Mit ‘Kostengrenzen’ getaggte Artikel

Sonntag, 6. November 2011, von Elmar Leimgruber

Arbeiterkammer fordert Jugendschutz bei Handytarifen

Jugendschutz ist für die Handybetreiber meist ein Fremdwort, ortet die Arbeiterkammer in einer neuen Erhebung. Demnach gibt es bei Vertragshandys für Kids kaum Sicherheit, weder bei den Kostenlimits noch bei Internetsperre. Die Folge davon: Hohe Handyrechnungen sind für viele Jugendliche bereits die Einbahn in die Verschuldung.

Die AK hat diesbezüglich bei vier Anbietern nachgefragt. Das Ergebnis ist ernüchternd: Auf Nummer sicher gehen Kids mit Wertkartenhandys. Bei Vertrags-Handys fehlen oft individuelle Kostenlimits, Anbieter-Internetsperren und einheitliche Kontrollen für bestimmte Inhalte. Manche Anbieter haben einen Minischutz – die wenigen Extras sind uneinheitlich und kosten teilweise etwas, kritisiert die AK.

Für besten Schutz sorgen Wertkarten, raten die meisten Handyanbieter. Aber das entspricht aber laut AK nur selten der Realität. Bei Wertkarten gibt es Extras für die Kleinen – zum Beispiel kostenlose Kinder-TV-Kanäle sollen die Kleinen bei Drei bei Laune halten. Ist das Guthaben alle, können Kids bei Orange ein “Call me”-SMS zur Wiederauflade-Erinnerung an die Eltern senden, zeigt der AK Test.

Dienste zur Kostenbegrenzung für Kinder mit Vertragshandys gibt es so gut wie keine. Bloß Altkunden von Orange können (im nicht mehr aktiv angebotenen Tarif Hallo Europa 5) gegen einen Euro pro Monat individuell ein monatliches Nutzungslimit (zwischen 15 und 150 Euro) wählen. Bei Datendiensten warnen die Anbieter per SMS vor dem baldigen Verbrauch der Datenpauschale oder bei bestimmten Überschreitungssummen. “Schutzengel Manfred” (Orange) warnt Neukunden automatisch nicht nur bei 90-prozentigem Datenverbrauch, sondern auch, wenn weniger als 60 Freiminuten und 20 SMS übrig sind. Wer schon vor Mitte Mai Kunde wurde, zahlt nach dreimonatiger Testphase dafür monatlich 1,50 Euro.

Der Internetzugang am Handy ist bei allen Anbietern standardmäßig aktiviert. Bei A1 und Drei kann das Internet nur am Handy deaktiviert werden – keine Hürde für findige Kids, die die Handyeinstellun jederzeit wieder ändern können. Bei Orange und T-Mobile/tele.ring ist auf Elternwunsch auch eine Internetsperre vom Anbieter her möglich, was bei Letzterem aber 20 Euro kostet. Bei T-Mobile/tele.ring und
Drei greifen Safety-Packages automatisch, wenn bei Vertragsabschluss bekanntgegeben wird, dass der Handynutzer minderjährig ist: bei Drei
sind Mehrwertdienste, Erotikdienste auf 3Planet und Roaming gesperrt; bei T-Mobile/tele.ring überdies auch der Zugang zu Auslandsrufen und
kostenpflichtigen Portal-Downloads. Bei Orange greift eine “Jugendschutz-Sperre” für Mehrwertdienste – 16+-Portalinhalte und
Bezahlen per Handy geht nur auf Elternwunsch. Da bei Vertragshandys für Jugendliche also meist der Schutz sehr zu wünschen übrig lässt, fordert die AK nun konkret:

+ Kostengrenzen festlegen: Monatliche Kostenlimits für Anrufe, SMS und Datentransfers bei Vertragshandys sollen kostenlos vereinbart
werden.
+ Mehrwertdienste & Co sperren: Alle Anbieter sollen Mehrwertdienste, nicht altersgerechte Angebote und Roaming bei der Vertragsanmeldung
Minderjähriger automatisch sperren. Nur auf Wunsch der Eltern sollen solche Dienste freigeschalten werden.
+ Mehr Elternautonomie: Eltern sollen den Zugang zu Diensten bedarfsgerecht steuern können, etwa Ankreuzen im Anmeldeformular, ob Internet, mobile Zahlung gebraucht wird.
+ Warnung, wenn Datenverbindungen was kosten: Kinder brauchen markante Hinweise, wenn sie Gratis-Portale verlassen und kostenpflichtige Datenverbindungen aufbauen. Hier fehlen auch meist Hinweise, wie groß die Dateien sind.