Mit ‘Glaubwürdigkeit’ getaggte Artikel

Mittwoch, 7. November 2012, von Elmar Leimgruber

ORF-Redakteure wollen keine parteipolitisch besetzten Chefs

ORF-Redaktionssprecher Peter Daser
Foto: orf.at

Unter dem Motto “Wir wollen gehört werden, denn wir sind misstrauisch” protestierten Redakteurinnen und Redakteure der ORF-Radio-Information gestern vor dem ORF-Zentrum “Misstrauen ist keine gute Arbeitsgrundlage, Misstrauen schadet unserer Glaubwürdigkeit. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk braucht Glaubwürdigkeit,” erklärte Redaktionssprecher Peter Daser in seiner Rede.

“Der Hörfunkdirektor (Karl Amon) hat im Bestellungsprozess der Leitung des Ressorts Radio-Innenpolitik nicht das Vertrauen der Redaktion,” hatte die ORF-Redaktion bereits am Montag in einer Resolution an ORF-General Alexander Wrabetz festgestellt.

Die ORF-Journalisten wehren sich mit dieser Maßnahme erneut gegen politische Einflussnahme durch die Besetzung von entscheidenden Positionen im ORF. Konkret protestieren sie hier gegen die Besetzung des Chefs der Radio-Innenpolitik mit einem externen SPÖ-nahe Kandidaten (Edgar Weinzettl), während die von der Redaktion selbst gewählten Kandidaten übergangen wurden: “Wir sind misstrauisch, wenn die Geschäftsführung bis in die kleinste Redaktionseinheit mitbestimmen will, dort, wo die Interviews und die Beiträge gemacht werden.”

Da das ORF-Gesetz ein Mitwirkungsrecht der Redaktionen an personellen Entscheidungen vorsehe, fordern die ORF-Redakteure:

“Wir fordern, dass dieses Mitwirkungsrecht durchgesetzt wird!
Wir fordern, dass Posten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nachvollziehbar und transparent vergeben werden!
Wir fordern, dass der Gesetzgeber einen Rahmen schafft, der die Unabhängigkeit der Redaktionen und des ganzen ORF stärkt!

Denn wir Journalistinnen und Journalisten sind unseren Hörerinnen und Hörern verpflichtet. Und wir werden weiterhin kämpfen gegen jede Gefährdung der Glaubwürdigkeit und der Unabhängigkeit des ORF. Das ist wichtig für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, das ist wichtig für die Demokratie. Wir gehören gehört!”

 

Weitere Meldungen zum Thema ORF und politische Unabhängigkeit:

- ORF-Journalisten fordern endlich Unabhängigkeit (Info und Kommentar)

- Neuer ORF-Stiftungsrat gewählt

- SPÖ-manipulierter Publikumrat wählt SPÖ-Vorsitzenden und SPÖ-Stellvertreterin (Kommentar)

- Strobitzer wird ORF-Radio-Chefredakteur

- Als der SPÖ-Chef im ORF seinen Rammbock abschoss

- Roland Adrovitzer wird ORF-Korrespondentenchef, Karl Amon wird APA-Vorstand (Beitrag)

- SOS ORF: Warum wehren sich die ORF-Redakteure nicht gegen Faymanns Bevormundung? (Kommentar)

- Ö1-Chef Treiber fordert: Aktive Politiker zurück in den ORF

- Politische Unabhängigkeit und wirtschaftliche Zwänge

- Journalisten sind manipiuliert, korrupt und Lügner

- Pressefreiheit bedeutet nicht journalistische Willkür

- Mobbing, Machtkämpfe und Postenschacher im ORF (Info)

- Deutscher PR-Rat fordert Trennung von Redaktion und Werbung (Info + Kommentar)

- Journalisten und Juristen warnen: Meinungsfreiheit in Gefahr (Info)

- Journalistenclub: Pressefreiheit braucht keine Fesseln (Info)

- SOS ORF: Warum wehren sich die ORF-Redakteure nicht gegen Faymanns Bevormundung? (Kommentar)

- Für Verantwortung im Journalismus UND Pressefreiheit (Kommentar)

- ORF unter Wrabetz 2: weiter rot-grün (?)

- Verbrechen und journalistische Verantwortung (Kommentar)

Samstag, 14. Januar 2012, von Elmar Leimgruber

Aufwachen: Schuldenbremse: JETZT!

Wirklich ernsthaft bei den öffentlichen Geldern (Steuergeldern) sparen, das wollen Österreichs Politiker aller Farben nicht oder nur unzureichend. Es kommen wenig sinnvolle Vorschläge (ÖVP…) oder populistische Forderungen (SPÖ, Grüne, FPÖ). Als der Hut vor einigen Wochen brannte, beschloss man zwar in der rot-schwarzen Regierung auf die Schnelle eine Schuldenbremse in die Verfassung zu bekommen, doch als das AAA-Rating weiter sicher schien, war alles wieder beim Alten und man hatte den Eindruck, dass die Schuldenbremse nun so wichtig auch wieder nicht für die beiden Regierungsparteien SPÖ und ÖVP ist:

Und vor allem wurde dieses Thema von vorne herein vollkommen falsch angegangen: Man diskutierte lieber darüber, wie man diese Schuldenbremse umsetzen könnte anstatt anstatt von vorne herein uneingeschränkt Ja dazu zu sagen.. Während die ÖVP die einzige war, welche bedingungslos die Schuldenbremse sofort in der Verfassung haben wollte, gab es von der SPÖ zwar auch ein Ja dazu, aber gleich ein Aber und ein Wie und so weiter. Natürlich kommen, wenn schon eine Regierungspartei Vorgaben stellt, auch die Oppositionsparteien ebenfalls auf den Geschmack ihre Zustimmung zu diesem notwendigen Verfassungsgesetz zu erpressen.

Das ist, wie ich schon unlängst schrieb, ein politisches Kasperltheater, der seinesgleichen in Europa sucht. Es geht jetzt nicht darum, seine eigenen politischen Visionen und Ideen verwirklichen zu können, dafür ist das Thema, die Kreditwürdigkeit und damit auch Glaubwürdigkeit Österreichs viel zu wichtig. Traurig und schlimm genaug, dass dies die betreffenden Politiker offenbar nicht so sehen. Und so musste der gestrige Tag irgendwann kommen und er kam tatsächlich -und für viele völlig überraschend: Im Gegensatz zu Deutschland hat Österreich gestern sein AAA-Rating verloren. Schlimm genug. Noch schlimmer sind die Reaktionen der Politiker dazu, welchen offenbar der Ernst der Lage immer noch nicht bewusst ist: Eine Herabstufung durch die wichtigste der Rating-Agenturen zu verharmlosen mag zwar sicher angenehm sein und der eigenen verletzten Seele wohltun. Aber das Problem wird damit verdrängt anstatt endlich angepackt.

Beide Regierungsparteien SPÖ und ÖVP seien hiermit ultimativ aufgerufen, endlich Verantwortung für Österreich zu übernehmen und wirksame Maßnahmen zu setzen, um die Schulden zu mindern und um die höchste Kreditwürdigkeit wiederzuerlangen. Und die Oppositionsparteien FPÖ, Grüne und BZÖ müssen auch endlich auch erkennen, dass sie ihrem Land schaden, wenn sie ihre eigenen politischen Ziele vor wichtiger nehmen als das Wohl Österreichs.

Und dies muss hier auch klar (vor allem der FPÖ) gesagt werden: Es gibt keine Zukunft Österreichs außerhalb der EU, sondern nur in dieser Gemeinschaft: In Zeiten der Not und Bedrängnis kann die richtige Antwort nicht Trennung lauten, sondern: noch mehr zusammenrücken. Und wenn ein Land, wie aktuell Ungarn aus nationalistischem Geist heraus offenbar nicht verstehen will, wie sehr es die EU mehr braucht als umgekehrt, dann wird es eben die Konsequenzen aus seinem Handeln auch tragen müssen: Wer sich in einer Gemeinschaft nicht an gemeinsame Spielregeln hält, wird eben zum Außenseiter und landet schließlich im Out.

Und ich appelliere wieder mal: Die Schuldenbremse ist aktuell ein absolutes Muß, weil sonst die Kreditwürdigkeit Österreichs weiter sinken würde, was immer teurere Zinsen und damit immer noch höhere Schulden bedeuten würde: Dies kann niemand wollen, dem Österreich und seine Menschen wichtig sind: Also muß eine (vorübergehend inhaltlich nicht konkret definierte) Fünfparteieneinigung, also eine Grundsatzentscheidung für die Schuldenbremse angestrebt werden. Und jene Parteien, die weiterhin erpresserisch darauf pochen, dass sie nur dann dafür sind, wenn im Gegensatz auch ihre konkreten politischen Inhalte umgesetzt werden, beweisen damit ihre nicht Konsens-Fähigkeit und ihre mangelnde Loyalität den wichtigen Anliegen Österreichs und seiner Bevölkerung gegenüber: dann möge es eben so sein: solche Parteien wären aber für mich nicht wählbar. Erst nachdem die 5-Parteien-Einigung zum Verfassungrang der Schuldenbremse geführt hat, darf man meinetwegen wieder über die Inhalte streiten, die dazu tauglich sind, dass man sie auch nachhaltig umsetzen kann. Aber zuerst muss diese notwendige Schuldenbremse in die Verfassung, um der ganzen Welt die Bereitschaft zur Sparsamkeit zu dokumentieren und auch, um auch künftige Regierungen an diese Verantwortung zu binden.

Daß so genannte Vermögenssteuern (Reichensteuern), wie sie derzeit vor allem SPÖ und Grüne anstreben, der falsche Weg sind, zumindest wenn sie nicht wirklich ausschließliche jene 10 Prozent der Bevölkerung betreffen, welche 58% des Vermögens in Österreich besitzen, habe ich bereits dokumentiert: Alle anderen Menschen in Österreich sind nämlich nicht wirklich vermögend (im Sinne von Geld, Sach- und Immobilienreserven): man würde damit -nach den bereits geschädigten Armen im Land- zusätzlich auch die Existenzgrundlage des gesamten Mittelstandes  massiv bedrohen.

Sehr wohl aber wäre eine in letzter Zeit unter diesem Wort laufende “Solidarabgabe” von Menschen, welche ein Jahreseinkommen von 200.000 Euro überschreiten, also für Großverdiener, durchaus sinnvoll. So lange sie ihren weit überdurchschnittlichen hochdotierten Job ausüben, bezahlen sie eine Solidarabgabe (Sondersteuer) zusätzlich und sobald sie den nicht mehr ausüben, fällt er weg: das ist gerecht. Jedoch Menschen und Betriebe (durch Erbschafts- oder Immobiliensteuern) zu bestrafen, weil sie erfolgreich und tüchtig gearbeitet haben, was sich auch positiv für künftige Generationen auswirken soll und muss, wäre sicher der falsche Weg. Der richtige Weg aber wäre der, sinnvolle Sparmaßnahmen vor allem in der öffentlichen Verwaltung (auch im Spitalsbereich) und in anderen Bereichen zu setzen, um ausgabenseitig zu sparen. reichen die eingesparten Gelder nicht, werden wohl -zumindest vorübergehende- Solidarbeiträge notwendig sein.

Dienstag, 22. Februar 2011, von Elmar Leimgruber

Was ist bloß mit den Deutschen los?

Der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg
Foto: bmvg.de

Ich muss das jetzt echt mal sagen:

Und auch wenn ich hier pauschaliere: ich meine hier natürlich nicht alle Deutschen, sondern nur jene, die sich eventuell davon betreffen oder vielleicht sogar gern gedanklich herausfordern lassen:

Einerseits hatte die SPD Hamburg über Jahrzehnte hindurch in den Sumpf geritten, was die darauf folgende CDU beim besten Willen nicht wieder gut machen konnte. Dennoch, und obwohl die mitregierenden Grünen nach nur zwei Jahren die Koalition zum Platzen brachten, wurde die CDU (die zugegebenermaßen auch den falschen Spitzenkandidaten hatte)  jetzt bei den Wahlen in Hamburg abgestraft und die eigentlich Verantwortlichen für die Hamburger Misere, die Sozialdemokraten, erhielten die absolute Mehrheit. Dabei heisst es immer, dass besonders die Norddeutschen sehr rational agieren. Dies schien mir beim Hamburger Wahlergebnis wohl eher nicht der Fall zu sein.

Und in Sachsen-Anhalt, wo heuer ebenfalls gewählt wird, kam eine Emnid-Umfrage für Focus zum ernüchternden Ergebnis, dass die rechtsradikale NPD offenbar immer mehr Sympatisanten findet und unter den Jungwählern sogar ein Potential von 21 Prozent der Wählerstimmen hat. Und die Linke wird wohl dort auch noch an Stimmen zunehmen.

Und dann gibt es da einen gewissen Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, seines Zeichens deutscher Verteidigungsminister (CSU): Während Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) meines Erachtens nicht nur seit Langem das Beste und Wohltuendste ist (sie schafft die aussergewöhnliche durch die ausgeglichene Balance zwischen Sozialstaat und Wirtschaftsförderung für alle Menschen Kanzlerin zu sein), das Deutschland und Europa passieren konnte, wird sie seit Jahren selbst von so genannten konservativen Medien (allen voran dem Axel Springer Verlag) gezielt öffentlichkeitswirksam demontiert, wohl weil sie geradlinig und eigenständig denkend ist, was vielen Mächtigen offenbar nicht in den Kram passt, weil lieber sie selbst vom Hintergrund aus die Fäden ziehen, als echte Persönlichkeiten zu fördern. Herr zu Guttenberg aber sieht nicht nur gut aus, wirkt wie ein Strahlemann, kann sich wohl gut verkaufen oder besser, er wird bestens verkauft und seit Merkel demontiert wird, wird er im gleichen Maße medial öffentlichkeitswirksam hofiert und aufgepuscht, wohl um ihn “kanzlerfähig” zu machen. Und ja: er wirkt leider so, dass er genau ins Konzept von jenen Mächtigen im Hintergrund passt, weil er das, was sie wollen (und was sich nicht unbedingt mit dem decken muss, was langfristig Deutschland und Europa gut tut), auch schön glaubwürdig von sich geben kann.

Einflussreiche “Freunde”, Gönner und Förderer hat er offenbar genug, sonst wäre er als Minister schon längst zurückgetreten worden. Nur von daher ist es auch zu erklären, dass grossangelegte Kampagnen für ihn gestartet wurden, er als armes Medienhetze-Opfer dargestellt wird und selbst (zweifelhafte?) Umfragen unter der Bevölkerung zu seinen Gunsten ausfallen: die Deutschen wollen ihn angeblich weiter als Minister: Für mich wäre dies nur nachvollziehbar, würde man pauschal alle Politiker für Gauner halten und ihm daher auch diese schwere Täuschung nachsehen.

Und ja: Meines Erachtens ist Herr zu Guttenberg -trotz der aktuellen Bestätigung als Minister durch die Kanzlerin- als Minister untragbar und daher rücktrittsreif. Und die Gründe sind so glasklar, dass sie eigentlich jeder nachvollziehen müsste. Doch in Macht-Strukturen ticken die Uhren wohl anders.

Guttenberg stand bislang -trotz vieler Anfeindungen und Probleme- nicht nur für Adel, für Intelligenz und für Schönheit, sondern auch für Integrität und Charakter und auch daher als “zu Höherem berufen”. Dass er sich seinen Doktortitel, noch dazu mit “Summa Cum Laude” aber offenbar erschlichen hat, beweist das Gegenteil von dem, wie er sich selbst in der Öffentlichkeit gibt und wie er vor allem seit Jahren auch medial dargestellt wird. Auf seinen zu Unrecht erworbenen Doktortitel zu verzichten ist nur das Mindeste; das reicht aber bei Weitem nicht. Wie glaubwürdig und wählbar wäre ein künftiger deutscher Bundeskanzler, der schon hier unlauter vorgegangen ist?

Wofür, für welche Werte, für welche Zukunft steht der Verteidigungsminister? Was will er für Deutschland und was für Europa? Wir wissen es leider nicht, weil er vielleicht keine eigenen Visionen ausser der eigenen Karriere hat. Das wäre in der Tat traurig. Er steht aber wohl leider für eine heute vielfach erwünschte Politikergeneration, die gepuscht wird für “höhere Ziele”, weil sie vielleicht charakterschwach und gerade deswegen als “würdig” gesehen werden, die aber andererseits für fotogen und öffentlichkeitswirksam genug gehalten werden, die Wünsche der ganz Mächtigen vom Hintergrund “glaubwürdig” als “das Richtige” zu vertreten und umzusetzen.

Der Adel steht im Allgemeinen für hohe Werte wie Integrität, Charakter und Linie. Guttenberg aber schadet nicht nur sich selbst und Deutschland, sondern indirekt auch dem Adel. Die Glaubwürdigkeit von Politikern ist essentiell. Und wir brauchen in Europa und in jedem einzelnen Staat-und davon bin ich zutiefst überzeugt- nicht irgendwelche “billigen” und unkritischen von Hintergrund-Mächtigen hochgepuschten Befehlsempfänger und Marionetten als Spitzenpolitiker. Sondern wir brauchen starke Persönlichkeiten, die sich ihrer Verantwortung für ihr eigenes Land und für Europa bewusst sind und die gewissenhafte Entscheidungen treffen, unabhängig davon, ob dies den ganz Mächtigen in den Kram passt oder nicht.

Denn wir werden in Europa nach meiner Einschätzung noch äußerst unangenehme Zeiten erleben, die vor allem damit zusammenhängen, dass die eigentlich Mächtigen nichts aus der Wirtschaftskrise gelernt haben und weiter Macht, Einfluss und Geld auf sich konzentrieren. Das kann auf Dauer so nicht weitergehen: Wir brauchen endlich echt mutige Politiker, die zuerst an die Menschen denken und -ohne Rücksichten auf irgendwelche Einzel-Interessen- das Richtige tun zum Wohle der Menschen ihres Landes und auch Europas.

Dienstag, 27. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

Loveparade: Deutscher Journalisten Verband fordert Sachlichkeit

Katastrophen wie jene in bei der Loveparade in Duisburg verleiten aus Schock, Trauer, Entsetzen und Ärger zuweilen auch Journalisten dazu, vorschnell “Schuldige” zu suchen, zu finden und zu vorverurteilen, was der Trauerbewältigung nicht hilft, aber nicht wieder gutzumachenden Schaden bewirken kann. Darauf weist der Deutsche Journalisten Verband (DJV) hin; die Stellungnahme im Wortlaut:

Auch wenn der überwiegende Teil der Medien nach Überzeugung des Deutschen Journalisten-Verbands angemessen über die Loveparade-Katastrophe berichtet hat: Den Deutschen Journalisten-Verband und den Deutschen Presserat haben dennoch zahlreiche Beschwerden erreicht. Diese betreffen vor allem eine große deutsche Boulevardzeitung und deren Onlineauftritt.

Die stellvertretende DJV-Bundesvorsitzende Ulrike Kaiser appellierte in dem Zusammenhang: “Die Informations- und Chronistenpflicht gilt auch für Boulevardzeitungen. Es gibt publizistische Grundsätze, die eingehalten werden müssen. Dazu zählt, dass die Presse auf eine unangemessen sensationelle Darstellung von Gewalt, Brutalität und Leid verzichtet.” Wer diesen Grundsatz missachte, beschädige die Glaubwürdigkeit der Medien nachhaltig. “Gerade bei derart tragischen Ereignissen müssen Medien ihrer besonderen Verantwortung nachkommen”, so Kaiser: “Es ist pietätlos gegenüber Opfern und Angehörigen, gezielt die Sensationslust zu bedienen.”

Donnerstag, 22. April 2010, von Elmar Leimgruber

Journalisten sind Lügner, inkompetent und manipuliert – Glaubwürdigkeit ist gefragt

Journalistenkammer Trentino/Südtirol: Präsident Fabrizio Franchi (links) und Vizepräsident Willy Vontavon (rechts)
Foto: Leimgruber

Die Glaubwürdigkeit im Journalismus war das Hauptthema der Jahresversammlung der Journalistenkammer der Region Trentino Südtirol letzthin in Trient. Es stimme bedenklich, dass der Berufsstand der Journalisten einen so schlechten Ruf bei der Bevölkerung habe, sagte Präsident Fabrizio Franchi. Es müsse dringend an der Glaubwürdigkeit gearbeitet werden: Dazu gehöre auch eine umfassende Journalisten-Aus- und Weiterbildung, die bislang fehle, sagte Vizepräsident Willy Vontavon.

Bei einer repräsentativen Umfrage von Astra Ricerche in Zusammenarbeit mit Lexis in der Lombardei betitelten 68 Prozent der Befragten Journalisten als Lügner, die nicht die Wahrheit sagen. 60 Prozent empfinden Journalisten als unwissend und inkompetent, 59 Prozent halten sie für “Nachrichten-Aufpauscher” und Dramatisierer, 52 Prozent halten sie für nicht unabhängig, sondern gewisse Interessen vertretend, 48 Prozent empfinden sie als Position für die eigene Partei ergreifend, 40 Prozent als korrupt und kaufbar, 30 Prozent als selbstverliebt und arrogant und ebenfalls 30 Prozent als einfach unsympathisch. Die Umfrage kam durch Befragung von 2004 Menschen aus allen Branchen und jeden Alters über 15 Jahren zustande.

Die italienischen Umfrageergebnisse sind hier (italienisch) downloadbar.

Der Beruf des Journalisten in der Bundesrepublik Deutschland hat zwar ein hohes Ansehen, doch an der Unabhängigkeit der Journalisten hat die Mehrheit der Deutschen ihre Zweifel. Dies zeigen die Ergebnisse der bevölkerungsrepräsentativen Befragung “Journalismus 2009“, die vom Kölner Markt- und Organisationsforschungsinstituts YouGovPsychonomics in Kooperation mit der Macromedia Hochschule für Medien- und Kommunikation, München, durchgeführt wurde.

Demnach meinen 54 Prozent der Befragten, dass Journalisten “nicht wahrheitsgemäß” berichten, 59 Prozent vermuten Beeinflussbarkeit durch Wirtschaft und Politik. Dass Journalisten an einer wahrheitsgemäßen Berichterstattung interessiert sind, glauben lediglich 46 Prozent der Bundesbürger, ein Anteil von 55 Prozent widerspricht. Andererseits gibt sich die Mehrheit überzeugt, dass Journalisten für ihre Artikel “gewissenhaft recherchieren”, auch wenn der Beruf nicht wirklich als anstrengend empfunden wird.

Was die Glaubwürdigkeit einzelner Medien betrifft, äußern die Befragten gegenüber dem Magazin „Der Spiegel“ die wenigsten Vorbehalte: 82 Prozent halten ihn für glaubwürdig. Den zweiten Platz belegt mit 80 Prozent die Zeitung „Die Zeit“, den dritten die Frankfurter Allgemeine Zeitung (76 Prozent). Die auflagenstärkste deutsche Tageszeitung “Bild“ landet mit acht Prozent Zustimmung in Sachen Glaubwürdigkeit weit abgeschlagen auf dem letzten Platz aller Medien. Insgesamt wurden repräsentativ 1.000 Personen aus der deutschen Bevölkerung befragt.

Vom 16.-18. April fand die internationale Tagung der Europäischen Journalisten Federation in Istanbul statt

Die vollständige Studie ist hier downloadbar.

Die Europäische Journalisten-Föderation (EJF) indes wird eine Charta zur Glaubwürdigkeit des Journalismus in Europa erarbeiten. Dies beschloss die Generalversammlung der EJF auf Antrag des Deutschen Journalisten-Verbandes und der dju in ver.di. Ziele der Charta sind unter anderem die klare Abgrenzung des Journalismus von Marketing und Werbung, die Sicherung von journalistischer Qualität und Urheberrechten sowie die Überprüfung der Arbeitsverhältnisse von fest angestellten und freien Journalisten insbesondere in Osteuropa und bei Online-Medien.

Der Deutsche Journalisten-Verband hat ausserdem die Abgeordneten des Deutschen Bundestags aufgefordert, ihre zum Teil restriktive Haltung gegenüber der Live-Berichterstattung aus den Ausschüssen des Parlaments aufzugeben. Anlass ist das gegenüber dem Sender Phoenix ausgesprochene Fernsehverbot, das die Sondersitzung des Verkehrsausschusses am Dienstag dieser Woche und die Sitzung des Kundus-Untersuchungsausschusses am heutigen Donnerstag betraf. Wie der Sender dem DJV gegenüber bestätigte, waren Übertragungsanfragen von Phoenix in beiden Fällen von den Politikern der Ausschüsse mehrheitlich abgelehnt worden.

“Wie die Minister Ramsauer und zu Guttenberg die Fragen der Ausschussmitglieder zur Flugasche und zum Kundus-Bombardement beantworten, ist von großem öffentlichen Interesse”, sagte hingegen DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. Deshalb sei es völlig unverständlich, warum die Ausschüsse keine Live-Berichterstattung zuließen.

Sonntag, 4. April 2010, von Elmar Leimgruber

Ostern: Fest nicht nur des Todes sondern auch der Auferstehung der Kirche?

Jesus wäscht seinen Jüngern die Füsse. Wiesehr sind seine heutigen Jünger, bereit zu dienen, die Diener aller zu sein?
Foto: © Leimgruber

Der Karfreitag ist für Christen ein Tag der Buße und der Umkehr und heuer in besonderer Weise zudem ein Tag des Schmerzes, des Leidens und der Trauer: Zu viel ist in den vergangenen Jahrzehnten kirchenintern an Grausamkeiten geschehen und nicht wirklich aufgearbeitet und gelöst worden: Es war also nur eine Frage der Zeit, bis alles aufbrechen und offenbar werden würde.

Über Jahrhunderte gewachsene kirchliche Autorität und Machtspiele haben bei manchen kirchlichen Würdenträgern nicht nur dazu geführt, dass sie in ihrem Machtdenken und -streben alles unternehmen, um ihren Konkurrenten zu schaden, um dafür selbst die kircheninterne Karriereleiter nach oben zu klettern, sondern offenbar auch dazu, ihre Macht über ihnen anvertraute Kinder sexuell oder durch Einsatz von Gewalt zu missbrauchen.

Genauso wenig spricht es für die Wahrhaftigkeit der Katholischen Kirche, wenn man -was weit verbreitet ist- zwar inoffiziell Priester ihre Beziehungen leben lässt, ihnen aber sofort das Amt entzieht, sobald die “Affäre” medial bekannt wird. Das passt so einfach nicht. Auch hier muss man sich in der Kirche einfach der Wahrheit stellen. Bei allem Idealismus: Die Kirche muss sich der Realität stellen, die sie im Prinzip eh kennt: Priester sind nun mal keine Götter.

Dieses Machtdenken, das in der Kirche leider vielfach genauso häufig vorkommt wie im “weltlichen” Bereich ist die erste eigentliche Ursache der meisten Probleme, auch in der katholischen Kirche: Die kirchliche Hierarchie ist sinnvoll und auch notwendig. Aber sie darf weder dazu missbraucht werden, Machtdenken zu fördern oder Macht, Geld oder Einfluss anzustreben, und erst recht nicht dazu, Verbrechen zu decken: Wenn ein Priester beispielsweise erwiesenermassen ein Problem damit hat, die notwendigen Grenzen gegenüber Kindern einzuhalten, dann darf er nicht einfach woanders hin versetzt werden, ohne dass sicher gewährleistet ist, dass ihm nie wieder Kinder anvertraut werden.

Und die zweite Ursache der meisten Probleme auch in der katholischen Kirche ist die Verdrängung: Probleme, vor allem in der Persönlichkeit des konkreten Menschen tiefsitzende, lassen sich vielleicht zwar eine Zeitlang im Licht des Glaubens läutern oder reinigen, aber eine wirklich dauerhafte Lösung kann zu oft weder durch Kontemplation noch durch intensives Gebet herbeigeführt werden. Dies funktioniert vor allem dann nicht, wenn es sich hierbei um Selbsttäuschung und Verdrängung (auch wenn man das innerkirchlich oft fälschlich Selbstbeherrschung nennt) unter dem Mäntelchen des Glaubens handelt:

Wer also ein Problem mit seinem Sexualtrieb hat, diesem aber nicht im erwachsenen Sinn nachgehen kann, weil er sich im priesterlichen Dienst -zu Recht- an sein Enthaltsamkeitsversprechen gebunden fühlt, wird vielleicht früher oder später von diesem seinem Sexualtrieb in die Irre geführt, in dem er sich tragischerweise am Schwächsten in der Gesellschaft vergeht.  Daher besser vorher überlegen und entscheiden als sich mit einer überfordernden Lebensentscheidung belasten, die einen früher oder später erdrücken wird und möglicherweise auch Unschuldige in Mitleidenschaft zieht.

Wer aber aus tiefster Überzeugung Priester werden will oder es bereits ist, sollte seinen Weg ehrlich (vor allem sich selbst gegenüber als Grundlage für alles andere), konsequent und ohne Ausreden und ohne Verdrängungen und ohne Hintertürchen zu gehen bereit sein. Und die Priesterausbildung muss auch genau in diese Richtung gehen. Die Kirche und ihre Hirten werden authentisch leben müssen, was sie verkünden und vor allem werden sie viel Herz haben müssen für die Menschen, die ihnen anvertraut sind. Das ist einfach eine Frage der Glaubwürdigkeit, an der sich die Kirche immer mehr wird messen müssen.

Zurück zur Sexualität: Auch wenn der Mensch sich nicht über seine Sexualität definieren sollte: Diese gehört zum Menschen als Geschöpf Gottes einfach dazu. Das betrifft aber nicht nur das theoretische bzw. potentielle Vorhandensein, sondern zudem das Bedürfnis danach, Sexualität auch körperlich (und nicht nur platonisch, also rein spirituell) leben zu wollen. Wenn dies von Gott, der den Menschen so und nicht allers geschaffen hat, nicht so gewollt wäre, würden wir vermutlich alle nicht von unseren Eltern gezeugt worden sein und daher nicht am Leben sein.

Hier muss die Kirche endlich ihr uneingeschränktes JA zu diesem Geschenk Gottes an die Menschheit bekräftigen. Dies bedeutet keinesfalls Zügellosigkeit, Sexualität bedeutet immer auch -wie in anderen Bereichen genauso- verantwortungsbewusst zu leben, sowohl die Lehre der Kirche als leuchtendes Ideal zu sehen (ein solches darf und soll die Kirche auch bieten), als auch selbst aktiv und bewusst freie Entscheidungen, das eigene Leben betreffend zu fällen.

Letztlich kann es nur im Sinne Gottes sein, dass die Menschen ein möglichst sinnvolles und glückliches Leben führen können. Und die Aufgabe der Kirche Jesu Christi ist es daher auch, sie nicht daran zu hindern, sondern sie auf ihrem Weg des Glaubens, des eigenen Gewissens und der persönlichen Verantwortung zu begleiten und sie darin zu bestärken: und zwar ohne erhobenen Zeigefinger. Zu viele Menschen empfinden aber die Kirche als Hindernis zum Glücklichsein in ihrem Leben. Dabei handeln Menschen, denen Gott und die Kirche wichtig sind, meistens sowieso verantwortungsbewusst: das ist eine Tatsache.

Und auch wenn viele Priester, Bischöfe und Ordensleute liebevoll, pflichtgetreu, gewissenhaft und geduldig ihren Dienst an Gott und an den Menschen ausüben (und daher ein Generalverdacht nicht nur unangebracht wäre, sondern auch zutiefst ungerecht) und auch wenn hinter dem täglich neu bekanntwerdenden Missbrauchsfällen sicherlich eine Kampagne, ja ein offensichtlich über die gesamte westliche Welt erstreckendes System steckt (das zu ignorieren, grenzt an Naivität): einerseits sollte sich die Kirche niemals -von wem auch immer und wozu auch immer- erpressen lassen, und andererseits sollte  die Kirche diese aktuelle Krise als Herausforderung zur ernsthaften Umkehr und inneren Erneuerung sehen, aus ihrer Sündhaftigkeit zu lernen und authentischen Glauben zu leben.

Gerade angesichts der in letzter Zeit aufgekommenen Missbrauchsfälle ist eines ganz sicher: Je mehr man eine moralische Institution darstellt, wie sie die Kirche nun mal ist und je mehr man den Menschen vorschreiben will, wie sie leben “müssen”, umso mehr wird man auch an den eigenen Taten gemessen.

Und in diesem Fall fühlt man sich leider an jene harte Bibelstelle erinnert, die da sagt: Was ihr dem Geringsten meiner Brüder angetan habt, das habt ihr mir angetan.(Mt 25,40) Ja mehr noch: Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde und hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht des himmlischen Vaters. (Mt 18,6; 18,10). Ganz zu schweigen vom Vertrauensmissbrauch und dem Schmerz, dem man hier Opfern zufügt, gerade als Kirche, die eigentlich Gottes Liebe vermitteln sollte. Und ja: Die gesamte Kirche leidet auch am Schmerz jedes Einzelnen mit. Denn alle Gläubigen haben Anteil an dem einen Leib Christi, der Kirche (vgl. 1 Kor 12,26-27).

Die Totenstimmung, die derzeit herrscht, kann durch die uneingeschränkte Erkenntnis der Wahrheit und das Lernen daraus zu einer wahren Auferstehung führen: Christus selbst hat nicht nur die Sünden der gesamten Menschheit auf sich genommen in seinem Leiden und in seinem Tod am Kreuz, er hat den Tod selbst besiegt. Und dank der Auferstehung des Erlösers kann auch die Kirche wiederauferstehen, und zwar nicht als noch mächtiger als je zuvor, sondern als demütige Magd ihres Herrn.

Wahre Grösse zeigt sich nicht am kirchlichen Amt, in dem man sich sonnt oder das man erstrebt, sondern am Grad der Demut, an der Bereitschaft zum Dienst, zum Kleinwerden für andere. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes “jesuitisch”: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch gross sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der erste sein will, soll der Sklave aller sein. (Mk 10,42-44). Und auch wenn es zutiefst unangenehm besonders für Priester und Bischöfe und andere Verantwortungsträger in der Kirche sein mag: Dieses warnende Wort Jesu gilt besonders für diese jene, die sich für besonders “fromm” und Gott in besonderer Weise nahe sehen und sich sogar selbst vormachen, in seinem Namen zu handeln: Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten und haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht. Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. (Mt. 8,22-23)

Gerade Ostern ist aber das Zentrum der Frohen Christlichen Botschaft: Der Tod ist besiegt, auch der eigene Tod, auch die eigene Sünde, ein für alle Mal und seit Christi Tod und Auferstehung. Wir sind Menschen, die die Kraft der Auferstehung Jesu Christi in uns tragen und ein Leben in Fülle haben. Diese Frohe Botschaft muss verkündet werden: sie muss die Leidenden und die Traurigen trösten und aufbauen, ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind in ihrem Schmerz, vor allem nicht in jenem, die sie vielleicht durch kirchliche Würdenträger erlitten haben. Nur die Wahrheit macht frei und offen. Definitiv!

Diess erfordert tiefe Demut und die Erkenntnis auch der eigenen Sündhaftigkeit, die man auch als kirchlicher Amtsträger gerne zugeben darf. Und: Milde anstatt Härte ist das Gebot der Stunde. Und zwar nicht nur die Gläubigen ihren Hirten gegenüber, sondern besonders die Hirten ihren Gläubigen gegenüber: Glaube muss konkrete Lebensorentierung und -hilfe bieten.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein wahres Fest der Auferstehung und unserer geliebten Kirche zudem einen ehrlichen und offenen Neubeginn im Sinne ihres Stifters Jesus Christus und im Sinne ihres eigenen Mottos “Ecclesia Semper Reformanda”: ohne falsche Scheu, zu seinen Sünden zu stehen, ohne Machtstreben, offen für das Wirken des Heiligen Geistes und im Dienste Gottes und der Menschen.

(Empfehlenswertes Buch zum Thema: “Die Beichte” von Felix Mitterer)

Donnerstag, 17. Juli 2008, von Elmar Leimgruber

Unnötiges Opportunistentum

Deutschlands Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) kritisiert die derzeitige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wegen ihrer China-Politik. Es stört ihn, dass Merkel Chinas Staatsfeind Nr. 1, den Dalai Lama empfangen hat. Und entgegen ihrer Absage will Schröder an den Olympischen Spielen in China teilnehmen.
Welche Glaubwürdigkeit hat denn Schröder? Und was erwarten wir uns von einem Mann, der zwar Kanzler der sozialdemokratischen Partei war, der aber während seiner Regierungszeit weder die sozialen Anliegen der Bevölkerung ernstgenommen hat und nun seit seinem Abgang als Staatschef einen hochbezahlten Job als Aufsichtsrat einer Tochterfirma der äußerst umstrittenen Gazprom beim russischen (Ex-)Präsidenten Wladimir Putin einnimmt? Wie könnte sower auch für die Einhaltung der Menschenrechte eintreten, wo man die große “Kohle” in und mit China ja nur machen kann, wenn man kuscht wie er.
Manchmal wäre Schweigen Gold, gell Gerhard.