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Sonntag, 3. Mai 2015, von Elmar Leimgruber

Reporter ohne Grenzen: UNO soll gegen Dschihadisten vorgehen

Die internationale Journalistenorganisation “Reporter ohne Grenzen” (ROG) fordert den UN-Sicherheitsrat auf, dem internationalen Strafgerichtshof die Verbrechen an Journalisten im Irak und in Syrien vorzulegen: “Dschihadisten in Syrien und dem Irak, aber auch das syrische Regime begehen seit Jahren grausame Kriegsverbrechen an Journalisten, ohne irgendeine Strafverfolgung befürchten zu müssen“, kritisiert ROG-Vorstandssprecherin Astrid Frohloff anlässlich des heutigen Internationalen Tages der Pressefreiheit: “Wenn Ankündigungen für einen besseren Schutz keine hohlen Phrasen sein sollen, muss der UN-Sicherheitsrat jetzt konkrete Schritte unternehmen, um die Schuldigen für Kriegsverbrechen an Medienschaffenden in Syrien und im Irak zur Rechenschaft zu ziehen.”

Zum diesjährigen Tag der Pressefreiheit veröffentlicht Reporter ohne Grenzen einen Sonderbericht aus Anlass des 30-jährigen Bestehens der Organisation. Darin blickt sie auf Erfolge ihrer bisherigen Arbeit zurück und umreißt wichtige aktuelle Herausforderungen im Kampf für mehr Pressefreiheit. Der Bericht “Saving Independent Journalism” ist hier (englisch) online abrufbar. Im vergangenen Jahr hatte die deutsche Sektion von Reporter ohne Grenzen ihr 20-jähriges Bestehen begangen. Laut ROG wurden seit Jahresbeginn bis heute (3. Mai) bereits 24 Journalisten getötet.

“Ohne Pressefreiheit sind Nachrichten keine Nachrichten”: Unter diesem Motto startet die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen in Österreich anläßlich des Internationalen Tages der Pressefreiheit am 3. Mai eine neue Kampagne. Die Hauptrolle spielt hierbei eine Handpuppe, Fred Anchormann. In einer fiktiven Nachrichtensendung treibt er willenlos, inhaltslos und von unsichtbarer Hand geführt, sein Unwesen in TV-Spots, Anzeigen und bei diversen Online- Aktionen:
“Eine Schreckensvision, die ohne schreckliche Bilder auskommt. Dafür aber umso mehr der wachsenden Bedrohung der Medienfreiheit durch Zensur, wirtschaftlichen Druck oder politischen Mißbrauch ein Gesicht gibt, das zum Nachdenken und Diskutieren anregen soll. Ist doch Pressefreiheit ein Bürgerrecht, das uns alle betrifft.”, so Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich, die zu dem Thema auch eine umfassende Informations-Offensive ankündigt.

 

Die Kriegsverbrechen an Medienschaffenden im Irak und in Syrien müssten aufgeklärt und die Konfliktparteien von weiteren Taten abgeschreckt werden, heißt es in einem Brief von ROG an den UN-Botschafter Litauens, das im Mai den Vorsitz des Sicherheitsrats führt. Namentlich verweist das Schreiben auf Angriffe der Dschihadistengruppen Islamischer Staat und Al-Nusra-Front sowie auf Übergriffe der syrischen Regierung gegen Journalisten.

Der UN-Sicherheitsrat ist eine der wenigen Instanzen, die bestimmte Völkerrechtsverbrechen an den Internationalen Strafgerichtshof verweisen kann. Der Rat hat schon 2006 in seiner Resolution 1738 vorsätzliche Angriffe auf Journalisten und Medienmitarbeiter in bewaffneten Konflikten verurteilt. 2013 und 2014 verabschiedete die UN-Vollversammlung Resolutionen zur Sicherheit von Journalisten und zur Notwendigkeit, Verbrechen gegen Medienschaffende zu bestrafen. Zuletzt stellte ein Bericht der unabhängigen internationalen Syrien-Untersuchungskommission an den UN-Menschenrechtsrat am 5. Februar fest, dass in dem Land Journalisten verschwinden sowie festgenommen, gefoltert und getötet werden.

Reporter ohne Grenzen genießt Beraterstatus bei den Vereinten Nationen und setzt sich auf zahlreichen Ebenen dafür ein, die in vielen Ländern verbreitete Straflosigkeit für Verbrechen gegen Journalisten zu beenden. Zu den Forderungen der Organisation gehört auch, beim UN-Generalsekretär den Posten eines Sonderbeauftragten für den Schutz von Journalisten zu schaffen.

Dschihadisten haben in Syrien und dem Irak schon Dutzende Journalisten entführt oder getötet. Unter anderem haben sie sich zu den Enthauptungen der US-Journalisten James Foley und Steven Sotloff sowie zu einem Selbstmordanschlag auf den Sitz von Salaheddin TV im irakischen Tikrit bekannt, bei dem mehrere Mitarbeiter des Fernsehsenders starben. Im irakischen Samarra enthauptete sie öffentlich den Fotografen und Kameramann Raad al-Asawi.

Das syrische Regime verschleppt, misshandelt und foltert seit Beginn der Proteste gegen Präsident Baschar al-Assad im März 2011 systematisch Journalisten und Bürgerjournalisten. Zu den bekanntesten Fällen gehören Mazen Darwish, Hussein Ghareer und Hani Al-Zitani vom Syrischen Zentrum für Medien- und Meinungsfreiheit, die wegen ihres Einsatzes für Pressefreiheit in Syrien seit Februar 2012 ohne Gerichtsurteil festgehalten werden. Im Bürgerkrieg in Syrien sind bislang mehr als 170 Medienschaffende wegen ihrer journalistischen Arbeit getötet worden, die meisten davon syrische Bürgerjournalisten.

 

Mittwoch, 12. Dezember 2012, von Elmar Leimgruber

Ö-Staatspreis Multimedia und e-Business 2013 ausgeschrieben

Das österreichische Wirtschaftsministerium (BMWFJ) schreibt den Staatspreis Multimedia und e-Business 2013 aus. Mit dem Staatspreis sollen herausragende Multimedia-Produktionen sowie e-Business Lösungen und Anwendungen ausgezeichnet und damit auf deren volkswirtschaftliche Bedeutung hingewiesen werden. Projekte können in sechs Kategorien noch bis zum 14. Jänner 2013 eingereicht werden.

Einreichungen sind ab sofort ausschließlich über die Webseite www.staatspreis-multimedia.at bis zum 14. Jänner 2013, 12.00 Uhr möglich. Die Preisverleihung wird im Rahmen des E-Day 2013 der WKÖ am 7.3.2013 in Wien stattfinden. Die Sieger in den einzelnen Kategorien werden als “für den Staatspreis nominiert” ausgezeichnet. Einer davon wird von der Jury zum Staatspreisträger bestimmt.

Neben dem Staatspreis werden auch ein Innovations- und ein Förderpreis für die jeweils beste Multimediaproduktion und e-Business Lösung vergeben. Zum Förderpreis sind Studierende, Amateure und Erstproduzenten eingeladen, ihre Projekte einzureichen. Zum Innovationspreis für Prototypen, Pilotprojekte und noch nicht im Markt befindliche Produktionen können beide vorgenannten Gruppen einreichen. Der Förderpreis wird von der Österreichischen Computer Gesellschaft unterstützt und mit 3.000 Euro dotiert.

Die Abwicklung des Staatspreises Multimedia und e-Business 2013 erfolgt im Auftrag des Wirtschaftsministeriums durch die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Zum Staatspreis einreichberechtigt sind Produzenten, Anbieter oder Anwender mit Sitz in Österreich oder der EU. Die eingereichte Multimediaproduktion oder e-Business Lösung muss als solche abgeschlossen und darf nicht älter als zwei Jahre sein.

Für den Staatspreis kann in folgenden Kategorien eingereicht werden:
1. Tourismus, Gesundheit, Umwelt und Kultur
2. Wissen, Bildung, Nachrichten und Information
3. Spiele und Unterhaltung
4. Social Media und e-Marketing
5. e-Commerce, m-Commerce und b2b Services
6. e-Government, Bürgerservices und Linked Open Data

 

Dienstag, 26. Juni 2012, von Elmar Leimgruber

Nachrichtenagenturen: dpa und KNA kooperieren technisch

Die deutschen Nachrichtenagenturen dpa (Deutsche Presse-Agentur) und KNA (Katholische Nachrichten-Agentur) haben eine umfassende technische Zusammenarbeit vereinbart. Einer der Kernbestandteile der neuen Partnerschaft ist, dass die KNA künftig für die crossmediale Produktion sowie für das Nachrichtenmanagement ihrer multimedialen Inhalte eine Version des dpa-Redaktionssystems ines sowie das dpa-Planungssystem PLATO nutzt.

Zudem wird laut gemeinsamer Aussendung die KNA ihre Produkte über ein Web-Portal ihren Kunden präsentieren. Dort können Kunden in einen Echtzeitdialog mit KNA-Redaktionen treten und Kritik, Wünsche und Anregungen äußern – ein Prinzip, das auch dpa-Medienkunden vom Portal dpa-news kennen. Darüber hinaus können KNA-Kunden und -Mitarbeiter im digitalen Archiv der Agentur recherchieren.

Die Umstellung der KNA-Systeme soll im zweiten Quartal 2013 abgeschlossen sein. Redaktionell arbeiten die beiden Agenturen auch künftig vollkommen unabhängig voneinander. Die dpa-Tochter dpa-mediatec stellt die technischen Systeme für die Produktion zur Verfügung und den Betrieb sicher. Der Betrieb der Web-Plattform sowie die Auslieferung der KNA-Inhalte erfolgen über den Kommunikationsdienstleister mecom in Hamburg, an dem die dpa und die KNA – zusammen mit weiteren Nachrichtenagenturen – beteiligt sind.

Die dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH ist nach Eigendefinition der unabhängige Dienstleister für multimediale Inhalte. Die Nachrichtenagentur versorgt als Marktführer in Deutschland tagesaktuelle Medien aus dem In- und Ausland. Ein weltumspannendes Netz von Redakteuren und Reportern garantiert nach eigenen Angaben die Nachrichtenbeschaffung nach im dpa-Statut festgelegten Grundsätzen: unparteiisch und unabhängig von Weltanschauungsfragen, Wirtschafts- und Finanzgruppen oder Regierungen. In Österreich ist unter anderem die Austria Presse Agentur (APA) Partner der dpa.

Die 1952 gegründete Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) ist eine der etablierten Fachagenturen in Deutschland. In Europa ist sie nach eigenen Angaben die größte und leistungsfähigste katholische Nachrichtenagentur. In Deutschland beziehen mehr als 60 Prozent der Tagespresse, die Bistums- und Kirchenpresse, zahlreiche Magazine, Rundfunk- und TV-Anbieter sowie Internet-Redaktionen täglich KNA-Material. Die KNA berichtet “multimedial, objektiv und journalistisch unabhängig” aus der Welt der Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie über alle gesellschaftlichen und politischen Themen, die für die katholische Kirche wichtig sind.

Mittwoch, 13. April 2011, von Elmar Leimgruber

Printbereich ist beruflich attraktiv, doch die Zukunft ist online

53% der jungen Medienschaffenden, die in den Journalismus gehen wollen, wünschen sich eine berufliche Laufbahn im nach wie vor prestigeträchtigen Print-Bereich. Nur 22% möchten einmal für das Fernsehen, 12% für das Radio arbeiten. Dies ergab eine aktuelle deutschlandweite Umfrage unter 14-bis 25-jährigen jungen Medienmachern, durchgeführt von jugendkulturforschung.de e.V. in Kooperation mit der Jugendpresse Deutschland e.V.Print. Journalismus ist demnach immer noch der attraktivste Kommunikationsberuf. Dabei gehen rund 40% der jungen Medienschaffenden jedoch davon aus, dass sowohl gedruckte Tageszeitungen als auch Magazine in den nächsten 3 Jahren an Bedeutung verlieren werden, nur je rund 2% glauben an einen Bedeutungsgewinn.

Junge Medien-Kreative setzen laut Umfrage auf hochwertigen Online-Journalismus. Den Online-Auftritten von Printmedien, die unter dem Dach einer etablierten Info-Marke Hintergrundberichterstattung und Quasi-Echtzeitberichte gleichzeitig liefern, wird eine glänzende Zukunft prophezeit. 80% der Befragten gehen davon aus, dass Online-Auftritte von Tageszeitungen in den nächsten 3 Jahren an Bedeutung gewinnen werden. Auch was das Fernsehen betrifft, sieht man die Zukunft in Online-Mediatheken, die zeitsouveräne Nutzung erlauben.

90% der Befragten können sich nicht vorstellen, für aktuelle News auf Nachrichtenseiten Geld auszugeben. Bei Hintergrundberichterstattung oder Zugriff auf Online-Archive sind junge Menschen weniger auf Gratisangebote festgelegt. Hier können sich immerhin 28% bzw. 37% vorstellen, Bezahlangebote zu nutzen; diese dürfen allerdings nicht mehr als 2 bis 5 Euro pro Monat kosten. Geht es um E-Papers, bilden die Zahlungswilligen mit 55% sogar die Mehrheit. Hier würde man auch etwas tiefer in die Tasche greifen: 40% jener, die für E-Papers bezahlen würden, können sich einen Betrag zwischen 5 und 10 Euro pro Monat vorstellen.

Donnerstag, 21. Oktober 2010, von Elmar Leimgruber

ROG: Pressefreiheit-Rankings 2010 – Europa im Abwärtstrend

Die Lage der Medienfreiheit in Europa hat sich weiter verschlechtert. Dies ist ein Ergebnis der am 20.10.2010 veröffentlichten Rangliste zur Lage der Pressefreiheit 2010 (World Press Freedom Index 2010) von Reporter ohne Grenzen (ROG). Der bereits bei der vorherigen Erhebung von 2009 festgestellte Abwärtstrend einiger süd- und südosteuropäischer Staaten setzt sich demnach im aktuellen ROG-Ranking fort. Auch bei den EU-Gründungsstaaten Frankreich und Italien hat sich diese Entwicklung bisher nicht umgekehrt.

Gleichzeitig beobachtet ROG bei der Lage der Pressefreiheit wachsende Unterschiede zwischen den EU-Mitgliedsländern: Zwischen den drei am besten platzierten EU-Ländern an der Spitze des Rankings – Finnland, die Niederlande und Schweden – und den am schlechtesten platzierten – Bulgarien, Griechenland – liegen rund 70 Positionen.

Rund die Hälfte der 27 EU-Mitgliedsstaaten sind unter den 20 führenden Ländern der aktuellen Rangliste. Die Schere innerhalb der Staatengemeinschaft geht jedoch stark auseinander. So liegen zwölf EU-Länder, also fast die Häflte, zwischen dem 30. und 70. Rang. Am stärksten gefallen ist Griechenland (2009: Platz 35, 2010: Platz 70). Damit bildet das südeuropäische Land gemeinsam mit Bulgarien (2009: Platz 68, 2010: Platz 70) das Schlusslicht unter den EU-Staaten. In Griechenland waren körperliche Angriffe bei Demonstrationen und Drohungen gegen Journalisten ein Grund für die Abwärtsbewegung.

Auch bei den EU-Gründungsstaaten Frankreich (2009: Platz 43, 2010: Platz 44) und Italien (2009 und 2010: Platz 49) gibt es keine Indizien für eine Verbesserung der Situation: Grundlegende Probleme wie die Verletzung des Quellenschutzes, die zunehmende Konzentration von Medieneigentum sowie gerichtliche Vorladungen von Journalisten dauern an.

“Es ist beunruhigend festzustellen, wie einige EU-Mitgliedstaaten weiter Plätze in der Rangliste verlieren”, äusserte sich dazu ROG-Generalsekretär Jean-François Julliard: “Wenn die EU-Staaten keine Anstrengungen unternehmen, setzt sie ihre weltweit führende Position bei der Einhaltung von Menschenrechten aufs Spiel. Die europäischen Staaten müssen dringend ihre Vorbildfunktion wiedererlangen”, appelliert Julliard.

Die Pressefreiheit – Rangliste 2010
Grafik: rog.at

Auch in diesem Jahr dominieren wieder nordeuropäische Staaten die ersten Ränge. Finnland, Island, die Niederlande, Norwegen und Schweden teilen sich zusammen mit der Schweiz den ersten Rang. Seit Veröffentlichung der ersten ROG-Rangliste im Jahr 2002 hatten alle sechs Staaten schon einmal diese Position inne. Die gesetzlichen Schutzgarantien für Medienschaffende und das hohe Maß an Respekt für die wichtige Arbeit von Journalisten in demokratischen Systemen sind in diesen Ländern vorbildlich.

Österreich nimmt in diesem Jahr Platz 7 ein. Die Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr (Platz 13) ist in Relation zu den anderen genannten Ländern zu sehen. Österreich hat 2010 im Ranking deshalb besser abgeschnitten, weil sich die Situation der Pressefreiheit in den anderen Ländern teilweise verschlechtert hat. Grossbritannien liegt übrigens am 19. und die USA am 20. Platz.

Deutschland steht in diesem Jahr – fast unverändert – auf Platz 17 (2009: Platz 18): Wie auch in anderen EU-Staaten wurden Redaktionszusammenlegungen und Stellenstreichungen negativ bewertet. Der Zugang zu Behördeninformationen bleibt ebenfalls unzureichend. Zu weiteren Kritikpunkten gehörten unter anderem das Strafverfahren gegen zwei Leipziger Journalisten in der so genannten Sachsensumpf-Affäre.

Anlass zur Sorge bietet darüber hinaus die Entwicklung der Türkei. Nachdem sich der EU-Anwärter schon im Index 2009 um 20 Plätze verschlechtert hatte, folgt in diesem Jahr ein weiterer Rückfall um 16 Ränge. Damit steht das südeuropäische Land auf Position 138 (2009: 122). Ins Gewicht fielen bei der schlechten Platzierung die steigende Zahl von Klagen gegen Journalisten und Medien sowie Festnahmen von Medienmitarbeitern. Die Türkei gerät somit in unmittelbare Nachbarschaft zu Russland (2009: 153, 2010: 140).

Zensur, Gewalt und Repressionen gehören nach wie vor zum Alltag vieler kritischer Journalisten auch in der Russischen Föderation. Die Mordserie im Erhebungszeitrum der vorherigen Rangliste hat sich jedoch nicht wiederholt. Eine äußerst schwierige Situation der Pressefreiheit dokumentiert ROG zudem seit vielen Jahren auf dem Balkan. Besonders kritisch ist die Lage in Serbien (85), im Kosovo (92) und in Montenegro (104). Drohungen gegen Journalisten und der steigende Einfluss krimineller Gruppen auf Medienunternehmen erschweren die Arbeit von Medienschaffenden in Südosteuropa erheblich.

Die Situation auf den untersten Positionen der Rangliste weltweit ist fast unverändert: Birma, Iran, Turkmenistan, Nordkorea und Eritrea sind erneut die Schlusslichter. Neu hinzugekommen zu der Gruppe der zehn repressivsten Staaten der Welt sind in diesem Jahr der Sudan und Ruanda. Mit der diesjährigen Rangliste wird zum neunten Mal die Situation der Pressefreiheit in 178 Staaten und Regionen weltweit verglichen. In die Bewertung wurden Verstöße gegen dieses Menschenrecht im Zeitraum von September 2009 bis August 2010 einbezogen:

Seit 2005 stehen Eritrea (178), Nordkorea (177) und Turkmenistan (176) ganz unten auf der Liste. Eine systematische Verfolgung von unabhängigen Medienschaffenden und ein vollständiges Fehlen von Nachrichten und Informationen kennzeichnet die Lage in den Ländern seit mehreren Jahren. “Wir sehen leider keine Verbesserung in den autoritären Staaten”, so Julliard. „Wir sind besorgt über den harschen politischen Kurs einiger Regierungen von Ländern am unteren Ende des Rankings.”

Die Situation hat sich auch in Ruanda (2009: 157, 2010: 169) und im Sudan (2009: 148, 2010: 172) verschärft. Die beiden Länder im Osten und Nordosten Afrikas sind deswegen auf die zehn hintersten Ränge abgerutscht. In Ruanda fielen zusätzliche Zensurmaßnahmen und Schließungen von Medien vor der Präsidentschaftswahl im August 2010 ins Gewicht. Überdies wurde ein Journalist ermordet. Im Sudan hat die Regierung ihre Überwachung der Printmedien deutlich verstärkt, mehrere Journalisten wurden verhaftet und eine oppositionelle Tageszeitung wurde geschlossen.

Auch Birma rangiert wieder unter den letzten zehn Staaten. Auf Versuche von Journalisten, Nachrichten jenseits von Propaganda zu veröffentlichen, reagieren die Behörden mit Gefängnis und Zwangsarbeit. Es gibt erste Anzeichen dafür, dass sich die Lage angesichts der im kommenden Monat bevorstehenden Parlamentswahl noch verschärfen wird.

Kaum verändert haben sich darüber hinaus die Positionen der Volksrepublik China (2009: 168, 2010: 171), des Irans (2009: 172, 2010: 175) und Syriens (2009: 165, 2010: 173). Die starke Wirtschaftsmacht China nimmt immer noch nicht ihre Verantwortung bei der Wahrung der Menschenrechte wahr. Anlässlich der Bekanntgabe der Verleihung des diesjährigen Friedensnobelpreises an Liu Xiaobo hat die Regierung wieder ihre starre Haltung manifestiert: Medienberichte über die Preisvergabe wurden zensiert, Unterstützer Lius festgenommen.

Im Iran haben die Menschenrechtsverletzungen gegen Journalisten und Blogger und die staatliche Zensur in diesem Jahr ein noch größeres Ausmaß erreicht. Mehr als 200 Medienschaffende sind seit Sommer 2009 aus der islamischen Republik geflüchtet. In Syrien lassen weit greifende Mechanismen zur Kontrolle von staatlichen und privaten Medien, repressive Pressegesetze und die Unterdrückung von oppositionellen oder kritischen Journalisten so gut wie keine Freiräume mehr für unabhängige Meinungsäußerung.

Die Philippinen, Ukraine und Kirgistan sind neben Griechenland am stärksten in diesem Jahr abgestiegen: Auf den Philippinen (2009: 122, 2010: 156) ereignete sich im vergangenen November eines der schwersten Massaker an Journalisten: Rund 30 Medienmitarbeiter kamen damals ums Leben. In der Ukraine (2009: 89, 2010: 131) verzeichnet ROG eine stetige Verschlechterung der Situation der Pressefreiheit seit Viktor Janukowitschs Wahl zum Präsidenten: Die staatliche Kontrolle über die Medien und Repressionen gegen Journalisten haben zugenommen, die Medienvielfalt nimmt ab. In Kirgistan (2009: 125, 2010: 159) gingen die politischen Unruhen mit der Verfolgung von Journalisten einher, die ethnischen Minderheiten angehören.

Die vollständigen Pressefreiheit-Rankings 2010 weltweit sind hier abrufbar.

Donnerstag, 2. September 2010, von Elmar Leimgruber

Stefan Ströbitzer wird ORF-Radio-Chefredakteur

ORF-Radio-Chefredakteur Stefan Ströbitzer
Foto: ORF

Der bisherige Info-Chef von ORF 2 und Sendungsverantwortliche der TV-Nachrichten “Zeit im Bild” (ZIB), Stefan Ströbitzer, übernimmt am 7. September die ORF-Radio Chefredaktion. Ströbitzer folgt Bettina Roither in dieser Funktion nach, die seit August 2010 Ö1-Chefin ist. Die Mehrheit der Radio-Inforedakteure hatte sich zuvor für Innenpolitikchef Hannes Aigelsreiter als Radiochefredakteur ausgesprochen.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz zu seiner Ernennung: “Stefan Ströbitzer ist ein Garant für unabhängigen öffentlich-rechtlichen Qualitätsjournalismus. Das hat er nicht nur als Info-Chef von Ö3, sondern auch in den vergangenen Jahren als Verantwortlicher der ‘ZiB’ in ORF 2 unter Beweis gestellt. Verlässliche, objektive und publikumsorientierte Information ist eines der Kernstücke der ORF-Radioflotte. Mit Stefan Ströbitzer als neuem Chefredakteur ist der Informationsvorsprung der ORF-Radios gegenüber den Privaten jedenfalls gesichert.”

Stefan Ströbitzer zu seiner neuen Funktion: “Unabhängige, aktuelle und rasche Information: dafür stehen die Nachrichtensendungen der ORF-Radios. Diese Stärken abzusichern und weiterzuentwickeln ist mein zentrales Ziel als neuer Chefredakteur der ORF-Radios. Gemeinsam mit den hochkompetenten Kolleginnen und Kollegen der Radio-Information werden wir die Qualitätsstandards fortschreiben, die unser Publikum gewohnt ist, und auf diese Weise einen wichtigen Beitrag zum Programmerfolg der ORF-Radios im zunehmenden Wettbewerb leisten. Ich freue mich auf diese Herausforderung!”

Stefan Ströbitzer (geboren am 26. Februar 1966 in St. Pölten) kam 1994 (bis 1997) als freier Mitarbeiter in den Aktuellen Dienst des ORF-Landesstudios Wien. Zuletzt arbeitete er dort als Chef vom Dienst von “Wien heute”. 1997 wechselte der studierte Jurist in die Ö3-Wortredaktion, ab März 1997 war er Wortchef bei Ö3. 1999 wurde Ströbitzer außerdem Ö3-Info-Chef und war als solcher für die Nachrichten und Journale auf Ö3 verantwortlich. 2007 wechselte er in die Fernsehinformation und wurde Info-Chef von ORF 2 sowie Sendungsverantwortlicher der “Zeit im Bild”.

Freitag, 23. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

ORF: Mobbing, Machtkämpfe und Postenschacher

Die neue Ö1-Chefin Bettina Roither
Foto: orf.at

Die bisherige ORF-Radio-Chefredakteurin, die 51-jährige Oberösterreicherin Bettina Roither wird Nachfolgerin von Alfred Treiber und somit neue Ö1-Chefin. Generaldirektor Alexander Wrabetz begründete diese Entscheidung am Donnerstag damit, dass Roither “eine der versiertesten Journalistinnen und erfahrensten Radiomanagerinnen des Landes” sei.

“Österreich 1 ist für mich Österreich von seiner besten Seite, progressiv, innovativ und weltoffen, aber in der Qualität beständig – ich freue mich sehr darauf, mich nun ausschließlich mit diesem tollen Sender beschäftigen zu können,” und sie sehe es als Herausforderung, “dass Ö1 auch weiterhin der führende Kultur- und Informationssender in Europa bleibt,” reagierte Roither selbst auch die Ernennung.

Der bislang für die ORF-TV-Hauptabteilung “Religion” Verantwortliche Gerhard Klein wurde von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz auf Vorschlag von Informationsdirektor Elmar Oberhauser zum neuen Leiter der TV-Hauptabteilung “Bildung und Zeitgeschehen” bestellt. Klein (57) wird die Leitung der Wissenschaftsabteilung im Fernsehen zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Chef der ORF-TV-Hauptabteilung “Religion” übernehmen und die Funktion mit 9. August 2010 antreten. “Da der Bereich der Dokumentation zu den ganz besonderen Stärken des ORF zählt, bin ich davon überzeugt, dass mit der noch engeren Vernetzung der beiden Hauptabteilungen Religion und Wissenschaft künftig wichtige Synergien bestmöglich genutzt werden können, um unserem Publikum auch in Zukunft qualitativ hochwertiges Programm zu bieten.”

Auf Vorschlag von Hörfunkdirektor Willy Mitsche wurde zudem unlängst Werner Dujmovits, 38, als Chefproducer Hörfunk bestellt. Dujmovits ist seit Jänner 2010 interimistischer Leiter dieser Stabsstelle und wurde nun in dieser Funktion bestätigt.

Waltraud Langer wird indes Leiterin der ORF-TV-Hauptabteilung Magazine (FI 9). Langer, 49, zuletzt Infochefin von ORF 1 und Stellvertreterin des TV-Chefredakteurs, wurde auf Vorschlag von Informationsdirektor Elmar Oberhauser zur neuen Magazinchefin bestellt und tritt ihre Funktion umgehend an. Ursprünglich war ZIB-Chefin Lisa Totzauer für diesen Posten vorgesehen gewesen, welcher aber zum Zwecke ihrer Verhinderung öffentlich ÖVP-Nähe unterstellt wurde. Infochef Elmar Oberhauser drohte gar mit Rücktritt, sollte Totzauer diese Position erhalten, das wäre abzulehnende (schwarze) politische Einflussnahme. Dabei wäre die vom (grossmehrheitlich tiefroten) ORF-Stiftungsrat gewählten Mitglieder der Geschäftsführung für Ernennungen zuständig, so Oberhauser.

“Technologische Modernisierung, verbesserte Usability sowie Barrierefreiheit” wollen indes die seit 20. Juli überarbeiteten Webangabote von news.orf.at und sport.orf.at bieten. “Grundsätzlich hat sich an der inhaltlichen Gestaltung und an der Bedienung von news.ORF.at und sport.ORF.at nichts geändert,” schreibt der ORF. Aber: “Die News- und die Sportseite von ORF.at sind von nun an frameless und barrierefrei, Bild- und Textgrößen wurden an moderne Bildschirmauflösungen angepasst. Im Rahmen des an die Neuerungen angepassten Designs sind Texte durch die neuen Hintergrundfarben noch besser lesbar,” so der ORF.

Weiter Meldungen zum Thema ORF und politische Unabhängigkeit:

- Neuer ORF-Stiftungsrat gewählt

- SPÖ-manipulierter Publikumrat wählt SPÖ-Vorsitzenden und SPÖ-Stellvertreterin (Kommentar)

- Roland Adrovitzer wird ORF-Korrespondentenchef, Karl Amon wird APA-Vorstand (Beitrag)

- SOS ORF: Warum wehren sich die ORF-Redakteure nicht gegen Faymanns Bevormundung? (Kommentar)

- Ö1-Chef Treiber fordert: Aktive Politiker zurück in den ORF

- Politische Unabhängigkeit und wirtschaftliche Zwänge

- Journalisten sind manipiuliert, korrupt und Lügner

Montag, 5. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

Nachrichtenagenturen dpa und AFP kooperieren

Die Deutsche Presse-Agentur GmbH (dpa) und die französische Agence France-Presse (AFP) unterstützen sich künftig bei der Nachrichtengewinnung auf ihren jeweiligen Heimatmärkten und lassen ein schon bis 2007 bestehendes Abkommen wiederaufleben, wie die dpa mitteilt. Die Kooperation mit AFP festigt die internationale Aufstellung der dpa und ihren besonderen Fokus auf die deutschlandorientierte Berichterstattung aus Europa und der Welt.

Die dpa bietet demnach den Korrespondenten der AFP Welt-Dienste in Deutschland künftig die Möglichkeit, ihr gesamtes Inlandsmaterial mitzulesen. Gleichzeitig können die Korrespondenten der dpa in Frankreich den Inlands-Textdienst der AFP sichten und als Hinweisgeber nutzen. In Österreich arbeitet die dpa übrigens mit der Austria Presse Agentur (APA) zusammen.

Die dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH ist der größte unabhängige Informationsdienstleister in Deutschland. Sie ist eine der führenden internationalen Nachrichtenagenturen und ausschließlich im Besitz der deutschen Medien. Das Portfolio der dpa umfasst Nachrichtendienste in deutscher, englischer, spanischer und arabischer Sprache, Angebote in Bild, Audio, Video und Grafik sowie vielfältige Redaktionsdienstleistungen.

Agence France-Presse ist die älteste der internationalen Nachrichtenagenturen – es gibt sie seit 1835. Die Kontrolle des Unternehmens liegt bei den Hauptnutzern, mit starker Dominanz der französischen Presse. Ein gesetzlich verankertes AFP-Statut garantiert Unabhängigkeit von Staat und Privateigentümern.

“Die Vereinbarung wird sofort wirksam”, sagte dpa-Geschäftsführer Michael Segbers am Montag in Hamburg. “Die Zusammenarbeit ermöglicht uns eine noch bessere Berichterstattung aus unserem wichtigsten europäischen Nachbarland”, sagte dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner. “dpa unterhält aktuell Kooperations- und Austauschabkommen mit 46 Nachrichtenagenturen weltweit. Wir haben für unseren Kunden so beispielsweise auf die USA-Sportberichterstattung der AP in New York ebenso Zugriff wie auf Verlautbarungen der Xinhua in Peking”, sagte Segbers. “Unser Netz von Korrespondenten und Informanten deckt 180 der 192 Länder ab, die in den Vereinten Nationen vertreten sind”, sagte Büchner. “Das ermöglicht uns eine eigenständige Nachrichtengewinnung rund um den Globus – nach den journalistischen Maßstäben der dpa und gewichtet nach den Interessen unserer Kunden.”

Montag, 25. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

10 Jahre erfolgreichster Nachrichtensender N24. Aber UPC Telekabel will ihn nicht



10 Jahre News-TV N24

Deutschlands erfolgreichster Nachrichtensender N24 wurde gestern, Sonntag, 10 Jahre alt. Am 24. Januar 2000 ging er erstmals auf Sendung. Mit einer Mischung aus aktueller Berichterstattung, Dokumentationen, Magazinen und politischen Talks erreichte der Sender einen durchschnittlichen Jahresmarktanteil von 1,3 Prozent. Innerhalb von vier Jahren nach dem Senderstart übernahm auch N24 die Marktführerschaft von n-tv und ist seit 2004 unangefochten Deutschlands erfolgreichster Nachrichtensender. Eine Senderchronik ist unter www.n24.de/10Jahre abrufbar.

Europa-Verbreitung ProSiebenSat1 Media AG

N24 gehört den Sendern Pro Sieben, Sat 1, 9Live und Kabel Eins in Deutschland (+ Puls TV in Österreich+ weitere Sender in Europa: siehe Grafik) zur ProSiebenSat1 Media AG. Die EU-Kommission hat übrigens am Donnerstag das von den Vermarktungshäusern G+J Electronic Media Sales (EMS), IP Deutschland, SevenOne Media und TOMORROW FOCUS angestrebte Joint Venture genehmigt. Die vier Partner werden jetzt eine GmbH gründen, die die Online-Reichweiten der Vermarkter bündelt und spezielle Zielgruppenangebote an den Markt bringt. Jeder der Gesellschafter wird Teile seines Inventars durch das Joint Venture vermarkten lassen.

Ich schätze N24 vor allem aufgrund seiner hervorragenden Dokumentationen und der Seriosität seiner Nachrichten. Und ich gratuliere dem Sender und seiner Mannschaft auf diesem Wege herzlich.

Und ich hoffe, dass mein in den vergangenen mehrmalig beim Wiener Kabelbetreiber UPC Telekabel vorgebrachter Wunsch, endlich auch N24 ins Wiener Kabelnetz aufzunehmen, endlich (da sowieso zu viele überflüssige Programme darin vorkommen, für die man bezahlen muss) in die Tat umgesetzt wird. Sonst habe ich mittelfristig einen Grund mehr, dieses Quasi-Monopol- Imperium zu verlassen.

Mittwoch, 20. Januar 2010, von Elmar Leimgruber

Ö1 kontra Privatradios: Alles “Lu Lu” ausser Ö1. Und: Aktive Politiker zurück in den ORF

Ö1-Chef Alfred Treiber
Foto: Elmar Leimgruber

Für mich als bekennenden (fast nur) Ö1-Hörer überraschend spannend fiel die gestrige Podiumsdiskussion “Privatradio contra öffentlich/rechtliches Radio: Hat Qualitätsradio im Internetzeitalter noch eine Zukunft?” des Österreichischen Journalisten Club (ÖJC) aus: Die Fronten zwischen Ö1-Chef Alfred Treiber und dem Vorsitzenden des Verbandes Österreichischer Privatsender Christian Stögmüller blieben bis zum Schluss -ausser im Bereich Internet, das beide vor allem als Ergänzung zum UKW-Programm als Mittel der Kundenbindung für äusserst nützlich halten- verhärtet:

Dem ORF gehe es überhaupt nicht darum, “Kohle zu machen”, während die Privatsender nur aus Profitgründen bestünden, was er gänzlich ablehne, provozierte Treiber: “Das alles interessiert mich einfach nicht, das ist alles Lu Lu” und Ö3 sichere halt als kommerziell erfolgreichster Sender die Finanzierung von Ö1. Und der ORF verschwende schon lange kein Geld mehr, sondern im Gegenteil: Er finde es sogar “unsittlich”, wenn manche junge ORF-Mitarbeiter nur 700-800 Euro pro Monat verdienten, erklärte der Ö1-Chef.

Christian Stögmüller, Vorsitzender der Privatradios
Foto: Elmar Leimgruber

Niemand von den Eigentümern der Privatsender verdiene grosses Geld und deren Gründung hatte auch in erster Linie demokratiepolitische Gründe, entgegnete Stögmüller. Und laut Rechnungshof betrage das Durchschnittsgehalt eines ORF-Mitarbeiters 100.000 Euro.

Und die Redakteure im Privatradiobereich verdienten auch ein gutes Gehalt, weil “die schlechten nimmt niemand und die guten würden sonst abgeworben”, sagte Stögmüller. Er befürworte zudem die Vollfinanzierung des öffentlich-rechtlichen Radios durch Gebühren. Aber beispielsweise das Programm von Ö3 entspreche abgesehen von den Nachrichtenjournalen keineswegs dem öffentlich-rechtlichen Auftrag und daher müsste dieses Programm denselben finanziellen Voraussetzungen unterliegen wie private Programme, erklärte der Vertreter der Privatradios.

Kommerzielle Radios hätten nirgendwo Überlebensprobleme, Kulturradios hingegen schon und auch Ö1 müsse derzeit schon Kosten einsparen, was er bedauere, weil ein hochwertiges Programm nur mit einem gewissen Budget machbar sei, betonte Treiber. “Aber das duale System ist ein Blödsinn. Denn gute Information ist auch Unterhaltung.” Natürlich sei es aber notwendig, die Strukturen zu überdenken und publikumswirksamer zu agieren, erklärte der Ö1-Chef. “Trimedial ist sinnvoll”, entgegnete Stögmüller. In jedem Fall seien Unterhaltung und Information notwendig: “Wir leben von Lokalinformation,die wir bieten”.

Alfred Treiber kritisierte bei der gestrigen Podiumsdiskussion auch die sogenannte “Entpolitisierung” des ORF als reine Kosmetik: Die aktiven Politiker hätten den ORF zwar offiziell verlassen, doch an deren Stelle sässen nun Marionetten, die bei allen Entscheidungen bei den aktiven Politikern nachfragen müssten: dies mache schnelle Entscheidungen unmöglich. Er wünsche sich daher die Rückkehr der aktiven Politiker in den Stiftungsrat des ORF, erklärte der Ö1-Chef.

Die über zwei Stunden andauernde Podiumsdiskussion unter der Leitung von ÖJC-Präsident Fred Turnheim ist übrigens auch als Videopodcast online.