Philippe Jordan wird ab der Saison 2014/2015 vorerst für fünf Jahre neuer Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Wiener Symphoniker, wie gestern Abend bekanntgegeben wurde. Bereits in der laufenden Saison 2011-12 wird das Wiener Traditionsorchester mit Jordan die traditionellen Konzerte zum Jahreswechsel im Wiener Konzerthaus bestreiten, im April 2012 folgen zwei weitere gemeinsame Auftritte im Musikverein Wien.
Nach seiner Tätigkeit als Assistent von Jeffrey Tate erlangte der 37-jährige gebürtige Schweizer vor allem durch sein Engagement an der Staatsoper Unter den Linden Berlin, wo er unter anderem als Assistent von Daniel Barenboim tätig war (1998 bis 2002) tätig war, internationale Bekanntheit. Ab der Spielzeit 2001/02 war er Chefdirigent des Grazer Philharmonischen Orchesters und des Grazer Opernhauses. Seit der Spielzeit 2009/10 ist er musikalischer Direktor der Opéra National de Paris. Zudem übernahm er ab der Spielzeit 2006/07 den Posten des Ersten Gastdirigenten an der Berliner Staatsoper Unter den Linden.
„Ich bin sehr glücklich, dass ich mich nun als Chefdirigent eng an dieses Orchester mit seinem enormen Potenzial binde. Für meine erste Saison an der Spitze der Wiener Symphoniker sind neun Abonnement-Programme mit jeweils zwei bis drei Konzerten in Wien sowie zwei Tournee-Projekte fix eingeplant. Die künstlerische Leitung des Konzertorchesters der Stadt Wien bildet eine ideale Ergänzung zu meinen Verpflichtungen als Musikdirektor an der Pariser Oper“, erklärte Philippe Jordan, der damit einen ersten Ausblick auf die zukünftige Arbeit mit dem Orchester bietet.
Die Wiener Symphoniker sind ein ausgezeichnetes Orhester, das den Vergleich mit weit bekannteren Orchestern, auch mit den Wiener Philharmonikern weltweit keinesfalls zu scheuen braucht. Aber fast alles liegt am Dirigenten:Exzellente Musiker brauchen kein Alibi-Hansl am Dirigentenpult, sondern einen Musikchef, der Talent, Begeisterung, Persönlichkeit und Mut zu Innovationen mitbringt, der sie fördert und fordert. Insofern wurde es höchste Zeit für Philippe Jordan als Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Wiener Symphoniker. Und das Orchester möge dankbar sein, dass dessen Vorgänger, der umstrittene Fabio Luisi (dessen Karriere in Österreich ich schon nicht nachvollziehen konnte und erst recht nicht seinen Gang an die MET), durch anderweitige Karrierepläne (und trotz seiner Verpflichtung als Chefdirigent bis 2013) nur mehr wenig Zeit mit ihnen verbringt: Farblose und inspirationslose Dirigenten (sogar mit internationalem Renommee) gibt es in Massen, Persönlichkeiten als Dirigenten nur sehr wenige (und diese sind die einzigen, die ein Orchester zu Glanzleistungen bringen können). Und ich gratuliere den Wiener Symphonikern (im Gegensatz zu den Wiener Philharmonikern, die sich bei ihrer Wahl bedauerlicherweise für den bequemen Weg entschiedenen haben) zu ihrem offensichtlichen Wunsch und Mut, besser werden zu wollen und dafür neue Herausforderungen gerne anzunehmen.