Mit ‘Boulevard’ getaggte Artikel

Donnerstag, 21. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Ist das Journalismus oder Boulevard? “In eigener Sache” über redakteur.cc, meinsenf.net und kulturia.com

Sind meine Artikel und Kommentare billiger Boulevard oder hochwertiger Journalismus?

Manche finden, dass meine Artikel zu lang sind, manche andere finden sie zu kurz, wieder andere finden sie zu boulevardmässig, wieder andere für zu niveauvoll für eine breitere Schicht.

Es trifft alles irgendwie zu und auch wieder nicht: Es gibt auf meinen Seiten redakteur.cc, kulturia.com und meinsenf.net unterschiedliche Artikel und Kommentare und diese haben ein teils sehr unterschiedliches Niveau. Dies entspricht meiner Persönlichkeit und meinem Bedürfnis, auch mit verschiedenen Stilmitteln zu arbeiten:

Ich liebe es, sehr niveauvolle Beiträge zu schreiben (die vielleicht wenige lesen, aber dafür umso begeisterter), aber stehe genauso darauf, mir manchmal auch einfach schreibend loszugröhlen.

Und ich finde, dies alles hat im Journalismus Platz und die Buntheit macht es aus.

Ich empfinde mich selbst als schwarz, als weiss, als schwarz-weiss, aber auch als bunt: Und diese Vielfalt an mir und auch im Journalismus liebe ich. Und ich denke nicht daran, diese meine Buntheit hier in meinen eigenen Medien aufzugeben: es macht Spass das zu schreiben, was ich denke und es so zu schreiben, wie ich es empfinde. Das mag manche (sowohl jene, die gern nur hoch Niveauvolles lesen wollen als auch jene, die sich nur billig emotional aufschaukeln lassen wollen) enttäuschen oder frustrieren: aber ich bleibe dabei: meine Internetpräsenzen redakteur.cc, meinsenf.net und kulturia.com werden auch in Zukunft bunt bleiben in dem Sinne: Es wird weiterhin eher humorvolle oder bissige Kurz-Schmankerln für jene geben, die das lieben. Aber es wird genauso auch gutdurchdachte niveauvolle Kommentare zum (politischen und nichtpolitischen) Zeitgeschehen geben: und diese müssen auch auch etwas länger und ausführlicher sein.

Ich wünsche Ihnen weiterhin ein vielseitiges Vergnügen auf meinen Seiten und freue mich auf Ihr Feedback und Ihre Gedanken.

Herzlichst Ihr

Elmar Leimgruber

Dienstag, 19. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Was macht einen Terroristen aus?

Wodurch begeht man eine terroristische Straftat? Ist jede gesetzlich strafbare Handlung (z.B. eine Besetzung) oder auch eine Demonstration vielleicht automatisch potentiell schon eine terroristische Aktion?

Ist es erst dann ein terroristischer Akt, wenn man eine vorher definierte terroristische Tat tatsächlich auch selbst durchführt? Wie ist es, wenn man sie finanziert? Ist es bereits Terrorismus, wenn man öffentlich darüber nachdenkt, dass und/oder wie eine solche Tat zu begehen wäre? Und vor allem: Ist man bereits ein Terrorist, wenn man medial dafür mobilisiert oder auch nur damit sympathisiert oder wenn man sachlich korrekt darüber berichtet?

Vergangenen Freitag endete die Begutachtungsfrist zum so genannten österreichischen Terrorismuspräventionsgesetz 2010. Die Novelle sieht vor, künftig auch die Aufforderung zu terroristischen Straftaten sowie deren “Gutheißung” unter Strafe zu stellen. Daher meine obigen Fragen dazu.

Österreichs Spezialeinheit COBRA
Foto: BMI

Der Österreichische Rechtsanwaltskammertag (ÖRAK) tritt in einer Aussendung vor allem der beabsichtigten Erweiterung des Katalogs terroristischer Straftaten entschieden entgegen. “Bedenklich stimmt, dass abermals rechtsstaatliche Grundsätze unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung über Bord geworfen werden”, kritisiert ÖRAK-Präsident Dr. Gerhard Benn-Ibler:

Vor allem der Tatbestand der “Gutheißung” öffne potenziellem Missbrauch Tür und Tor. Laut Entwuf ist künftig der zu bestrafen, der eine terroristische Straftat in einer Art gutheißt, die geeignet ist, das allgemeine Rechtsempfinden zu empören oder zur Begehung einer solchen Handlung aufzurufen. “Diese Strafbestimmung ist geeignet, eine offene Diskussion der Erscheinungen des Terrorismus zu erschweren”, erklärt Benn-Ibler, “und stellt daher einen Angriff auf die Meinungsfreiheit in Österreich dar”.

Es bestehe dann die Gefahr einer Pönalisierung von Auseinandersetzungen über historische, wirtschaftliche oder kulturelle Ursachen von Terroranschlägen. “Die Pönalisierung des so genannten Gutheißens terroristischer Straftaten, so verwerflich diese auch sind, schafft jedenfalls eine Gefahr, die ihre denkbaren Vorteile überwiegt”, ist Benn-Ibler besorgt über die weitreichenden Folgen. Der vorliegende Entwurf findet daher nicht die Zustimmung der Rechtsanwaltschaft.

Auch der Österreichische Journalisten Club (ÖJC) brachte bei der Parlamentsdirektion und im Justizministerium eine Stellungnahme zur geplanten Gesetzesnovelle ein:

Er begrüßt zwar grundsätzlich den Willen des Gesetzgebers, die Vorbereitung einer terroristischen Handlung unter Strafe zu stellen. “Aus der Sicht der Journalisten bringen aber die angedachten Gesetzesänderungen einige Probleme mit sich. Besonders der § 278f „Anleitung zur Begehung einer terroristischen Straftat“ bringt eine dramatische Einengung der Berichtsmöglichkeit für Medienmitarbeiter und gleicht einer Zensurmaßnahme.” Diese Bestimmungen machten es Journalisten nahezu unmöglich, über Missstände zu berichten.

Aufgabe des investigativen Journalismus sei aber die Aufdeckung von Missständen, wozu zum Beispiel auch “die schlampige Handhabung von Sicherheitsmaßnahmen auf einem Flughafen” gehöre. Diese Aufdeckungen hätten in der vergangenen Zeit dafür gesorgt, “dass Schwachstellen aufgrund dieser Berichte dann tatsächlich verbessert wurden und in Folge dessen vielleicht sogar zur Verhinderung eines terroristischen Anschlags beigetragen haben”.

Die COBRA im Einsatztraining
Foto: BMI

Für den ÖJC ist dieser Paragraf im Zusammenspiel mit der geplanten Verschärfung des Medienrechtes “ein weiterer Versuch, die Arbeit des Journalisten zu kriminalisieren. Journalistische Berichterstattung über gefährliche Missstände im Sicherheitswesen können mit den Tatverdacht des nicht sachlich definierbaren Begriffs „Aufreizung“ zu einer Verurteilung eines Journalisten führen”, kritisiert der ÖJC. Fachmedien, die sich mit dem Sicherheitsthemen beschäftigen wäre zudem die Existenzgrundlage entzogen, wenn nicht anhand konkreter Tatsachen über Schwachpunkte von Sicherheitseinrichtungen berichtet werden darf.

Der Journalistenclub fordert daher “die ersatzlose Streichung des Paragrafen 278f StGB, da er einerseits die Pressefreiheit drastisch einschränkt und andererseits keine Straftat und deren Vorbereitung oder aber auch die Verleitung dazu verhindern wird können”.

Ich habe zu Beginn dieses Artikel bereits einige Fragen gestellt, die meines Erachtens vor der Verabschiedung eines Gesetzes beantwortet werden müssten und die, wenn es schon zu einer Gesetzesverschärfung kommt, auf jedem Fall auch im Gesetzestext klar genannt und geregelt sein sollten. Denn es kann nicht sein, sondern stellte wohl auch eine Überforderung dar, würde man von jedem Richter erwarten, selbst von Fall zu Fall entscheiden zu müssen, was Terror ist.

Tatsächlich terroristische Handlungen (z.B. Anschläge, Morde, bewafftete Gruppenbildungen, Überfälle…) medial zu bewerben oder gutzuheissen wäre meines Erachtens vollkommen unverantwortlich. Und im Zusammenhang mit dem sogenannten investigativen Journalismus erwarte ich mir schon auch mehr Verantwortungsbewusstsein anstelle von billiger Sensationslust von Seiten mancher Medien, gerade was “Sicherheitslücken” betrifft. Um das mit einem Beispiel zu belegen: Wenn ich als wichtiges Magazin darüber berichte, dass es erstaunlich ist, dass die hochprominente Familie XY nicht nur keine Leibwächter hat, sonderen deren Haus nicht einmal alarmanlagengeschützt ist, dann wird die betroffene Familie zwar wohl rasch für Sicherheitsmassnahmen sorgen (reicht es nicht, wenn ich die Betroffenen auf ihre Sicherheitslücken aufmerksam mache? Muss ich darüber berichten?), aber vielleicht kommen diese zu spät, weil meine Story sofort Verbrecher anlockt…

Andererseits: Nur sachlich korrekt darüber zu berichten, was geschieht, bedeutet keinesfalls eine Aufforderung oder Gutheissung dessen.

Zusammengefasst: Es muss im Interesse aller (auch aller Medien) liegen, echten Terrorismus (und zuvor muss definitiv abgeklärt werden, was da alles dazugehört) zu bekämpfen, und dem weder eine Plattform noch Werbemöglichkeiten zu bieten und ihn erst recht nicht gutzuheissen. Eine objektive und sachliche mediale Berichterstattung ist ja auch niemals eine Terrorismusförderung oder gar -gutheissung.

Die Bevölkerung hat das Recht auf unzensorierte Informationen. Die freie Meinungsäusserung und die Pressefreiheit sind Grundwerte einer demokratischen Gesellschaft und dürfen also niemals zugunsten des sogenannten “Kampfes gegen den Terror” geopfert werden. Und daher sind auch gesetzliche Versuche einer Internetzensur (wie aktuell beispielsweise im angeblich liberalen Frankreich) strikt abzulehnen.

Jeder aber, der publizistisch oder anderweitig (z.B. als Unterrichtender) an der öffentlichen Meinungsbildung mitwirkt, trägt eine überaus grosse Verantwortung, nicht nur für sich, sondern mit für all jene, die er erreicht und mitprägt. Dieser Verantwortung muss man sich -auch als Journalist- bewusst sein und gewissenhaft zugunsten des Allgemeinwohls (=das Wohl aller) handeln.

Dienstag, 15. Juli 2008, von Elmar Leimgruber

Dichands Österreich und die EU

Ich schätze Hans Dichand sehr und halte ihn nicht nur für den mächstigsten und einflussreichsten Medienmann Österreichs, sondern ich habe auch grosse Achtung davor, wie feinfühlend er spürt, was die Bevölkerung denkt und will und wie geschickt er damit umgeht.
Aber natürlich schreibt er nicht nur, was gelesen werden will, sondern er macht auch aktive Politik, wenn er auch nicht Parteien fördert, sondern konkrete Politiker, besser gewisse politische Ideen oder Visionen.
Ich bin davon überzeugt, dass Hans Dichand ein überzeugter Europäer ist, vielleicht mehr als viele, die diese Idee lautstark von sich geben. Und dennoch ist er offenbar skeptisch einer EU gegenüber, die im Grossen über alle entscheidet, und dabei die Wünsche und Bedürfnisse kleinerer Staaten ignoriert.
Die Vision eines grossen geeinten Europas der Länder, Völker und Kulturen und die Beobachtung der realen europäischen Situation müssen kein Widerspruch sein. Vielleicht ist Europa ja auch noch nicht reif für seine Einheit, auch wenn ich mir diese sehnlichst wünsche. Vielleicht kann ein geeintes Europa ja auch nur funktionieren, wenn nicht drei bis vier Staaten beschliessen und alle anderen dem entsprechen, sondern wenn die Wünsche eines jeden Mitgliedslandes ernstgenommen und berücksichtigt werden und wenn im Gegenzug dazu auch die kleineren Mitgliedsstaaten bereit sind, vielleicht auch schmerzhafte Kompromisse einzugehen.
Aber zurück zu Dichand: Ja, er ist überzeugter Europäer, mit Sicherheit. Und ja, er spürt, dass die Bevölkerung aus berechtigten Gründen Zweifel an der derzeitigen EU hegt. Und ja, er wünscht sich sicherlich eine andere EU als die derzeitige. Aber die gibt es nicht, wenn ich mir auch sehnsüchtigst wünsche, dass sich Vieles zum Guten hin (viel weniger Bürokratie, mehr Rücksicht auf lokale Probleme…) ändern möge.
Ich bin davon überzeugt, dass Dichand keinen Austritt Österreichs aus der Europäischen Union will: Immerhin hat er sich seinerzeit mit der Kronenzeitung -zwar spät, aber doch- vor der Volksabstimmung für den Beitritt Österreichs ausgesprochen. Er will “nur” berechtigterweise eine andere EU und für diese tritt er auch ein.
Aber wenn jetzt nur noch 36 Prozent der österreichischen Bevölkerung ihre EU-Mitgliedschaft als positiv erachten, dann stimmt mich dies nachdenklich. Und wenn es auch unwillentlich sein mag: die Kronenzeitung mit Dichand trägt für dieses schlechte Ergebnis im Eurobarometer die Mitverantwortung.
Ich habe daher nicht nur die Vision einer besseren und gerechteren und rücksichtsvolleren EU, sondern auch die einer Kronenzeitung, die sich -aus Liebe zu Österreich- ihrer europäischen Verantwortung bewusst ist.

Da mir der europäische Gedanke und die europäische Einigung ausserordentlich wichtig sind, habe ich zu diesem Thema auch schon des Öfteren hier geschrieben, so unter anderem am 9.4.2008 (siehe ebenda!). Und auch mein Europa-Kommentar von Ende 2005 hat erstaunlicherweise immer noch Gültigkeit.

Donnerstag, 26. Juni 2008, von Elmar Leimgruber

“News” greift unter die Gürtellinie

Okok, ich gebs zu: Als Illustrierte muss man Schlagzeilen haben und sie eventuell auch auf die Titelseite setzen, um den Absatz zu erhöhen. Aber nicht um jeden Preis.
Das bunte österreichische Massenklatschblatt “News”, das seriösen Journalismus schon lange hinter sich gelassen hat, brachte letzthin einen Fussballer der österreichischen Nationalmannschaft auf der Titelseite mit Foto und zitierte dazu eine angebliche ex-Geliebte, dass dieser nicht gerade eine Sexbombe sei.
Erstens: Wen geht es was an, wer wie im Bett ist?
Zweitens: Was muss das für ein charakterloser Mensch sein, der intimes Wissen der Klatschpresse erzählt?
Und drittens und vor allem: Wie charakterlos muss man als Journalist sein, wenn man solch ein Verhalten auch noch durch Abdruck honoriert? Und was sagt die Veröffentlichung eines solchen Beitrags mit Bild auf der Titelseite über die Verantwortlichen eines Mediums aus?

Freitag, 1. September 2006, von Elmar Leimgruber

Der Ausverkauf Österreichs

“Ausverkauft” hieß es gestern überall, als der interessierte Leser gegen Mittag doch noch ein Exemplar der Fellner-Tageszeitung “Österreich” ergattern wollte. Dabei wurden am Vormittag sogar an belebten Straßen und Plätzen Wiens Gratisexemplare davon verteilt.
Ich gehe mal davon aus, dass absichtlich zu wenige Exemplare vorhanden waren, weil man sonst ja nicht diese Schlagzeile hätte, die selbst bis zum Ö1 Mittagsjournal durchdrang.
Dennoch: Ein Ausverkauf startet üblicherweise, wenn die Lager geräumt werden müssen und man die viel zu vielen Waren sonst nicht los wird.
Was soll man sich also im Fall von Fellners “Österreich” (siehe dazu auch meinen Kommentar dazu vom 4.8.2006) denken, wenn der Ausverkauf schon am ersten Tag beginnt?

Audiobeitrag

Freitag, 4. August 2006, von Elmar Leimgruber

Wolfgangs Österreich

Nein, damit meine ich nicht Wolfgang Schüssel, Österreichs Bundeskanzler, obwohl er seit zwei Legislaturperioden bereits Österreich prägt, was dem einen mehr, dem anderen weniger gefallen mag.
Ich meine Wolfgang Fellner, jenen Medienmann, der seit Jahren mit seinen Magazinen die Themen vorgibt und die Politik bestimmt und der im September seine Tageszeitung, namens “Österreich”, herausbringt.
Es stört ihn nicht, dass ihn “sein” News-Verlag nicht mehr haben will, denn seine ganze Aufmerksamkeit gehört nun seinem Traum: “Österreich wird neu”.
Ich wünsche mir ja auch, dass “Österreich” neu wird vor allem auch medienmäßig: Die Zeitungs-Verantwortlichen müssen sich endlich wieder für Qualität entscheiden: In der Auswahl ihrer “Redakteure” dürfen also nicht aus finanziellen Überlegungen Neulingen anstatt Profis der Vorzug gegeben werden. Und ich wünsche mir auch, dass Fellners Tageszeitung tatsächlich sachlich und objektiv anstatt marktschreierisch und skandalsüchtig wird, indem sie über Politik berichtet anstatt Politik zu betreiben. Aber nein, aus diesem Traum wird wohl nichts.
Wolfgang Fellner und Hans Dichand sind einander sehr ähnlich und zwar im klaren Erkennen und Vermarktung jener Themen, die für Menschenmassen (und daher auch für den Umsatz ihres Mediums) von Bedeutung sind. Beiden geht es um Österreich, aber Hans Dichand hat Ideale und sieht nicht nur Quoten und Macht. Wolfgang Fellner aber will die absolute Macht über Österreich. Die wird er haben, wenn es ihm gelingt, Hans Dichand davon zu überzeugen, ihm die Kronenzeitung als Erbe zu übergeben. Darum geht es Fellner mit seinem Tageszeitungsprojekt eigentlich: um die Herrschaft über die “Krone”: davon bin ich überzeugt.