Mit ‘Anne Markwardt’ getaggte Artikel

Sonntag, 18. März 2012, von Elmar Leimgruber

Wie aus Kindern Fastfood-Junkies werden

Wie medizinische Untersuchungen zeigen, leben Kinder vielfach ungesund und sind zudem oft übergewichtig, weil sie sich fehlerhaft ernähren. Und dies ist kein Zufall, sondern die Lebensmittelindustrie macht selbst Kinder schon zu Junkfood-Junkies. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie “Kinder kaufen” der Konsumentenschutzoganisation foodwatch, welche 1500 Nahrungsmittel für Kinder mit den Kategorien der aid-Pyramide untersucht und bewertet hat. Mit dem industriellen Angebot an Kinderlebensmitteln ist demnach eine ausgewogene Ernährung praktisch unmöglich, denn es besteht fast ausschließlich aus Süßigkeiten und ungesunden Snacks.

Das Ergebnis: Fast drei Viertel der Produkte (73,3 Prozent) fallen in die “rote” Kategorie an der Spitze der Pyramide. Es handelt sich um süße und fette Snacks, die nach den Empfehlungen des vom Bundesernährungsministerium geförderten “aid infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz” nur “sparsam” verzehrt werden sollten. Gerade einmal 12,4 Prozent der Produkte können der grünen Kategorie an der Basis der Pyramide zugeordnet werden – solche Lebensmittel sollten Kinder eigentlich “reichlich” verzehren. Die Hersteller stellen also die Ernährungspyramide auf den Kopf: Ihre Produktpalette im Kinder-Segment entspricht ziemlich genau dem Gegenteil der ernährungsphysiologischen Empfehlungen.

“Die Industrie will Kinder so früh wie möglich auf ungesundes Junkfood programmieren”, sagt Anne Markwardt von foodwatch. “Dafür gibt es einen logischen Grund: Mit Obst und Gemüse lässt sich nur wenig Profit machen – mit Junkfood und Soft Drinks schon mehr. Es lohnt sich ganz einfach nicht, gesunde Produkte ans Kind zu bringen.” Während die Hersteller mit Obst und Gemüse Margen von weniger als 5 Prozent erzielen, erreichen sie bei Süßwaren, Soft Drinks und Snacks Umsatzrenditen von 15 Prozent und mehr. Entgegen dem von vielen Unternehmen formulierten Anspruch, einen Beitrag zur ausgewogenen Ernährung von Kindern zu leisten, haben sie betriebswirtschaftlich größtes Interesse daran, möglichst viele unausgewogene Produkte zu verkaufen.

“Die Unternehmen tragen eine erhebliche Mitverantwortung für die grassierende Fehlernährung von Kindern”, sagt Anne Markwardt von foodwatch. “Die Lebensmittelindustrie ist nicht Teil der Lösung, sondern Kern des Problems, weil sie Kindern massenhaft Junkfood aufdrängt und sie zur falschen Ernährung verführt.” Dass sich Kinder in Deutschland nicht gesund und ausgewogen ernähren, ist wissenschaftlich belegt: Kinder essen nur die Hälfte der empfohlenen Menge an Obst und Gemüse, aber weit mehr als 200 Prozent der empfohlenen Menge an Süßwaren, Snacks und Soft Drinks.

Der Anteil übergewichtiger Kinder ist im Vergleich zu den 80er- und 90er-Jahren um 50 Prozent gestiegen. Heute gelten 15 Prozent der Kinder als zu dick, 6 Prozent sogar als fettleibig (adipös). Folgen sind erhöhte Risiken für Diabetes, Herzkreislauf- und andere schwerwiegende Krankheiten. Ein Prozent der Kinder leidet heute bereits an Altersdiabetes. Mit perfiden Strategien versuchen die Unternehmen, Kinder so früh wie möglich an die eigene Marke zu binden und in jungen Jahren Geschmacksprägung möglichst für ein ganzes Leben zu erreichen.

Gleichzeitig treten Vertreter der Süßwaren-Konzerne auf Kongressen als Experten für gesunde Kinderernährung auf und dienen sich dem Staat, Sportverbänden, Schulen und sogar Kindergärten als Partner für Anti-Übergewichtsprogramme und Bewegungsinitiativen an. “Der Bock macht sich selbst zum Kindergärtner”, so Anne Markwardt von foodwatch. “Wir dürfen nicht mehr darauf hereinfallen, wenn sich Unternehmen, deren Ziel gar nicht anders lauten kann als immer mehr Süßwaren und Junkfood zu verkaufen, zum Ratgeber in Sachen gesunder Ernährung aufschwingen: Das sind scheinheilige Alibi- und Ablenkungsmaßnahmen, die nicht viel kosten. Jedenfalls weniger, als die omnipräsenten Junkfood-Produkte derselben Hersteller einspielen, die selbst in Schulen ,Kauf mich’ schreien. Es ist doch kein Zufall, dass die ganzen Comicfiguren und Gimmicks nicht zum Verzehr von ungezuckerten Haferflocken, sondern von pappsüßen Crispy-Pops verführen sollen.”

Auch der Staat versagt beim Thema gesunde Kinderernährung. Anstelle klarer Vorgaben für die Hersteller bindet die Bundesregierung die Junkfood-Industrie in ihre Initiativen und Aktionspläne gegen Übergewicht ein. So hat das Bundesernährungsministerium die “Plattform Ernährung und Bewegung” (peb) initiiert, die sich dadurch auszeichnet, vor allem den angeblichen Bewegungsmangel und nicht die schlechte Ernährung von Kindern als Ursache für Übergewicht zu benennen. Prominente Mitglieder von peb: Coca-Cola, Ferrero, der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie, McDonald’s, die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker, PepsiCo, Mars – Firmen, die kein Interesse an gesunder Ernährung, sondern am Verkauf von Snacks, Junkfood und Soft Drinks haben.

foodwatch fordert daher:
Die Lebensmittelindustrie muss dort Verantwortung übernehmen, wo ihre Verantwortung tatsächlich liegt: Nicht in PR-trächtigen Alibi-Maßnahmen wie Bewegungsinitiativen und Ernährungstipps für den Schulunterricht, sondern in der Produktion ausgewogener Kinderlebensmittel. Die Verantwortung für die Fehlernährung von Kindern kann nicht allein auf Eltern abgewälzt werden. Produkte, die nicht ausgewogen sein können (wie Süßigkeiten), dürfen nicht länger als Kinderprodukte beworben und mit Comicfiguren, Spielzeugbeigaben, Gewinnspielen oder Idolen direkt an Kinder vermarktet werden. Schulen und Kindergärten müssen werbe- und PR-freie Räume werden. Die Junkfood-Industrie ist kein geeigneter Partner für den Staat, für Schulen und für Sportverbände wie den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Sponsoring-Partnerschaften und gemeinsame Programme zur Bewegungsförderung oder Übergewichts-Bekämpfung dienen den Unternehmen als Ablasshandel und müssen beendet werden.

Sonntag, 19. Juni 2011, von Elmar Leimgruber

Ferreros Milchschnitte ist Werbelüge des Jahres

Die “Milch-Schnitte” von Ferrero wurde von Konsumenten zur dreistesten Werbelüge des Jahres gewählt. Vertreter der Konsumentenschutzorganisation foodwatch begaben sich daher zum deutschen Firmengelände des italienischen Süßwarenproduzenten, um ihm den Goldenen Windbeutel 2011 zu überreichen. Die Annahme wurde verweigert.

Laut Werbung eine leichte Zwischenmahlzeit, tatsächlich aber schwerer als Schoko-Sahnetorte: Zehntausende Verbraucher haben die “Milch-Schnitte” bei einer Online-Abstimmung auf www.abgespeist.de zur Werbelüge des Jahres 2011 gewählt. Der dreisteste Fall von Etikettenschwindel geht damit in diesem Jahr auf das Konto von Ferrero.

 

Foodwatch vor dem deutschen Firmengelände von Ferrero mit dem Goldenen Windbeutel für die dreistete Werbelüge des Jahres
Foto: foodwatch

“Die “Milch-Schnitte” hat mehr Zucker, mehr Fett und mehr Kalorien als Schoko-Sahnetorte – die Ferrero-Manager täuschen ihre Kunden nach Strich und Faden, wenn sie ein solches Produkt als sportlich-leichte Zwischenmahlzeit bewerben”, kritisiert Anne Markwardt, Leiterin der foodwatch-Kampagne gegen Etikettenschwindel. “Mit einer so krass irreführenden Werbung trägt Ferrero eine erhebliche Mitverantwortung dafür, dass in Deutschland bereits 15 Prozent der Kinder als übergewichtig gelten.” Ferrero bewirbt die Milch-Schnitte mit dem Slogan “Schmeckt leicht. Belastet nicht. Ideal für zwischendurch” und mit der Unterstützung wechselnder Spitzensportler. Tatsächlich ist das Produkt mit einem Zucker- und Fettgehalt von insgesamt rund 60 Prozent alles andere als sportlich oder leicht, so Foodwatch.

117.688 Verbraucher haben bei der Wahl zum Goldenen Windbeutel 2011 ihre Stimme abgegeben. Das Ergebnis:

1. Platz/Goldener Windbeutel: “Milch-Schnitte” von Ferrero (51.139 Stimmen/43,5 Prozent)
2. Platz: “Activia” von Danone (33.981 Stimmen/ 28,9 Prozent)
3. Platz: “nimm2″ von Storck (18.932 Stimmen/ 16,1 Prozent)
4. Platz: “Ferdi Fuchs Mini-Würstchen” von Stockmeyer (6.887 Stimmen/ 5,9 Prozent)
5. Platz: “Schlemmertöpfchen Feine Gürkchen” von Kühne (6.749 Stimmen/ 5,7 Prozent)

Die Wahl lief vom 16. Mai bis zum 16. Juni 2011 auf www.abgespeist.de. Mit diesem Portal entlarvt foodwatch die legalen Werbelügen der Lebensmittelhersteller anhand konkreter Beispiele. Verbraucher können über die Internetseite Beschwerde-E-Mails direkt an die Hersteller senden, Ferrero zum Gewinn des Goldenen Windbeutels 2011 “gratulieren” und das Unternehmen zur Änderung seiner Werbepraktik auffordern. Im Jahr 2010 hatte die Molkerei Zott den Goldenen Windbeutel für ihren “Monte Drink” erhalten, 2009 wählten die Verbraucher Danones probiotischen Joghurt “Actimel” zur Werbelüge des Jahres.

Mittwoch, 18. Mai 2011, von Elmar Leimgruber

Dreisteste Werbelüge 2011 gesucht

“Die Lebensmittelindustrie täuscht Verbraucher systematisch und führt sie in die Irre,” behauptet die Konsumentenschutzorganisation foodwatch. Gesucht wird daher auch in diesem Jahr “die dreisteste Werbelüge des Jahres”, die hierfür mit dem “Goldenen Windbeutel 2011″ ausgezeichnet wird.

Per Internet-Abstimmung können Verbraucher auf www.abgespeist.de und direkt hier auf redakteur.cc im Beitrag noch bis zum 16. Juni entscheiden, welcher Lebensmittelhersteller den Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres verdient. Nominiert sind Nimm2 von Storck, das Schlemmertöpfchen von Kühne, die Ferdi Fuchs Mini-Würstchen von Stockmeyer, Activia von Danone und Ferreros Milch-Schnitte.

“Angesichts der alltäglichen Irreführung durch die Lebensmittelindustrie haben die Verbraucher allen Grund, sauer zu sein. Jede Stimme beim Goldenen Windbeutel zeigt den Herstellern, dass die Menschen mit ihren Werbepraktiken nicht einverstanden sind”, erklärt Anne Markwardt, Leiterin der foodwatch-Kampagne gegen Etikettenschwindel. Der zweifelhafte Sieger 2010 war der Monte Drink von Zott, der von 2009 Actimel von Danone.

Foodwatch wörtlich über die fünf nominierten Produkte 2011 im Einzelnen:

- “Activia”, das probiotische Märchenprodukt von Danone. Der Joghurt kann die Verdauung nicht mal eben regulieren, wie es Danone suggeriert. Minimale Effekte werden maximal aufgeblasen – und teuer verkauft.

- “Ferdi Fuchs”, Stockmeyers salziges Mini-Würstchen für Kinder. Die “Ferdi Fuchs”-Würstchen enthalten zu viel Salz für ein  Kinderprodukt – dennoch bewirbt sie Stockmeyer als “täglichen Beitrag für die gesunde Ernährung”.

- Kühnes “Schlemmertöpfchen Feine Gürkchen” – außen Tradition, innen modernste Lebensmitteltechnologie. Obwohl Farbstoff und Aromen drin stecken, verkauft Kühne die Gewürzgurken wie ein handwerkliches Produkt mit jahrhundertealter Tradition und “besten natürlichen Zutaten” zum Premium-Preis.

- “Milch-Schnitte” von Ferrero, die Schoko-Sahnetorte für zwischendurch. “Schmeckt leicht. Belastet nicht. Ideal für zwischendurch”, so der Werbeslogan – tatsächlich besteht die Milch-Schnitte zu etwa 60 Prozent aus Fett und Zucker. Dagegen ist sogar manche Schoko-Sahnetorte ein Diätprodukt.

- “Nimm2″ von Storck, die Bonbons, die nicht nur süß, sondern auchnoch gesund sein wollen. Kinder lernen, dass sie ihren Vitaminbedarf auch mit Süßigkeiten statt mit Obst und Gemüse decken können. Dabei sind die zugesetzten, angeblich “wertvollen” Vitamine in Nimm2 überflüssig – und machen aus den Bonbons keine besseren Bonbons.

Und hier kann direkt die dreisteste Werbelüge des Jahres gewählt und damit miteintschieden werden, wer der Goldener Windbeutel- Träger 2011 wird:

 

Freitag, 6. Mai 2011, von Elmar Leimgruber

Foodwatch bläst zum Sturm gegen Milka, Nutella und Milchschnitte

Vergleich: Milchschnitte und Schoko-Sahne-Torte
Grafik: foodwatch.de

Die Verbraucherorganisation foodwatch bläst zum Sturm gegen die Werbung von Spitzensportlern für Junk-Food. “Mit einem sportlichen Image lassen sich schnöde Süßigkeiten offenbar besser verkaufen. Vor allem Ferrero hat diese Marketingstrategie perfektioniert, als handle es sich dabei um eine olympische Disziplin”, kritisiert Anne Markwardt, Leiterin der foodwatch-Kampagne abgespeist.de gegen Etikettenschwindel: Die Sport-Stars lassen sich von der Lebensmittelindustrie vor den Karren spannen. Doch “Werbung und Wirklichkeit klaffen weit auseinander: Wenn Milchschnitte eine leichte Zwischenmahlzeit ist, dann ist Schoko-Sahne-Torte das perfekte Diätprodukt “, erklärt Markwardt.

Ganz oben auf dem Podium in der Kategorie irreführend-sportliche Werbung steht laut foodwatch die Milch-Schnitte. Ferrero verkauft sie als “Zwischenmahlzeit”, die Werbetrommel rühren dabei Box-Weltmeisterin Susianna Kentikian sowie die Sportkletterer Alexander und Thomas Huber (“Huberbuam”). Das sportliche Image unterstreicht der Slogan: “Schmeckt leicht. Belastet nicht. Ideal für zwischendurch.”  Tatsächlich besteht die Milch-Schnitte jedoch zu etwa 60 Prozent aus Fett und Zucker, betont foodwatch: Sie enthält wesentlich mehr Zucker, wesentlich mehr Fett und wesentlich mehr Kalorien als zum Beispiel ein Stück Schokoladen-Sahne-Festtagstorte von Coppenrath & Wiese.

Besonders stört foodwatch auch die Empfehlung  der Milchschnitte durch das „Institut für Sporternährung e.V.“ aus Bad Nauheim, was beim hohen Fett- und Zuckeranteil verwundere: “Die Doktoren empfehlen übrigens auch Nutella zum Frühstück. Klingt, als wären die Sportfreunde aus Bad Nauheim echte Ferrero-Fans.” Die Konsumentenschützer werfen dem Süsswarenhersteller zudem Auskunftverweigerung, was die effektiven Zutaten betrifft, vor. Kompakte Informationen von foodwatch zur Milchschnitte sind hier abrufbar, Fragen und Antworten des Herstellers Ferrero zum Produkt hier.

Was Susi Kentikian und die “Huberbuam” für Ferrero sind, ist Skifahrerin Maria Riesch für Milka (Kraft Foods) – es sei auffällig, dass viele Sportler ausgerechnet für Produkte Werbung machen, die nicht gerade ausgewogen sind, erklärt foodwatch. Besonders begehrte Junk-Food-Werbepaten sind Fußballstars. Die Nationalelf wirbt für Nutella (ebenfalls Ferrero), Thomas Müller für Bifi und Müllermilch Schoko, Bastian Schweinsteiger für Chipsfrisch von funny-frisch und René Adler für Zott Monte – allesamt hochgradig verarbeitete Produkte, die sich vor allem durch zu hohe Zucker-, Fett- oder Salzgehalte auszeichnen. “Gerade Kindern wird so von ihren größten Helden vermittelt, dass Schoko, Chips und Wurst besonders begehrenswert sind und gut zu einem sportlichen Lebensstil passen. Dabei essen die meisten deutschen Kinder schon zu viele Süßigkeiten und zu viel Fleisch, aber zu wenig Obst und Gemüse. Ihrer Vorbildfunktion für Kinder werden die Sportler nicht im Geringsten gerecht”, kritisiert Anne Markwardt von foodwatch.

Mit sportlichen Werbefiguren lassen sich Kartoffelchips, Wurst, zuckrige Milchgetränke und andere Süßigkeiten offenbar besser verkaufen.
Traurig sei, dass die Sportler ihre Vorbildfunktion nicht ernst zu nehmen scheinen – als Sympathieträger genießen sie besonders bei Kindern und Jugendlichen großes Vertrauen. Doch als Maskottchen für ganz und gar nicht ausgewogene Lebensmittel werden Sie dieser Verantwortung nicht gerecht – im Gegenteil. Sie kurbeln im Auftrag der Konzerne die Verkaufszahlen für deren Produkte an. Es sei armselig, dass sich Konzerne wie Ferrero mit Hilfe von Sportlern ein besseres Image erkaufen können, so foodwatch.

Mittwoch, 23. März 2011, von Elmar Leimgruber

Das “Activia-Märchen” und die Verbraucherschützer

Die Wirkung von Activia (nach eigenen Angaben)
Grafik: foodwatch

Eine “(fast) perfekte Werbelüge” und “Activia-Märchen” nennt die Verbraucherorganisation foodwatch die aktuelle Werbekampagne des Joghurtriesen Danone: Activia sei keine Wunderwaffe für Darmwohlbefinden und gegen “Blähbauch”: “Activia kann träge Verdauung nicht regulieren, wie das Danone in seiner Werbung suggeriert”, erklärt Anne Markwardt, Leiterin von abgespeist.de, der foodwatch-Kampagne gegen Etikettenschwindel.

“Selbst wenn sich bei manchen subjektiv ein besseres Darmwohlbefinden einstellen mag – das kann man auch mit altbewährten Hausmitteln wie Trockenpflaumen oder einem Spaziergang haben, und zwar sehr viel preisgünstiger. Das Geld für den gefühlten Activia-Effekt wäre besser in eine ausgewogene Ernährung investiert”, betont Markwardt. “Ein Joghurt ist ein Joghurt ist ein Joghurt – und kein Wunderprodukt”. Angesichts eines Zuckeranteils von bis zu 13,4 Prozent (und damit mehr als Cola) könnten Activia-Produkte der Gesundheit sogar abträglich sein, so foodwatch.

Die “Wirkung” von Activia nach eigenen Angaben:
Grafik: foodwatch

Die deutsche Verbraucherschutzorganisation foodwatch kämpft schon seit Langem gegen Werbelügen im Nahrungsbereich und vergibt einmal jährlich den “Goldenen Windbeutel” für die dreisteste Werbelüge des Jahres. Bereits 2009 hatte Danone für seine damalige Actimel-Werbung “nur Actimel schützt ihre Abwehrkräfte” diese “Auszeichnung” erhalten. Im Winter 2009/2010 hatte dann -wie berichtet- die Agrar Markt Austria (AMA), die in Österreich unter anderem ausschließlich einheimische Milchprodukte vermarktet, eine Offensive für Joghurt aus Österreich gestartet und publizierte den Slogan “Jedes Joghurt stärkt ihre Abwehrkräfte”, und auch das sei wissenschaftlich erwiesen.

Danone verklagte daraufhin die AMA in Wien auf Unterlassung, weil man in der Werbekampagne einen Angriff auf ihr Produkt Actimel, das übrigens grossteils in Polen oder in Belgien hergestellt wird, sah. Sowohl das Handelsgericht als auch die folgende Instanz, das Oberlandesgericht Wien, entschieden dann aufgrund der zu ähnlichen Werbeaussage zu Gunsten von Danone. Anschließlich gab es laut Danone eine gütliche Einigung mit der AMA.

Die Danone-Tochter Milupa, welche Babynahrung herstellt, die natürlich ebenfalls omnipräsent in der Werbung mit gesunden und glücklichen Babys durch ihre Produkte wirbt, hat übrigens vor Kurzem mehrere Chargen von Milumil Pre, Milumil HA 1 und Aptamil HA Pre aufgrund vermuteter zu hoher Mineralwerte und Vitamine eine Rückholaktion gestartet. Milupa schrieb hierzu unter anderem: “Grundsätzlich kann es bei erhöhten Mineralstoffwerten zu vorübergehenden Verdauungsproblemen wie Verstopfung, beim Verzehr über 5 – 7 Tage kann es im Extremfall auch zu Erbrechen oder Durchfall kommen. Bei diesen Symptomen rät Milupa einen Arzt aufzusuchen”.

Die Konsumentenschützer von foodwatch haben nun eine Recherche zu Activia auf ihrer Homepage veröffentlicht: Verbraucher können sich hier mit einer E-Mail-Aktion direkt beim Hersteller Danone aufgrund irreführender Werbung beschweren. “Dessen Werbemasche basiert auf Formulierungskniffen und minimalen, aber umso stärker aufgeblasenen Effekten. Auf seiner US-amerikanischen Internetseite (siehe Screenshots) gibt der Konzern selbst zu, dass Activia Verstopfung und andere Verdauungskrankheiten weder behandeln noch vor ihnen schützen könne,” so foodwatch.