Mit ‘Kindernothilfe’ getaggte Artikel

Montag, 26. August 2013, von Elmar Leimgruber

Syrien-Krieg: Eine Million Flüchtlingskinder

Eine Million Flüchtlingskinder aus Syrien: Ein Junge im Zelt eines Flüchtlingscamps. © UNICEF/Wreford. US-Präsident Barack Obama zögert noch. Europäische Staaten wie Frankreich und Großbritannien überlegen, die Rebellen mit Waffen zu versorgen, während Russland Waffen an die Regierung Syriens schickt. Und auch der Iran solidarisiert sich mit Syriens Diktator Baschar Al-Assad.

Doch während sich die restliche Welt -trotz schätzungsweise 100.000 Toten und über 6,5 Mio. Menschen auf der Flucht- immer noch nicht darauf einigen kann, den sinnlosen Krieg in Syrien endlich zu beenden, wird die Situation vor allem der Flüchtlingskinder aus Syrien immer dramatischer:

Nach Angaben des Büros von UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay wurden während des Krieges in Syrien bislang rund 7.000 Kinder getötet. UNHCR und UNICEF schätzen, dass zusätzlich innerhalb Syriens mehr als zwei Millionen Kinder als so genannte Binnenvertriebene auf der Flucht sind. Und die Zahl syrischer Flüchtlingskinder, die ihre Heimat wegen der Gewalt verlassen mussten, ist indes auf eine Million gestiegen. Darauf weisen UNICEF-Exekutivdirektor Anthony Lake und UN-Flüchtlingskommissar António Guterres in einer gemeinsamen Erklärung hin:

„Dieses einmillionste Flüchtlingskind ist nicht nur Statistik“, betont UNICEF-Exekutivdirektor Anthony Lake. „Es ist ein reales Kind, dass aus seiner vertrauten Umgebung gerissen wurde, vielleicht sogar aus seiner Familie, konfrontiert mit schrecklichen Erlebnissen, die wir kaum nachvollziehen können.” Nach Angaben beider UN-Organisationen sind die Hälfte aller syrischer Flüchtlinge Kinder. Die Meisten von ihnen befinden sich in Libanon, Jordanien, in der Türkei, in Irak und Ägypten. Vermehrt fliehen Syrer auch nach Nordafrika und Europa. Mehr als 740.000 syrische Kinderflüchtlinge sind laut UN-Angaben unter elf Jahren.

„Worum es geht, ist nichts weniger als das Überleben und Wohlergehen einer Generation von unschuldigen Menschen“, bekräftigt UN-Flüchtlingskommissar António Guterres. „Die Jugend Syriens verliert ihre Heimat, ihre Familien, ihre Zukunft. Selbst wenn sie Zuflucht in einem anderen Land gefunden haben, so bleiben sie doch traumatisiert und verzweifelt. Sie brauchen dringend einen Grund, Hoffnung zu haben.“ Beide UN-Organisationen weisen auf die Gefahr hin, dass Flüchtlingskinder zur Kinderarbeit herangezogen werden; darüber hinaus drohen Zwangsheirat, sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel. Mehr als 3.500 syrische Kinder sind unbegleitet oder ohne ihre Eltern über die Grenzen nach Jordanien, Libanon und Irak gekommen.

“Wir müssen uns alle schämen”, ergänzt Lake, „denn während wir daran arbeiten, das durch diesen Krieg verursachte Leid zu mindern, hat die Weltgemeinschaft es versäumt, die Verantwortung für dieses Kind zu übernehmen. Wir sollten innehalten und uns fragen, ob wir weiterhin die Kinder Syriens ihrem Schicksal überlassen können.” Wer den Verpflichtungen des humanitären Völkerrechts nicht gerecht wird, soll für seine Taten zur Verantwortung gezogen werden, fordern die beiden UN-Organisationen.

UNHCR hat bislang eine Million Kinder registriert und ihnen so eine Identität gegeben. Neugeborene werden mit Geburtsurkunden und Dokumenten ausgestattet, um sie vor Staatenlosigkeit zu schützen. UNHCR arbeitet dafür, dass alle Familien und Kinder eine sichere Unterkunft finden können. In einem ihrer größten Nothilfeeinsätze unterstützen UNHCR und UNICEF Millionen betroffene Familien und Kinder. Beispielsweise konnten UNICEF und seine Partner insgesamt 1,3 Millionen syrische Kinder in den Nachbarstaaten gegen Masern impfen. 167.000 Kinder erhielten psychologische Betreuung, mehr als 118.000 Kinder konnten auch im Exil weiter zur Schule gehen, 222.000 mit Trinkwasser versorgt werden.

 

Insgesamt werden jedoch mehr als fünf Milliarden US-Dollar benötigt, um mit den Engpässen im Bereich Bildung, Gesundheit und Versorgung sowohl der Flüchtlingskinder als auch der Kinder in den Aufnahmegemeinden adäquat umgehen zu können. Mehr Ressourcen müssen eingesetzt werden, um gefährdete Flüchtlingskinder schneller ausfindig machen zu können, damit sie und ihre Aufnahmegemeinden rechtzeitig Unterstützung erhalten, erklären die UN-Organisationen.

UNICEF ruft daher dringend zu Spenden für die syrischen Kinder auf: Hier online spenden. Für 28 Euro kann UNICEF ein syrisches Flüchtlingskind mit Kleidung versorgen. Für 53 Euro erhält eine Flüchtlingsfamilie eine große Decke, eine Babydecke, warme Kinderkleidung und einen Kocher. 102 Euro kostet ein Hygieneset mit Wasserreinigungstabletten, Eimer, Kanister und Seife für zehn Flüchtlingsfamilien.

Gleichwohl gilt: Geld ist nur ein Teil der Antwort, die es braucht, um der Not der Kinder gerecht zu werden. Während verstärkte Anstrengungen benötigt werden, eine politische Lösung der Krise in Syrien herbeizuführen, müssen die Konfliktparteien aufhören, Zivilisten zur Zielscheibe zu machen und Kinder zwangsweise zu rekrutieren. Kinder und ihre Familien müssen Syrien sicher verlassen können. Die Grenzen müssen offen bleiben, damit sie eine sichere Zuflucht finden können, fordern UNICEF und UNHCR.

 

Donnerstag, 1. Dezember 2011, von Elmar Leimgruber

1. Dezember ist Welt-AIDS-Tag

Provokante Anti-AIDS- Plakataktion vor einem Jahr in Wien

Heute ist Welt-AIDS-Tag. Aktuellen Schätzungen der Organisation UNAIDS zufolge, hat sich in Osteuropa und Zentralasien die Anzahl der Menschen, die mit dem HI-Virus leben, nahezu verdreifacht. Die weltweit höchsten Zuwachsraten weisen demnach Länder wie die Ukraine und Russland auf. In der Ukraine seien 1,1 Prozent der Erwachsenenbevölkerung betroffen, so Klemens Ochel vom Missionsärztlichen Institut in Würzburg. Vor allem die Entwicklung in Zentralasien sei aber auch besorgniserregend: “Bei der aktuellen Neuinfektionsrate in Armenien, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan wird sich die Anzahl der Betroffenen in den genannten Ländern in vier bis fünf Jahren verdoppeln”, sagt Ochel.

Renovabis arbeitet bereits seit mehreren Jahren eng mit kirchlichen Partnern in Osteuropa zusammen, um infizierten Menschen Hilfe anzubieten und präventive Maßnahmen zu ermöglichen. Aus Anlass des Welt-AIDS-Tages am 1. Dezember weist Renovabis auf die Bedeutung von kombinierten HIV/AIDS- und Suchthilfeprojekten hin: Die Hauptgruppe der Betroffenen in Osteuropa sind weiterhin Männer, die Drogen nutzen. Die fehlenden gesundheitlichen Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten für drogensüchtige Menschen wirken sich maßgeblich auf die Ausbreitung von HIV und AIDS, aber auch Tuberkulose aus.

Insgesamt erhält in Osteuropa immer noch ein Großteil der Menschen mit einer HIV-Infektion keinen oder nur unzureichenden Zugang zur Behandlung ihrer Immunschwäche. “In Russland und der Ukraine bekommen weniger als ein Viertel aller Betroffenen eine lebenserhaltende Therapie”, so Klemens Ochel. Anders als in anderen Regionen steigt in Osteuropa und Zentralasien die Anzahl der Todesfälle als Folge einer AIDS-Erkrankung weiterhin, bestätigt auch die Organisation UNAIDS. Aus diesem Grund setzt Renovabis auf die Unterstützung von Projekten, in denen die Immunschwächebehandlung der HIV-Patienten mit einer Therapie für Suchtkranke verbunden wird.

Ausgehend von eigenen Erfahrungen in insgesamt 12 Aidsprogrammen in Asien und Afrika ruft die Kindernothilfe Österreich dazu auf, im internationalen Kampf gegen die Pandemie auch Antworten auf die Kinder betreffende Problemstellungen zu finden. “Eine in die Zukunft wirkende Strategie gegen AIDS muss sich verstärkt an Kindern orientieren” fordert Luzia Wibiral, Geschäftsführerin der Kindernothilfe Österreich. Vor allem sind aus Sicht der Kindernothilfe Österreich größere Anstrengungen bei der Vermeidung der Mutter-Kind-Übertragung, der rechtzeitigen Behandlung der Schwangeren sowie bei der Verfügbarkeit von kindergerecht dosierten Medikamenten notwendig. Zudem stehen sowohl für traumatisierte Aidswaisen als auch für seit ihrer Geburt HIV-positive Kinder zu wenige Betreuungsmöglichkeiten zu Verfügung.

Solidarisch mit AIDS-Kranken zeigte sich unlängst auch Papst Benedikt XVI: Er ermutige all jene, “die von AIDS und anderen Krankheiten” betroffen seien: Jeder Kranke verdiene Respekt und Liebe, hob Papst Benedikt XVI. am Sonntag, 20. November 2001, im westafrikanischen Benin hervor. Die Kirche müsse die Kranken nach dem Vorbild Jesu als Brüder und Schwestern anerkennen und ihre Leiden teilen. Durch sie weise Gott den Weg zum Himmelreich, so der Papst.