Mit ‘Dagmar Hellberg’ getaggte Artikel

Freitag, 28. November 2014, von Elmar Leimgruber

“Annie”: Wenn Weihnachten wird in Baden… (Musical-Kritik)

Es erfordert Mut, eine aus Kino und Fernsehen bekannte Story auf die Bühne zu bringen. Denn es kann schief gehn, sehr schief, vor allem weil die Handlung bekannt ist und weil die dazu passenden Bilder im Kopf der Besucher sind. Daher war es auch ein großes Wagnis, zu der sich die Bühne Baden nur schwer entscheiden konnte, wie Intendant Sebastian Reinthaller auf der Premierenfeier verriet, ausgerechnet das Musical “Annie” von Charles Strouse (Musik), Thomas Meehan (Buch) und Martin Charnin (Gesangstexte) aufzuführen. Die deutsche Fassung stammt von Holger Hauer und Jürgen Hartmann.

Den Mutigen aber gehört oft die Welt, so auch in diesem Fall: Die Inszenierung von Alexandra Frankmann-Koepp passt einfach genauso wie das fast märchenhafte Drehbühnenbild von Sam Madwar und die ganz hervorragende Choreographie von Markus Tesch. Und die Bühne Bühne ist (hoffentlich auch weiterhin) in der glücklichen Lage, ein klassisches Musical auch mit vollem klassischen Orchester unter der gekonnten Leitung von Oliver Ostermann auszustatten.

Hervorragend ist auch die Besetzung der einzelnen Darsteller für dieses Musical gelungen: Die Hauptdarstellerin Johanna Öhler brilliert als das Weisenhauskind Annie genauso wie Erwin Windegger als der steinreiche Mr. Warbucks, der eigenlich nur ein armes Waisenkind über Weihnachten bei sich aufnehmen möchte. Schließlich und endlich jedoch verfällt er (dessen Wandlung geht aber auf der Bühne leider zu schnell und daher schwer nachvollziehbar vor sich) dem selbstbewussten, intelligenten und frechen Kind Annie und will sie als Tochter adoptieren, würde diese nicht unbedingt ihre echten Eltern wiederfinden wollen. Aber wer, wenn nicht Mr. Warbucks, der selbst beim US-Präsidenten Roosevelt (Franz Josef Koepp) ein- und ausgeht, könnte das schaffen.

Und da gibts noch die frustrierte und geldgierige Waisenhaus-Chefin Miss Hannigan: Dagmar Hellberg, welche ihre eigentliche Nebenrolle aufgrund ihrer hervorragenden Interpretation beinahe zur Hauptrolle werden lässt. Und da es sich um ein Musical für die ganze Familie handelt, darf da natürlich auch ein Hund nicht fehlen…

Alles in allem gerade jetzt für die Weihnachtszeit ein wunderbares Stück, großartig auf die Bühne gebracht, gespielt und gesungen, das alles für die gesamte Familie bietet: Kälte, Soziales, viel Herz, Spannung und ein märchenhaftes Finale, das man sich und seiner Familie gern sogar mehrmals gönnen könnte.  Großes Kompliment an alle bei der Bühne Baden.

 

 

 

 

Ich nütze nun auch die Gelegenheit, mich hiermit öffentlich vom langjährigen Intendanten der Bühne Baden Robert Herzl zu verabschieden, der leider zu früh verstorben ist. Ich habe schon seine zahlreichen Arbeiten an der Wiener Wiener Volksoper sehr geschätzt. Ich bedauere seinen frühen Tod und drücke hiermit allen Hinterbliebenen mein Beileid aus. R.I.P. Robert Herzl.

Sonntag, 6. Oktober 2013, von Elmar Leimgruber

Er kam, sah und mordete – Musical-Kritik: Sweeney Todd

Was macht einen Menschen zum Amokläufer, zum Massenmörder? Enttäuschung, Verzweiflung, Rache für Erlittenes, Perspektivenlosigkeit? (Siehe dazu auch meine Gedanken zum “Monster Mensch” von vor einigen Jahren) “Treiben” ihn andere regelrecht zu diesen Taten? Oder trägt jeder Mensch doch letztlich persönlich und ganz allein die Verantwortung für das, was er in seinem Leben vollbringt oder auch nicht?

Bedingt vor allem durch zahlreiche manipulative herzerreißende (vor allem US-)TV-Serien, die uns alltäglich einen Schein der Wirklichkeit zu vermitteln trachten, fühlen wir zuweilen Solidarität mit Mördern: Wenn ihnen so viel Böses durch andere widerfahren ist, können wir teils nachvollziehen, warum sie sich wehren und rächen, auch wenn sie dadurch zu Verbrechern werden. Und die Gefahr besteht, sich vielmehr mit den Tätern zu solidarisieren als mit den Opfern.

Wie könnte ein Mensch es je verkraften, wenn ein selbstsüchtiger Richter ihn erurtailt und verbannt, nur um dessen Frau zusammen zu sein. Und wie unerträglicher wäre es noch,wenn derselbe Richter dann auch noch deren Tochter ehelichen will, weil er sich in Verlangen nach ihr verzehrt? Würde man sich mit jenem Mann nicht solidarisieren, der Rache schwor an jenem Richter, der ihm zuerst die Frau, dann seine Tochter nahm?

Die Story ist zwar nicht neu, diese konkret stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und spielt in London:
Einem Barbier wird wie erläutert die Frau durch einen skupellosen Richter entrissen, er selbst unschuldig verurteilt und verbannt. Jahre später flieht er und kehrt incognito nach London zurück und sinnt auf Rache. In einer zweifelhaften Pastetenbäckerin, welche ihn immer schon liebte und nun wiedererkennt, findet er eine treue Rachebegleiterin. Sie erzählt ihm, dass seine Frau sich selbst getötet hat. Und von einem Matrosen, der mit ihm nach London gekommen war, erfährt der Barbier, dass der verruchte Richter nun auch seine Tochter ehelichen will. Der Matrose indes will sie aus den Fängen des Böses retten und plant sie zu entführen, weil er sie liebt. Der Richter, dem seine Ziehtochter (und des Barbiers Tochters) die Liebe verweigert, lässt sie zur Strafe ins Irrenhaus bringen. Der Barbier beschließt, nur den Richter mit seinem Rasiermasser zu töten.

Doch als ein früherer Mitarbeiter des Barbier seinen Meister wiedererkennt und ihn zu erpressen versucht, begeht der Barbier seinen ersten Mord. Aus Schmerz und Rache an der ungerechten Welt folgen viele weitere Morde, während die Pastetenbäckerin die Leichen zerstückelt und als Fleisch-Pasteten verarbeitet und äußerst erfolgreich verkauft. Während der erste Versuch, den Richter am Barbierstuhl zu töten misslingt, gelingt der spätere Mord und die Rache ist vollbracht. Eine Bettlerin in der Nähe ahnt Böses und glaubt, den Barbier ebenfalls wiederzuerkenen. Auch sie tötet der Barbier und bermerkt erst später, dass dies seine totgeglaubte Frau ist. Und damit war für den Barbier im Grunde alles, ja gar alles umsonst…

Stephen Sondheim adaptierte diese Story für sein Musical (Buch: Hugh Wheeler) “Sweeney Todd” (das übrigens vor einigen Jahren durch Tim Burton mit Johnny Depp und Helena Bonham Carter erfolgreich verfilmt wurde). Und die Wiener Volksoper, die nicht nur als Operettenbühne einen hervorragenden Ruf hat, sondern sich in den vergangenen Jahren auch in zweigenössischen Werken erfolgreich bewiesen hat (unter anderem durch das Musical “Die spinnen, die Römer”, ebenfalls aus der Feder von Sondheim), hat das blutrünstige Stück in dieser Saison neu am Programm.

Ich bin nicht davon überzeugt, dass das großteils doch eher traditionelle Publikum seine helle Freude an einem solch skandalösen Stück mit Rachegelüsten hat. Und doch: warum sollte man nicht ausgerechnet ein klassisch verwöhntes Publikum mit solchen Stücken schockieren oder besser wachrütteln, aufrütteln zum Hinterfragen? Es muss nicht sein, wie’s immer war. Im Gegenteil.

Die Volksopern-Inszenierung von Matthias Davids ist aufwendig und stimmig: es passt einfach einfach alles. Und diese Produktion könnte man problemlos 1:1 beispielsweise am Londoner West End genauso zeigen wie hier in Wien. Und es ist mutig und gleichzeitig lobenswert, dass “Sweeney Todd” an der Wiener Volksoper zur Gänze in deutscher Sprache (deutsche recht witzige Fassung: Wilfried Steiner) aufgeführt wird.

Und auch die Besetzung könnte besser nicht sein: Robert Meyer, der Volkopern-Intendant höchstpersönlich spielt und interpretiert “nur über meine Leiche” (Meyers erste Reaktion auf den Vorschlag, dieses Stück in den Volksopern-Spielplan aufzunehmen) den für seine bösen Taten zu ermordenen korrupten Richter Turpin authentisch. Morten Frank Larsen ist sowohl stimmlich als auch schauspielerisch die Idealbesetzung für den frustrierten und am Leben verzweifelnden Sweeney Todd wie auch Tom Schimon als Tobias Ragg, Anita Götz als Joanna und Vincent Schirrmacher als Pirelli ideal besetzt sind. Sensationell in jeder Hinsicht und damit unübertroffen hingegen interpretiert Dagmar Hellberg (erstaunlich wie wenige CDs und DVDs es mit diesem Ausnahmetalent gibt)  Mrs Lovett. Ein großes Kompliment gebührt an dieser Stelle übrigens auch dem an diesem Abend hervorragenden Orchester der Volksoper unter der Leitung von Joseph R. Olefirowicz.

Zugegeben: “Sweeney Todd” ist skuril und blutrünstig (6 Liter Kunstblut werden pro Vorstellung vergossen), aber künstlerisch ist diese Aufführung in der Wiener Volksoper hervorragend und der Besuch sehr zu empfehlen: Und auch wenn dies nicht jedem passt: Kunst und Kultur müssen provozieren: politisch wie gesellschaftlich. Aber was wir tatsächlich inhaltlich aus der Vorstellung lernen -falls wir das sollen- bleibt uns selbst überlassen.

Donnerstag, 27. Oktober 2011, von Elmar Leimgruber

Nationalfeiertag 2011- Eindrücke in Bildern

Das war der Nationalfeiertag 2011: Das Wetter war zwar eher trist. Dennoch nutzten viele die Gelegenheit, den österreichischen Bundespräsidenten, das österreichische Parlament, verschiedene Ministerien, die Vorführungen der Helfer Wiens und das Gratis-Kurzkonzert der Vereinigten Bühnen Wien (VBW) zu besuchen. 650.000 Besucher kamen (nach dessen Angaben seit Donnerstag) allein zur ebenfalls stattfindenen Leistungsschau des Bundesheeres.

“Wenn wir heute alle gemeinsam auf diese Leistungen unseres Bundesheeres stolz sind und im Besonderen auch auf die traditionelle Leistungsschau des Bundesheeres hier am Heldenplatz, dann sind wir stolz auf die Leistungen eines Österreichischen Bundesheeres, das auf der verfassungsmäßig verankerten Wehrpflicht aufbaut”, sagte Bundespräsident Heinz Fischer (auch oberster Befehlshaber des Bundesheeres), der damit erneut die Wehrpflicht (gegenüber Verteidigungsminister Norbert Darabos, der dessen Abschaffung anstrebt) verteidigte.

Besuche beim Bundespräsidenten und Bundeskanzler und einigen Ministerien habe ich bereits am Nationalfeiertag 2010 dokumentiert. Daher liegt heuer der Schwerpunkt meiner Fotodokumentation bei der Leistungsschau des Bundesheeres und beim Konzert der VBW (Drew Sarich, Andreas (Andi) Bieber, Ann Mandrella, Kai Peterson, Dominik Hofbauer, Ana Milva Gomes, Dagmar Hellberg). Hier sind Eindrücke in Bildern (Fotos) vom österreichischen Nationalfeiertag 2011: