt sein, regt die AK an. Die Einstellungen zum Schutz der Privatsphäre sind außerdem oft zu wenig spezifisch: Nutzer können nicht bei allen Plattformen selbst entscheiden, welchen Ausschnitt der Profilangaben sie wem sichtbar machen wollen.
Wer sein Profil oder seinen Eintrag wieder ganz los werden will, dem wird’s nicht immer leicht gemacht. Auf zwei Plattformen ist die Löschfunktion nicht direkt, sondern nur über eine Suche in der Hilfe auffindbar. Plattform-Betreiber klären nicht immer aktiv auf, wie umfangreich gelöscht wird und ob Datenspuren bei außerhalb des eigenen Profils veröffentlichten Nachrichten übrig bleiben. In der Regel bleiben auf anderen Profilen gepostete Beiträge drinnen, wobei der Name etwa durch “anonymer Nutzer” ersetzt wird. Teilweise wird nur die Verknüpfung zum Profil gekappt und Beitrag sowie Benutzername bleiben erhalten. Löschfunktionen müssen leicht zum Finden sein, fordert die AK: Und Betreiber müssen informieren, welche Datenreste übrig bleiben
Es kommt immer öfter vor, dass soziale Netzwerke für Identitätsdiebstahl missbraucht werden oder dass User beleidigt werden. Die Testszenarien zeigen, dass die Bandbreite der Reaktionen beim Melden von Beleidigungen oder Fake-Usern gross ist (von prompt bis gar nicht). Teilweise wurden auch nicht alle beanstandeten Inhalte entfernt, etwa nur bloßstellende Fotos, aber nicht schlimme Kommentare. Tipps, was (vor allem auf den Plattformen nicht registrierte) Opfer von Identitätsdiebstahl unternehmen können, sind rar, kritisiert die Arbeiterkammer: Mehr Hilfe seitens der Betreiber ist nötig.
Der vollständige AK-Test der Netzwerke ist hier abrufbar. Der Ratgeber zum Thema Social Networks der AK ist hier kostenlos downloadbar.
Und hier mein Senf zu diesem Thema: Es ist vollkommen die falsche, und es könnte eine folgenschwere Einstellung für User sein, wenn ausgerechnet Facebook-Chef Mark Zuckerberg letzthin in einem Interview meinte, dass Privatspäre in Zukunft eine immer geringere Rolle spielen werde: Ich sage, wenn dann ganz freiwillig:
Es wird niemand daran gehindert, seine Privatsphäre preiszugeben. Es darf aber meines Erachtens erst recht niemand dazu verpflichtet werden, dies zu tun: Jeder muss für sich selbst frei entscheiden können, welche Informationen über sich er wem weitergeben will. Bei facebook beispielsweise geht dies aber nur eingeschränkt. Wenn das eigene Profil dort auf facebook und ausserhalb davon im Netz gefunden werden soll, dann erscheinen für alle -auch unregistrierten Besucher des Profils nicht nur der Name und weitere Daten, die der User “für alle” freigeben will, sondern es erscheinen zusätzlich noch verlinkte Freunde und Gruppenmitgliedschaften: beides kann man leider nicht deaktivieren. Da muss sich was ändern: Jeder User muss die uneingeschränkte Freiheit haben, ausschliesslich das von sich “Unbekannten” zu zeigen, was er auch selbst will. Hier erwarte ich mir entsprechende Anpassungen von facebook.
Und was die eigenen Postings in Social Networks betrifft: Da liegt es in der Verantwortung jedes einzelnen, auch im Internet nichts zu schreiben, was er nicht sonst auch sagen würde, bzw. zu dem er nicht stehen kann. Vorher denken, dann schreiben. Und das in Verantwortung. Dann passts.
Elmar Leimgruber
Und hier noch einige Tipps der AK Konsumentenschützer:
1. Schützen Sie Ihre Privatsphäre: Wählen Sie auf den Netzwerkseiten scharfe Sicherheitseinstellungen. Einträge sollen nur Ihre Freunde sehen. Ihr Profil wird auch über Suchmaschinen gefunden? Bei vielen Netzwerkseiten lässt sich ein Suchmaschinenzugriff unterbinden.
2. Müssen es Hunderte „Freunde“ im Netz sein? Reagieren Sie nicht auf jede x-beliebige Kontakteinladung. Denn je größer und unübersichtlicher das Netzwerk, umso mehr Gedanken sollten Sie sich über Ihre Privatsphäre machen.
3. Wenn Sie persönliche Daten öffentlich zugänglich machen, fragen Sie sich, wie Ihr elektronisches Profil zum Beispiel auf kritische Betrachter wirkt, etwa Arbeitgeber.
4. Überlegen Sie vor jedem Eintrag, wie offenherzig Sie sein wollen. Jeder Beitrag sollte so gestaltet sein, dass Sie oder die Empfänger kein Problem damit haben, wenn er auf Umwegen an die Öffentlichkeit gelangt. Nicht nur Texte, auch Bilder können bloßstellen. Wählen Sie Ihre Worte und Bilder behutsam und trennen Sie Privates und Berufliches.
5. Achten Sie auch auf die Rechte anderer. Fragen Sie um Erlaubnis, bevor Sie etwa Bilder, die Freunde zeigen, ins Netz stellen.
6. Immer öfter gibt es auf Netzwerkseiten Anwendungen Dritter, etwa Spielapplikationen. Passen Sie auf: Diese Anbieter können in der Regel auf viele Ihrer Daten zugreifen.
7. Verwenden Sie Virenschutzprogramme und aktualisieren Sie sie regelmäßig.
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