Mit ‘Kommunikation’ getaggte Artikel

Mittwoch, 1. September 2010, von Elmar Leimgruber

Deutscher PR-Rat fordert klare Trennung von Redaktion und PR (Info + Kommentar)

Ulrich Nies, Präsident der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG), im deutschen PR-Rat zuständig für den Online-Bereich und Leiter “Information Coordination” bei einem bedeutenden Chemieunternehmen
Foto: redakteur.cc-Archiv

Für den Nutzer von Internetangeboten muss es jederzeit mühelos möglich sein, zu erkennen, ob er es mit unabhängigen redaktionellen Inhalten, der Meinung von Privatpersonen oder mit PR als professionellem, interessensgesteuerten Management von Informations- und Kommunikationsprozessen zu tun hat. Dies geht aus der soeben veröffentlichten Online-Richtlinie des Deutschen Rats für Public Relations (DRPR) hervor, welche ein verbindliches Regelwerk für alle Personen, die Interessen von Unternehmen oder Organisationen im Internet professionell vertreten, ist.

Der Deutsche Rat für Public Relations hält es aufgrund von häufigen Vermischungen von PR und redaktionellen Inhalten für erforderlich, die bestehenden Richtlinien und Kodizes um eine spezifische Richtlinie zur PR in digitalen Medien und Netzwerken zu ergänzen. Dabei gehe es nicht darum, die freie Meinungsbildung von Privatpersonen zu reglementieren. Ziel sei vielmehr ein verbindliches Regelwerk für alle Personen, welche die Interessen von Unternehmen oder Organisationen in diesen Medien und Netzwerken professionell vertreten. Dies schließt ausdrücklich Privatpersonen ein, die für ihre Kommunikationsaktivitäten durch Zahlungen oder Sachleistungen vergütet werden.

“Parallel zum Vorgehen in den klassischen Medien wird der DRPR Verstöße gegen dieses Transparenzgebot in Eigeninitiative oder auf der Basis von Beschwerden auch im Online-Bereich rügen oder mahnen,” kündigt der deutsche PR-Rat an: “In besonderem Maß gilt dies für Personen oder Unternehmen, die mit dem Erbringen derartiger unzulässiger Leistungen sogar werben”.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) begrüsst die neue PR-Richtlinie des Deutschen Rates für Public Relations “als notwendige Grenzziehung zwischen PR und Journalismus im digitalen Zeitalter”. Dass bezahlte PR-Beiträge Medien als journalistische Artikel angeboten werden, bezeichnet die Richtlinie als “unzulässige Täuschung”. Auch fordert sie die klare Unterscheidung zwischen redaktionellem Content und PR-Veröffentlichungen auf Webseiten.

“Die Richtlinie gibt Redaktionen wie Mediennutzern Sicherheit im Umgang mit Kommentaren und Meinungsbeiträgen in Online-Medien” und “trägt zur Glaubwürdigkeit der Medien bei,” erklärt DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. Die Akzeptanz der PR hänge entscheidend davon ab, “ob sie seriös informiert oder mit unzulässigen Tricks versucht, Stimmung zu machen,” betont Konken. Er hoffe, dass die klaren Worte der neuen PR-Richtlinie ihren Niederschlag in der Arbeitsweise von PR-Agenturen und Unternehmen finden. Der DJV-Vorsitzende forderte den Deutschen Rat für Public Relations auf, die Einhaltung der Richtlinie konsequent zu verfolgen.

Die Richtlinie zu PR in digitalen Medien und Netzwerken ist hier downloadbar.

Vorausgesetzt, dass PR-Meldungen so interessant sind, dass sie auch für die breite Öffentlichkeit von Interesse sind, werden sie üblicherweise -zumindest etwas vom PR-Schmäh entrümpelt- auch von klassischen Nachrichtenagenturen verwertet und verbreitet. Aber dennoch darf es niemals so sein, dass auf Redakteure, Chefredakteure und Geschäftsführer von Medien vor allem auch wirtschaftlicher Druck von PR-Beauftragten und/oder Agenturen ausgeübt wird oder erst recht solche bezahlt also “bestochen” werden, dass eine PR-Meldung unbedingt -und vor allem als redaktioneller Beitrag gebracht werden müsste.

Die Realität sieht leider vielfach anders aus: Einerseits unterliegen vor allem Geschäftsführer von rein kommerziell ausgerichteten Medien zu oft der Versuchung, sich über Werbeaufträge oder persönlich finanziell kaufen zu lassen und dann auch die Redakteure über den genehmen Chefredakteur zu instruieren, gewisse Informationen über das Auftrags- Unternehmen zu beschönigen bzw. jene des Mitbewerbers zu verschweigen oder verzerrt darzustellen. Genauso, wie es redaktionell unmoralisch ist, über gewisse Unternehmen bewusst falsche Informationen zu verbreiten, um Werbeaufträge zur Besänftigung der öffentlichen Meinung zu generieren, ist auch das Gegenteil redaktionell verwerflich: nämlich Unternehmen wegen finanziellen Vorteilen schönzuschreiben oder in der Berichterstattung vorzuziehen. Zu viele Medieninhaber gehen hier leider einen sehr bequemen und zu angepassten Weg. Würde kein Eigentümer oder Chefredakteuer oder Redakteur käuflich, würde die Korruption auf diesem Gebiet ein rasches Ende finden: Das ist erstrebenswert.

Insofern bin ich besonders erfreut, dass dieser nun formulierte PR-”Ehrenkodex” nicht von Seiten der Medienverantwortlichen, also der Verführten kommt, sondern von jenen, denen üblicherweise unterstellt wird, dass sie um jeden Preis ihre PR-Artikel auch redaktionell vertreten haben wollen und daher wirtschaftlich oder finanziell verführen.

Und ich schliesse mich hier der Meinung des Deutschen Journalisten Verbandes an, dass Grenzen zwischen Journalismus und PR notwendig sind und zwar grenzüberschreitend überall, und dass von Seiten des PR-Rates die Einhaltung der neuen Richtlinie auch konsequent verfolgt wird.

Weitere Beiträge zum Spannungsfeld PR, Unabhängigkeit, Korruption und Glaubwürdigkeit der Medien:

- Journalisten und Juristen warnen: Meinungsfreiheit in Gefahr (Info)

- DJV und ROG kritisieren Sachsen-Sumpf-Urteil gegen Journalisten (Info)

- Berlusconi und die Pressefreiheit (Info)

- Politische Unabhängigkeit und wirtschaftliche Zwänge (Kommentar)

- dpa klagt Verkehrsministerium (Info + Kommentar)

- Journalistenclub: Pressefreiheit braucht keine Fesseln (Info)

- SOS ORF: Warum wehren sich die ORF-Redakteure nicht gegen Faymanns Bevormundung? (Kommentar)

- Für Verantwortung im Journalismus UND Pressefreiheit (Kommentar)

- Verbrechen und journalistische Verantwortung (Kommentar)

- Deutscher Journalistenverband ortet Bedrohung des Journalistenberufs (Info)

- Journalisten sind manipiuliert, korrupt und Lügner (Info)

- Österreichische Parlamentarier dürfen korrupt sein (Kommentar)

- dpa-Chefredakteur plädiert für mehr Mut im Journalismus (Info)

- Was macht einen Terroristen aus? (Kommentar)

Donnerstag, 10. Juni 2010, von Elmar Leimgruber

Nur ein Drittel der Unternehmen hat eine Social-Media-Strategie

Nur ein Drittel der deutschen Unternehmen verfügt über eine Social- Media-Strategie. Gut jede vierte Firma stellt zusätzliche finanzielle Mittel für die Web2.0- Kommunikation bereit. Das ergab die Umfrage “Social Media in Unternehmen” der dpa-Tochter news aktuell und Faktenkontor, an der sich laut Veranstalter mehr als 1.700 Pressesprecher und PR-Fachleute beteiligt haben.

Dass ihr Unternehmen bereits über eine Strategie im Web 2.0 verfügt, meinten demnach 32,5 Prozent der befragten Mitarbeiter aus Pressestellen. Gut jeder zweite berichtet zumindest, derzeit an einer Strategie zu arbeiten (52,2 Prozent), während jeder zehnte zugab, sich noch gar nicht mit dem Thema auseinandergesetzt zu haben (10,2 Prozent). Gut jedes zwanzigste Unternehmen will auch in Zukunft von kommunikativen Maßnahmen in sozialen Netzwerken die Finger lassen (4,3 Prozent). Am aktivsten setzten Unternehmen aus dem Dienstleistungsbereich bei der Kommunikation auf das Web 2.0. Von ihnen haben 38 Prozent bereits eine Social-Media-Strategie. Das Schlusslicht bilden Verwaltungen und Verbände: weniger als ein Viertel von ihnen engagiert sich strategisch bei Twitter, Facebook & Co. (23,6 Prozent).

Die Kommunikation im Web 2.0 wird bei den meisten deutschen Unternehmen als kostengünstiger Zusatzkanal angesehen, um mit Kunden und potentiellen Interessenten in Kontakt zu treten. Nur gut jede vierte Presseabteilung kann sich in diesem Jahr über ein Budget für Social-Media-Kommunikation freuen (28,2 Prozent). Eine interessante Lücke, da schließlich die Mehrheit das Thema Social Media weit oben auf der eigenen Agenda ansiedelt. Aktuell beurteilen fast zwei Drittel der Mitarbeiter von Pressestellen die Kommunikation in sozialen Netzwerken als wichtig (“sehr wichtig” 17,3 Prozent, “eher wichtig” 44,6 Prozent). Anders sehen es dagegen die PR-Agenturen. Sie sagen, dass weniger als jede zehnte Firma Social Media für “sehr wichtig” hält (8,5 Prozent).

Weitere Ergebnisse:

* Social Media wird in deutschen Unternehmen für die Kommunikation nach außen am häufigsten in der Pressestelle eingesetzt (57,1 Prozent). Knapp dahinter folgt die Abteilung Marketing (51,4 Prozent). Jedes fünfte Unternehmen gibt an, soziale Netzwerke überhaupt nicht für den Kontakt nach außen einzusetzen (21,8 Prozent).

* Twitter & Co. sind heute noch nicht in der Chefetage angekommen. Nur gut jede zehnte Geschäftsführung ist selber im Web 2.0 aktiv. (13,4 Prozent)

* Der Personenkreis, der in den Unternehmen zur Kommunikation via Social Media berechtigt ist, ist eher klein. Meistens dürfen sich lediglich zwei bis fünf Mitarbeiter offiziell im Namen des Unternehmens in Social Networks äußern (55,6 Prozent). Nur jede zwanzigste Firma stellt ihren Mitarbeitern einen kompletten Freifahrtschein in sozialen Netzwerken aus (6,1 Prozent).

Die vollständigen Ergebnisse sind hier abrufbar.

Apropos Facebook:

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Sonntag, 9. Mai 2010, von Elmar Leimgruber

dpa-Chef plädiert für Mut zur Qualität im Journalismus und für das Internet

dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner
Foto: OBS/newsaktuell.de

Es ist wichtig, auch in Zukunft Mut zu Qualität und zur Recherche zu haben und sich auf die journalistischen Tugenden rückzubesinnen. Dies betonte der Chefredakteur der Deutschen Presse-Agentur (dpa), Wolfgang Büchner beim aktuellen media coffee der dpa-Tochter news aktuell zum Thema “Kommunikation 2020 – Aufbruch in ein neues Informationszeitalter?” im Frankfurter Museum für Kommunikation, an der etwa 250 Pressesprecher, PR-Fachleute und Journalisten teilnahmen. In der Rückbesinnung auf journalistische Tugenden bei gleichzeitiger intensiver Beschäftigung mit den neuen Informationsplattformen im Internet liegt ein Rezept für langfristig erfolgreiches Arbeiten von Medienunternehmen. Darin waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig. Moderiert wurde der media coffee von Olaf Kolbrück, Reporter Internet & E-Business bei der Marketing- Fachzeitschrift “Horizont”.

Büchner riet den Medien dazu, sich insgesamt stärker über Qualität zu definieren. “Ich glaube an spannende Geschichten und starke Marken. Die Anforderung unserer Kunden ist es, die Agentur als Goldmine zu nutzen, aus der man sich eigene Dinge heraussucht.” Ein Großteil der Links im Internet führe heute zu den Inhalten der klassischen Medienmarken. Trotzdem plädierte der Chefredakteur der dpa dafür, dass Journalisten sich die Instrumente des Web 2.0 aneignen müssen. “Twitter ist ein Seismograph und bietet einen schnellen Überblick über Themen und Themenkonjunkturen. Ein tolles Korrektiv für unsere Arbeit,” so Büchner.

Ebenfalls sehr aufgeschlossen gegenüber Social Media zeigte sich Chefredakteur Christian Lindner von der Rhein-Zeitung. Trotzdem sieht er auch künftig Chancen für gut gemachte Tageszeitungen in Papierform. “Neben zehn iPads haben wir zwei neue Druckmaschinen gekauft. Wir glauben an die Zukunft von Print”. Seine Redaktion lebe in ständiger Herausforderung, nicht in ständiger Angst vor der Zukunft. Medien müssten jedoch stärker als bisher dialogbereit sein. Lindner, der als einer der wenigen deutschen Chefredakteure selbst aktiv twittert und bloggt, sieht Journalisten zunehmend als Dialogmanager, die auch unabhängig vom Medium in direkten Austausch mit dem Publikum treten. “Wie kriege ich es hin, nicht von Aldi sondern von der Akzeptanz meiner Leser abhängig zu sein”, brachte es der Chef der Rhein-Zeitung auf den Punkt.

Ulrike Langer, freie Journalistin und Bloggerin, prognostiziert eine zunehmende Fragmentierung des Publikums. “Wir werden es einerseits mit einem Teil der Bevölkerung zu tun haben, der sich nur noch berieseln lässt. Andererseits wird sich eine Informationselite herausbilden, die sich aktiv beteiligen möchte und die Medien zu Höchstleistungen auffordert.” Die Kluft zwischen “Informationspräkariat” und einem gebildeten anspruchsvollen Dialogpartner werde in Zukunft immer tiefer werden. Außerdem riet sie den Medien dazu, sich vom alten Portal-Denken zu verabschieden. “Man muss sich als Marke verteilen. Dahin gehen wo die Nutzer sind. Wenn die auf Facebook sind, geht man da auch hin”, so Langer.

Eine immer stärkere Fragmentierung des Medienmarktes sieht auch Werber Klaus Flettner von der Agentur Change Communication. Er will zwar auch in Zukunft nicht auf Print-Anzeigen verzichten, aber man müsse sich als Agentur heute sehr intensiv fragen, welche Wege für welche Themen wirklich relevant seien. “Ich sehe ein klares Revival von Special Interest-Angeboten”, so Flettner, der gleichzeitig auch Präsident des Kommunikationsverbandes Deutschland ist. Es entspreche nun mal dem Menschen, sich sehr individuell mit seinen Thematiken auseinander zu setzen. “Je individueller wir unser Leben gestalten, desto mehr wollen wir auf individualisierte Informationsangebote zugreifen”.

Weitere Meldungen zum Thema:

- Online-Videos als Quelle für Journalisten?

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- Über den Südtiroler Journalisten Hans Karl Peterlini und die Südtiroler Heldenpsyche

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