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Freitag, 8. Oktober 2010, von Georg Jajus

Kurzkritik: Cluster im “Haus der Musik”

Cluster Live

Die diesjährige “Lange Nacht der Museen” bot wieder ein vielfältiges Programm, und für jeden Geschmack etwas. Neben den grossen und bekannten – teilweise auch recht überlaufenen – Museen lohnte vorallem ein Besuch der kleineren Museen in Wien.

Moebius beim Klangmix

Moebius beim Klangmix

Auch die Freunde der elektronischen Musik wurden in diesem Jahr bedient, und so fanden sich an diesem Abend zahlreiche Anhänger dieser Musikgattung im “Haus der Musik” ein, um den Klängen der deutschen Elektronik-Pioniere Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius – besser bekannt als Cluster – zu lauschen.

Cluster, die vergangenes Jahr mit “Qua” ihr bereits siebzehntes Album veröffentlichten, gelten neben Kraftwerk, Tangerine Dream und Can als Protagonisten des sogenannten “Krautrock”, der sich in den frühen siebziger Jahren des vegangenen Jahrhunderts als bewusst deutsche Untergrund-Kultur und intellektuelle Gegenbewegung zum angloamerikanischen Rock-Mainstream verstand.

Künstler dieser Epoche, Wegbereiter der künstlich erzeugten Töne, liegen mit ihrem Selbstverständnis elektronischer Klangwelten heute nicht im Abseits wie einst zu Beginn ihrer Karriere, als elektronische Musik oft ein Minderheitenprogramm war und nicht selten als “Knöpfchendreher-Musik” verunglimpft wurde, sondern mitten im Schmelztiegel einer digitalen Welt, deren kreatives Potential sich stets neu erfindet.

Roedelius am Korg

Roedelius am Korg

Und so bewiesen Cluster auch im vierzigsten Jahr ihres Bestehens, nichts von ihrer Inspiration, Originalität und Einzigartigkeit verloren zu haben, mit einer Gelassenheit operierten Moebius und Roedelius an ihren Korg- und Pioneer-Instrumentarien, schufen pulsierende Klangfelder mit Disziplin und Prägnanz, mit Einfallsreichtum und Eleganz.

Es gluckerte, brabbelte, fiepte und zirpte, durchbrochen von coolen Beats und Lounge-artigen Soundstrukturen. Hier wurde tatsächlich live arrangiert, transponiert und improvisiert und zwar mit einer solchen Freude am Knöpferldrehen (und dies sprichwörtlich), dass man als Konzertbesucher vor Faszination und Schauen bisweilen sogar aufs Tanzen vergass. Elektronisches Selbstverständnis einer Band, für die die Bezeichnung Kult nicht blosses Schlagwort, sondern verdiente Anerkennung ihrer langen Karriere ist.