Mit ‘Brass’ getaggte Artikel

Dienstag, 11. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

Das Royal Concertgebouw Brass Ensemble brilliert live

Mehr zufällig als bewusst geplant entstand das Brass Ensemble des Royal Concertgebouw Orchestra (RCO) Amsterdam 2003, als erstmals keine USA-Tournee des gesamten Orchesters stattfand, man dort aber wenigstens die begehrten niederländischen Dozenten für Workshops in die Staaten einladen wollte.

Nachdem diese Meisterkurse für Blechbläser in Folge aber nicht nur in den USA, sondern auch in China, Japan, Deutschland , der Schweiz und England äußerst erfolgreich waren, beschlossen die Blechbläser des Royal Concertgebouw öfter gemeinsam aufzutreten und auch auf Tournee zu gehen. Und als solche waren sie auch in Südtirols Kulturhauptstadt Meran beim 10. Internationalen Brassfestival zu Gast.

Die 16 Musiker des RCO Brass Ensemble (je 4 Trompeten und Hörner, 3 Posaunen + Bassposaune, Tuba, 2 x Percussion, Dirigent) unter der Leitung von Theo Wolters live zu erleben, ist ein musikalischer Hochgenuss: Weder spielen sie “brav” und unscheinbar, noch besteht das Konzert aus einem einzigen Energieausbruch ohne Höhen und Tiefen. Im Gegenteil: diese Musiker verstehen es bestens, alle Facetten der Musik herauszukehren, die es gibt, was sich -je nach Werk- sowohl in den verschiedenen Tonfarben offenbart als auch in der Vielfalt nicht nur der Tempi, sondern auch in der Variation der Lautstärke, kurz: ein Bläserensemble, das man unbedingt mal live erleben sollte.

Noch selten habe ich Blechbläser sowohl so harmonisch wie auch bewegend musizieren sehen und hören. Theo Wolters ist offenbar musikalischer ein Magier, der seinen Bläsern nicht nur Höchstleistungen zutraut, sondern diese auch erfolgreich einfordert. Und der Solist des Abends, Fons Verspaandonk, der das Hornkonzert von Saverio Mercadante interpretierte, ist ein Genie an seinem Instrument, dem Horn: Hätte man ihn nicht live spielen gesehen, würde man eine solche technische Perfektion verbunden mit viel Soul nicht für möglich halten.

Das internationale Brassfestival, das heuer bereits zum 10. Mal in der ehemaligen Kaiserstadt Meran in Südtirol stattfindet, steht unter der künstlerischen Leitung von Alexander Veit. Die bedeutendsten Brass-Ensembles der Welt waren hier bereits zu Gast, darunter Empire Brass und Juvavum Brass, London Brass, bach-blech&blues, German Brass, Black Dyke Band, Fairey Breass Band, Blechschaden und Mnozil Brass. Das letzte diesjährige Konzert bestreitet Pro Brass unter der Leitung von Albert Lauss-Linhart am 15.10.2011 ebenfalls um 20.30 Uhr im Kursaal von Meran.

 

Sonntag, 24. Oktober 2010, von Elmar Leimgruber

Bläserensemble Federspiel: Harmonie aus Kunst und Spass

Eigentlich gibt es dieses Bläserensemble aus der Wachau schon seit sechs Jahren, als die jüngsten Mitglieder erst 16 Jahre alt waren. Inzwischen besuchen sie alle universitäre Musikausbildungen sind mittlerweile so richtig “voll guat drauf” im guten Sinne: Federpiel.

An sich spielen sie ja nach eigenen Angaben Volksmusik aus dem aktuellen und aus dem “alten” monarchischen Österreich. Aber das, was man von Simon Zöchbauer (Flügelhorn und Zither), Thomas Winalek (Posaune), Ayac Jimenez-Salvador (Trompete), Robert Puhr (Bass), Frederic Alvarado-Dupuy (Klarinette), Philip Haas (Flügelhorn) und Matthias Werner (Posaune) aktuell zu hören und zu sehen bekommt, ist von irgendwelchen immer gleich klingenden unerträglichem volkstümlichen schnulzigen Gesülze unendlich weit entfernt.

Und auch die oft mit viel Liebe und Idealismus vorgetragene Blasmusik unserer heimischen Musikkapellen ist natürlich -aus verständlichen Gründen nicht auf diesem musikalischen und künstlerischen Level. Das ist – unter reinen Hobbymusikanten-auch nicht machbar. Und dennoch gebührt jenen vielen fleissigen Musikantinnen und Musikanten in zahlreichen Musikkapellen und ihren Lehrern und Kapellmeistern im deutschsprachigen Raum an dieser Stelle auch Dank und Anerkennung.

Aber Federspiel sind anders, ganz anders. Das, was Kenner am echten Jazz so lieben, das fühlen diese Musiker und das spielen sie auch. Volksmusik klingt bei ihnen, unabhängig davon, ob sie nunjodeln, singen oder ihre Instrumente blasen, einerseits authentisch und andererseits verbunden mit diesem Augenzwinkern, das erkennen lässt: Musik zu machen: sich so auszuleben, das erfüllt sie und macht sie glücklich. Daher klingt alles, was sie auf der Bühne tun, gleichermassen ungezwungen und locker, wie es hochprofessionell musiziert ist. Dabei ist die Besetzung des Ensembles auch aussergewöhnlich: Zu den Blechbläsern gesellt sich hier eine Klarinette und das sonst häufig vorkommende Horn fehlt vollends.

Natürlich -und der Vergleich sei mir erlaubt- erinnert man sich beim Federspiel-Konzert an DAS österreichische Bläserensemble, an Mnozil Brass (vgl. http://www.redakteur.cc/mnozil-brass-rockt/). Ja, und natürlich haben jene auch einfach noch viel mehr Erfahrung. Aber dies ändert nichts daran, dass Federspiel künstlerisch und musikalisch weit überdurchschnittlich sind: so liebe ich Kunst: so dargeboten erfreut sie mein Herz: Das ist Harmonie aus Kunst und Spass.

Ich wünsche den Mitgliedern von Federspiel weiterhin viel Erfolg und -das sei auch noch erwähnt- ein Künstlerportrait auf Ö1 wäre höchst an der Zeit.

Und hier können Sie die Musik von Federspiel mit Mnozil Brass vergleichen:

Und hier können Sie Federspiel in einem -zugegebenermassen für ihre sonstige Lockerheit eher “braven”- Video bewundern:

Federspiel mit “On The Road To Lisdoonvarna”

Samstag, 5. Juni 2010, von Elmar Leimgruber

Geschützt: Bridge Over Troubled Water im neuen elmadonmusic-Blechbläser-Arrangement – Infos auf facebook bei elmadonmusic.com

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Sonntag, 29. Dezember 2002, von Elmar Leimgruber

Überwältigend gut: Bernhard Reifer und die Brass Band Pfeffersberg

Wer sich unter Blasmusik ewig gleiche Klänge mit stets denselben Rhythmen und Melodien oder krampfhaft demonstrierte Zeitgemäßheit erwartet, wurde am 28. Dezember 2002 im Bozner Haydn-Saal eines Besseren belehrt: Die Brass Band Pfeffersberg (BBP) wagte sich an ein sehr niveauvolles und schwieriges Programm, gab es doch u.a. Ouverturen von Shostakovich und von Berlioz, “The Olympic Spirit” von John Williams und das über 30 Minuten dauernde siebensätzige Werk “Hymn Of The Highlands” von Philip Sparke zu hören. Zudem kam auch das der Brass Band gewidmete Stück “BBP” vom jungen Südtiroler Blasmusikkomponisten Armin Kofler zur Aufführung. Kofler ist grosses Lob für sein Werk auszusprechen, das etwas an frühe Kompositionen von John Williams erinnert.
Wenn man bedenkt, dass es sich bei diesem Blechblasorchester um einem grossteils aus Laien-Musikern bestehenden Klangkörper handelt, war ich umso mehr positiv überrascht vom hohen Niveau und von der Spielkunst der BBP. Was man bei Blasmusikkonzerten üblicherweise nicht gewohnt ist, wurde bei diesen Interpretationen Wirklichkeit: es entstand Hochstimmung, ja ich bekam mehrmals Gänsehaut, wie mir das meist nur bei manchen Aufführungen unter der Stabführung Roger Norringtons oder Daniel Barenboims geschieht. Ich war am Ende des Konzerts wunschlos glücklich und schwebte irgendwie im Raum vor Begeisterung. Zurückzuführen ist das vor allem auf Bernhard Reifer, einem begnadeten jungen Dirigenten, der eigentlich Schlagzeuger bei der Musikkapelle Pfeffersberg ist.
Reifer ist ein Naturtalent mit einem unvergleichlichem Charisma und mit einer Ausstrahlung, die die Musikanten zu dynamischen und einfühlsamen Höchstleistungen erhebt.
Bernhard Reifer ist ein Name, den sich die Musikfachwelt einprägen sollte. Es sei ihm vergönnt, ein Musikstudium zu absolvieren, um sein weit überdurschschnittliches noch weiter zu entfalten.