Rein auf den kommerziellen Aspekt reduziert scheint die Sache eindeutig: Dem dreidimensionalen Kino gehört die Zukunft. „Avatar“ hat mit bis dato 2,690 Mrd. $ nach zwölf Jahren den Titelverteidiger „Titanic“ (1,835 Mrd. $) als ‘erfolgreichsten Film aller Zeiten’ vom Thron gestossen (immerhin auch ein Werk aus dem Hause Cameron), in Österreich strömten über 1,1 Millionen Besucher in die Kinos. Die Branche ist euphorisch, die Klagen der vergangenen Jahre über Raubkopien, rückläufige Besucherzahlen scheinen vergessen.
Alle grossen Filme dieses Jahres sollen in 3D erscheinen, „Clash of the titans“ ist in den USA eben angelaufen und reiht sich mit 64 Mio. $ am Startwochenende in diesen Trend ein.
Ein wenig kritische Reflexion muss dennoch erlaubt sein. Zunächst: Der Erfolg dieser Filme muss durch den Konsumenten erst erkauft werden: Immerhin drei Euro Zuschlag verrechnen heimische Kinos für den 3D-Genuss. Gerechtfertigt? Gewiss, „Avatar“ und „Alice in Wounderland“ sind in ihrer visuellen Erscheinung beeindruckend. Mit früheren 3D-Experimenten, die beim Betrachter nach Aufsetzen der rot-grünen Brillen mehr Augenschmerzen und Kopfweh als dreidimensionale Erlebnisse hervorriefen, hat diese Technologie nichts mehr zu tun. Ähnlich wie die Errungenschaften Tonfilm und Farbfilm stellt der dreidimensionale Film einen entscheidenden Entwicklungsschritt in der technologischen Historie dieses Mediums dar. Dennoch wird sich zeigen, ob 3D allein genug Argument für einen langfristigen Effekt liefern kann, für den der Konsument auch bereit ist, die Mehrkosten zu tragen. Spätestens dann, wenn das Neuigkeitsmoment verpufft ist, kann abgeschätzt werden ob 3D im Kino genug Potential liefert, die Leute langfristig in die Kinos zu locken. Man sollte bedenken: Reduziert sich die Wirkung eines Films auf seine Effekte, wird die Sache bald uninteressant, alltäglich, gleichgültig. Man kennt dies aus unzähligen Blockbustern der vergangenen Jahre, die mehr einer Leistungsschau der Special Effects-Filmen glichen als eine gute, interessante Geschichte zu erzählen vermochten: Nicht immer ging dieses Blockbuster-Konzept auf, und nicht selten waren die Produktionskosten weit höher als die Einspielergebnisse. Von der schon eingangs erwähnten Krise des Films war die Rede.
Letztendlich zehrt ein guter Film seine Faszination immer noch aus einem guten Drehbuch, einer fesselnden Geschichte, dem Gefühl des Teilhabens: Kino ist Geschichten erzählen an sich, Geschichten erzählen in Bildern. Es bleibt zu hoffen, dass die Filmschaffenden auf diesen elementaren Umstand, bei allen Möglichkeiten, die 3D zugegebenermassen bietet, nicht vergessen.
Abschliessend noch eine kleine Anmerkung: Wertet man die erfolgreichsten Filme aller Zeiten inflationsbereinigt aus, gibt es fast ausschlisslich ‘historische’ Sieger: auf Platz eins „Gone with the wind“ (1939), gefolgt von „Birth of a nation“ (1915) und „Star Wars“ (1977).