Mit ‘Antisemitismus’ getaggte Artikel

Freitag, 27. Februar 2015, von Elmar Leimgruber

Timna Brauer und Mönche von Heiligenkreuz singen gemeinsam “Chant For Peace”


Nach ihrem überraschenden Gregorianik-Welterfolg mit dem Album “Chant – Music For Paradise” bei Universal Music vor sieben Jahren entschieden sich die Mönche des niederösterreichischen Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz, vorerst weitere Alben in ihrem eigenen 2011 neu gegründeten Musiklabel Obsculta Music zu veröffentlichen. 2015 kehrten sie nun zu Universal zurück und produzierten gemeinsam mit Timna Brauer das neue Album “Chant For Peace”, ein historisches Gemeinschaftswerk, das den jüdischen und den christlichen Glauben durch die Kraft der Musik vereint.

“Wir singen mit Timna Brauer, die jüdisch-chassidische Lieder singt. Als christlich-jüdisches Projekt ist das unser Beitrag zu 50-Jahre 2. Vatikanisches Konzil und gegen den wachsenden Antisemitismus”, begründen die Mönche ihr neues Album, das am 8. Mai erscheint. Das neue Album Chant for Peace verbindet den gregorianischen Gesang der Zisterziensermönche von Stift Heiligenkreuz, einer der ältesten ohne Unterbrechung bestehenden Zisterzienserabteien der Welt und mit seinen 90 jungen Mönchen die größte in Europa, mit alttestamentarischen Texten, gesungen von der bekannten jüdischen Sängerin Timna Brauer, die für Österreich bereits beim Eurovision Song Contest auftrat.

Chant for Peace folgt auf das mehrfach mit Platin ausgezeichnete Album Chant – Music for Paradise und verbindet den jahrhundertealten gregorianischen Gesang der Zisterziensermönche mit den hypnotischen hasidischen und jemenitischen Gesängen von Timna Brauer. Sie wird begleitet vom Elias Meiri Ensemble, einem Kammerorchester bestehend aus Cello, Gitarre, Cembalo und Schlagzeug.

Das einzigartige Projekt ist die Neuauflage eines Wohltätigkeitskonzerts, das im vergangenen Jahr am 9. November in der Abtei stattfand – im Gedenken der Pogromnacht in Deutschland und Österreich 1938. Deutsche Grammophon veröffentlicht Chant for Peace am 8. Mai – einem weiteren symbolträchtigen Datum, das den 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa markiert.

Das Projekt nahm seinen Anfang, als Timna Brauer und Pater Karl, der Sprecher der Mönche, sich zufällig in einem österreichischen Fernsehstudio begegneten, wo beide in Talkshows auftraten. »Ich erzählte Pater Karl von Voices for Peace und sagte, dass ich gern geistliche jüdische Musik in seiner Kirche aufführen würde«, erklärt Timna Brauer. Und Pater Karl ergänzt: »Nach dieser Begegnung hörte ich mir Timna auf YouTube an und war wirklich so beeindruckt, dass ich sie einlud, mit uns in unserer Abtei zu singen. Zuerst war ich sehr nervös, weil ich nicht wusste, wie die beiden Stile zusammen klingen würden. Aber sobald Timna anfing zu singen, verflogen meine Bedenken. Ich erkannte, wie machtvoll die Verbindung dieser beiden lange zurückreichenden, überwältigenden Traditionen sein kann. In meinem Herzen war ein Gefühl von Harmonie, Glück und Frieden, wie ich es noch nie gespürt hatte.«

Das Konzert war ein Riesenerfolg. 1000 Zuhörer lauschten der Musik, noch einmal so viele fanden aus Platzgründen keinen Einlass. Am Ende des Konzerts herrschte absolute Stille, dann folgte nicht endender Beifall. Pater Karl erinnert sich: »Ich hatte das gleiche euphorische Gefühl wie 2007 beim Besuch von Papst Benedikt in unserer Abtei.«

Für Timna Brauer liegt das Geheimnis des Erfolgs bei diesem Projekt darin, dass alle buchstäblich nach demselben Gesangbuch singen: »Die jüdische jemenitische und hasidische Musik geht auf die Psalmen des Alten Testaments zurück, genau wie der gregorianische Gesang«, erklärt sie.


Pater Karl fügt hinzu: »Unsere Entscheidung, dieses Album aufzunehmen, fiel nach den jüngsten Terroranschlägen in Paris. In der ganzen Welt breitet sich eine neue Art von Antisemitismus aus, und wir müssen uns damit auseinandersetzen. Aber wir brechen die Türen nicht gewaltsam auf. Wir warten, bis Gott sie öffnet. So geschah es bei unserem ersten Album – das mit einer zufälligen E-Mail begann –, und so geschah es auch diesmal, als ich Timna begegnete. Da war nichts geplant.«

Die Mönche wurden nach der Veröffentlichung ihres ersten Albums unfreiwillig zu Superstars, und Pater Karl gesteht, dass sie Mühe hatten mit ihrem neuen Ruhm. Sie erhielten viele Angebote. Konzerte in aller Welt waren möglich. Vielleicht hätten sie Millionen eingebracht. Doch die Mönche lehnten ab. »Wir wurden an die Mailänder Scala eingeladen, nach Japan, nach Amerika. Arnold Schwarzenegger bot sogar an, uns in seinem Privatjet nach Kalifornien zu fliegen«, erzählt Pater Karl. »Das war verlockend. Er ist Österreicher wie wir, und ich hätte gern Kalifornien besucht. Aber wir sind Mönche, und wenn wir singen, dann nicht für Geld. Es sind unsere Gebete – Lieder unserer Liebe zu Gott. Wir haben nie nach diesem Ruhm und dieser Beachtung gestrebt.«

Sonntag, 12. Mai 2013, von Elmar Leimgruber

Internationaler Befreiungstag: Mehr als 10.000 Menschen in KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Mehr als 10.000 Menschen aus ganz Europa nahmen heute Sonntag, 12. Mai an Europas größter Gedenkfeier an die in den Konzentrationslagern begangenen Verbrechen des NS-Regimes in Mauthausen teil. Allein an einer Jugendgedenkveranstaltung beteiligten sich mehr als 750 junge Menschen. Der “Internationale Befreiungstag” stand unter dem Themenschwerpunkt “Retterinnen und Retter”. Damit sollte besonders auf jene Menschen  hingewiesen werden, die der Diktatur der Nationalsozialisten Widerstand leisteten, in dem sie jenen, die aufgrund ihrer politischer Gesinnung, ihrer ethnischen Herkunft, ihrem Anders-Sein verfolgt wurden, halfen oder zu helfen versuchten. Viele von ihnen bezahlten ihre Hilfe für die Verfolgten mit dem Leben.

Mit einem ökumenischen Gottesdienst sind am Sonntagmorgen die Feiern zum Internationalen Befreiungstag im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen eröffnet worden. Dem  Gottesdienst in der Kapelle im Konzentrationslager standen der  Linzer Bischof Ludwig Schwarz, der evangelische Bischof Michael Bünker und – als Vertreter der orthodoxen Kirchen – Bischofsvikar Ioannis Nikolitsis von der griechisch-orthodoxen Metropolis von Österreich vor.

“Wir gedenken ihrer wahrscheinlich am besten, indem wir heute alle Menschen aufrufen, ebenfalls Zivilcourage zu zeigen”, appellierte Willi Mernyi, der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ), das diese Befreiungsfeier gemeinsam mit dem Comitè International de Mauthausen organisierte, vor allem an die jungen Menschen. Zu den Ehrengästen der Befreiungsfeier KZ-Gedenkstätte Mauthausen zählten – neben Botschaftern aus etwa 50 Ländern – Österreichs Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und die Verteidigungsminister Gerald Klug und Gesundheitsminister Alois Stöger.

Während die Opfer und die Täterinnen und Täter des NS-Regimes mittlerweile gut erforscht sind, kennen wir nur einen kleinen Teil derer, die jenen zu helfen versuchten, die von den Nazis verfolgt wurden. Von denen, die überlebten, wollte und konnte nur ein Teil nach dem Ende des Krieges über das sprechen, was sie getan hatten, dass sie Jüdinnen und Juden zur Flucht verholfen hatten, KZ-Häftlingen zuessen gegeben und sie gar versteckt hatten, Verfolgte geheiratet hatten, um sie so vor der Vernichtung zu retten.

Das gesellschaftliche Klima der Nachkriegsjahre war in vielen Ländern nicht sehr viel anders als während das Jahrzehnte davor. Antisemitismus, Homophobie und Ausgrenzung behinderter Menschen waren (und sind) weit verbreitet. Nur wenige Namen sind einer größeren Öffentlichkeit bekannt: Anna Hackl, die mit ihrer Familie zwei entflohene Häftlinge versteckte, Raoul Wallenberg, der wohl bekannteste Retter der Budapester Juden und Jüdinnen, Oskar Schindler, der durch Spielbergs Film weltweit Bekanntheit erlangte.

Montag, 28. Januar 2013, von Elmar Leimgruber

Holocaust-Gedenktag: Die Welt ist betroffen und Berlusconi lobt Mussolini

Der 27. Jänner wird alljährlich als Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts begangen. Während in zahlreichen Ländern weltweit der Opfer des Nationalsozialismus gedacht wurde, outete sich Italiens Skandel-ex-Premier Silvio Berlusconi als Fan des faschistischen Diktators Benito Mussolini (“er hat viel Gutes geleistet”) und rechtfertigte dessen Judenverfolgung (Shoah) mit der “größeren Schuld” Deutschlands. Berlusconi tritt Ende Februar erneut bei den italienischen Nationalratswahlen an, mit dem Anspruch, italienischer Regierungschef zu werden.

Das Aufkommen des Nationalsozialismus in Deutschland war “im Grunde ein Versagen einer demokratischen Ordnung, erklärte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Holocaust-Gedenktag: “Mit Mut, Zivilcourage kann auch jeder Einzelne einen Beitrag dazu leisten, dass Rassismus und Antisemitismus keine Chance haben”. Nach wie vor gibt es “Verfolgung von Bevölkerungsgruppen, von Religionsgruppen. Und überall, wo so etwas auf der Welt passiert, muss Deutschland – als Lehre aus seiner Geschichte – auch klar machen, dass die Würde des Menschen unteilbar ist”, versprach die deutsche Kanzlerin.

“Das diesjährige Motto „Rettung während des Holocausts – der Mut zu handeln” zollt denjenigen Anerkennung, die ihr Leben und das ihrer Familien eingesetzt haben, um Juden und andere vor dem fast sicheren Tod während der NS-Herrschaft zu bewahren, ” bekräftigt UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon in seiner Botschaft zum diesjährigen Holocaust-Gedenktag: “Alle haben sie etwas gemeinsam: Mut, Leidenschaft und moralische Stärke.”

Und hier ist die Botschaft des UNO-Generalsekrätärs in voller Länge:

Während des Zweiten Weltkriegs sind Millionen Menschen, die Adolf Hitlers perverser Ideologie des arischen Übermenschentums nicht entsprachen, systematisch verfolgt, verhaftet und in Konzentrationslager transportiert worden. Es waren Juden, Roma und Sinti, Homosexuelle, Kommunisten, psychisch Kranke und andere. Einige wurden sofort ermordet, andere mussten so lange Zwangsarbeit leisten, bis sie an Erschöpfung starben. Jedes Jahr begehen wir zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz-Birkenau den Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts, um diese Verbrechen nicht zu vergessen.

Das diesjährige Motto „Rettung während des Holocausts – der Mut zu handeln” zollt denjenigen Anerkennung, die ihr Leben und das ihrer Familien eingesetzt haben, um Juden und andere vor dem fast sicheren Tod während der NS-Herrschaft zu bewahren. Ihre Geschichten sind unterschiedlich. Einige versteckten die potenziellen Opfer bei sich zuhause, andere führten Familien in die Freiheit oder verschafften ihnen die nötigen Papiere zur Flucht. Alle haben sie etwas gemeinsam: Mut, Leidenschaft und moralische Stärke.

Einige dieser Menschen sind berühmt geworden, so etwa der schwedische Diplomat Raoul Wallenberg, der zehntausende Juden in Budapest gerettet hat. Aber viele Berichte über die Retter sind nur denjenigen bekannt, die von ihrem Mut profitiert haben. Deshalb wollen wir dieses Jahr diese unbekannten Helden so bekannt machen, wie sie es verdient haben.

Das Holocaust-Programm der UN hat über diese Retter Lehrmaterial zusammengestellt. Die Beispiele dieser mutigen Frauen und Männer zeigen auch, wieviel Gutes Menschen leisten können – auch während düsterer Zeiten.

Lassen Sie uns an diesem Internationalen Tag all der unschuldigen Menschen gedenken, die während des Holocausts ihr Leben verloren haben. Wir sollten uns von denen inspirieren lassen, die den Mut besessen haben zu handeln – gewöhnliche Menschen, die außergewöhnliche Schritte unternommen haben, um die menschliche Würde zu verteidigen. Ihr Beispiel kann uns dabei helfen, heute eine bessere Welt zu schaffen.

Mittwoch, 8. September 2010, von Elmar Leimgruber

Christliche Kirchen gratulieren zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schanah

“Möge Gott Ihnen und ganz Israel inneren und äußeren Frieden schenken”. Mit diesen Worten gratulierte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch anlässlich des jüdischen Neujahrsfestes Rosch ha-Schanah am Mittwoch den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. In seiner Grußbotschaft stellte er das gemeinsame biblische Erbe von Juden und Christen heraus:

“Umkehr bestimmt auch das Verhältnis der Kirche zur jüdischen Gemeinschaft in den vergangenen Jahrzehnten. Nach vielen Jahrhunderten der Missverständnisse und der Vorurteile, der versteckten und oft auch offenen Feindschaft gegenüber den Juden hat die katholische Kirche … einen unwiderruflichen Weg des Dialogs, der Brüderlichkeit und der Freundschaft eingeschlagen”, erklärte Zollitsch. “Ein aufrichtiger Dialog setzt den Respekt vor dem anderen voraus. Deshalb werden wir auch künftig gegen jede Form von Antijudaismus und Antisemitismus eintreten und der Leugnung der Schoah entschieden widersprechen“, versprach der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Es sei sein herzlicher Wunsch, dass die “jüdischen Menschen in unserer Stadt und unserem Land” im Neuen Jahr 5771 “Segen, Wohlergehen und Eintracht erfahren und im Schutz des Höchsten und in Seinem Frieden gedeihen”, betonte der Wiener Erzbischof und Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn in seinem Glückwunschschreiben an den Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg. Wörtlich stellte der Wiener Erzbischof fest: “Rosh ha-Schana als Tag der Erinnerung an die Schöpfung und Jom Kippur als Versöhnungstag enthalten Botschaften, die mit dem Volk des Bundes alle Menschen angehen. In einer Zeit, in der manche Schatten der Vergangenheit wieder deutlicher sichtbar werden und die Zukunft viele Fragen aufwirft, betrachte ich Ihre Treue zum Gesetz Gottes als besonders wichtig” so Kardinal Schönborn.

“Möge der am Tag der Erinnerung erklingende Schofar nicht nur die jüdische Gemeinde, sondern uns alle daran erinnern, dass wir gemeinsam zusammenstehen im Ringen um ein friedliches Miteinander und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, ” wünschte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider der Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch: “Der Abend ist von alters her eine Zeit des Ausatmens, des zur Ruhe Kommens und der Befriedung. Es wird wohl auch in dem neuen Jahr nicht nur in Deutschland eine große Sehnsucht nach Frieden im Nahen Osten geben. So wollen wir Gott bitten, dass Psalm 147, 14 zum Zuge kommt: ,Er schafft deinen Grenzen Frieden und sättigt dich mit dem besten Weizen.’ ” Außerdem gab der Ratsvorsitzende seiner Hoffnung Ausdruck, dass es “sehr bald” zu einer Begegnung zwischen dem Rat der EKD und dem Zentralrat der Juden kommen möge.

שנה טובה