Die Info zum Thema zuerst, der Kommentar erfolgt im Anschluss.
Info: Noch im laufenden Jahr soll in Südtirol eine Metrobuslinie zwischen Bozen und dem Überetsch errichtet werden. Bus-Haltebuchten, neu gestaltete Kreuzungen, intelligente Ampeln, neue Busse und Vorzugsspuren: 20 Millionen Euro stellt die Südtiroler Landesregierung bereit, um mit der Verwirklichung des neuen Mobilitätskonzepts für das Überetsch noch 2013 beginnen zu können.
Landesrat Thomas Widmann hat zusammen mit der Kalterer Bürgermeisterin Gertrud Benin Bernard und mit der Eppaner Gemeindereferentin Ehrentraud Troger Riegler die Machbarkeitsstudie, auch anhand eines Simulationsvideos vorgestellt: “Mit dem Metrobus die Straßen wirksam vom Verkehrsaufkommen entlastet und den Überetschern eine echte, ja eine bessere Alternative zum eigenen Auto geboten wird.” Das Metrobus-Konzept ist hier abrufbar.
Die Linie, auf der die Metrobusse verkehren werden, wird jene sein, auf der seit etwa einem Jahr die Expressebusse verkehren, allerdings wird die Strecke ausgebaut, um den 18 Meter langen Metrobussen immer Vorfahrt bzw. freie Fahrt garantieren zu können. Zwischen Kaltern und der Meraner Kreuzung sind drei Haltestellen für den Umstieg vom Metrobus auf den Citybus in Kaltern, Eppan und beim Pillhof vorgesehen, weiters zwölf Haltebuchten, so genannte „Bus Gates”, in Richtung Kaltern-Bozen und zehn in Richtung Bozen-Kaltern, 2,4 Kilometer Vorzugsspur, davon 2,15 Kilometer in Richtung Kaltern-Bozen und 250 Meter in Richtung Bozen-Kaltern sowie sechs bauliche Eingriffe an Kreuzungen. Diese Baumaßnahmen sind mit Kosten von 16,36 Millionen Euro veranschlagt. Die Metrobuslinie wird mit 20 Bussen bedient, die heuer und im kommenden Jahr zum Stückpreis von 365.000 Euro angekauft werden. Die Metrobusse verkehren alle sechs Minuten, wenn nötig kann die Frequenz auch erhöht werden.
Bei der Vorstellung der Studie betonte Landesrat Widmann, dass mit dem Metrobus-Konzept ein völlig neuer Ansatz gewählt worden sein: „Bisher galt es, die Straßen und Verkehrsflüsse so zu gestalten, um den Autos bzw. allen motorisierten Fahrzeugen ein möglichst schnelles und ungehindertes Weiterkommen von A nach B zu gewährleisten. Mit dem Metrobus-Konzept wird dies auf den Kopf gestellt: der Metrobus hat Vorfahrt, alle anderen Verkehrsteilnehmer müssen zurückstehen.”
Der Metrobus hat sich laut Widmann in einem Vergleich mehrerer Vorschläge als geeignete Verkehrslösung herauskristallisiert, weil damit die Straßen wirksam vom Verkehrsaufkommen entlastet werden und die Fahrzeiten für die Benutzer des öffentlichen Nahverkehrs um bis zu einem Drittel reduziert werden können. Landesrat Widmann: „Die Überetscher Bürger bekommen mit dem Metrobus eine echte, ja eine bessere Alternative zum eigenen Auto. Das Konzept Metrobus – davon haben sich alle bei dem Besuch in Nantes vor zwei Jahren überzeugen können – bietet alle Vorzüge einer Tram, hat aber eine Reihe von Vorteilen, weil es mehr Kapazität bietet, dem Fahrgastaufkommen flexibel angepasst werden kann, kurzfristig umsetzbar und finanzierbar ist. Außerdem kann es in Zukunft immer noch bis hin zu einer Tram ausgebaut werden.”
Kommentar: In Südtirol finden bekanntlich am Herbst Landtagswahlen statt. Seit mindestens 30 Jahren wird jeweils zu den Gemeinderatswahlen im Überetsch oder aber zu den Landtagswahlen ein ewiges Phantom aufs Neue ausgegraben, um den Menschen im Überetsch neue (Wahl-)Hoffnung bezüglich einer Verkehrsentlastung auf der Strecke Bozen-Eppan-Kaltern zu geben. Und immer wieder dasselbe: kaum sind die Wahlen geschlagen, wird eventuell noche ein Kommission eingesetzt, die dann feststellt, dass die angestrebten Wünsche nicht realisiert werden können.
Dieses reine Wahl-Phantom “Überetscher Bahn” müsste einen eigentlich schon längst zum Hals raushängen, weil eh nie wirklich was passiert. Gäbe es da nicht im Wahljahr 2013 plötzlich einen “neuen Ansatz”: Noch heuer (also vor den entscheidenden Landtagswahlen) muss ein Metrobus von Bozen ins Überetsch her. Positiv ist sicher der geplante Takt: ich bin ja gespannt, für wie lange dieser Metrobus tatsächlich im 6-Minuten-Takt Kaltern, Eppan und Bozen miteinander verbinden wird. Und: deswegen weil viele Busse unterwegs sind, gibts noch keine Gewährleistung, dass das Verkehrsaufkommen dadurch auf der bislang sehr viel befahrenen Straße mit regelmäßigen Staus durch die Metrobusse geringer wird. Es stellt sich daher also die Frage, ob es sich hier nicht nur einen reinen Wahl-Marketing-Gag handelt.
Wenn man vor vielen Jahren schon die nötigen Gelder hätte, um die früher bestehende Bahntrasse ins Überetsch in einen Radweg umzubauen, der zudem kaum genützt wird, weil viele Radfahrer lieber aus sportlichen Gründen die Autostraße nach Girlan bevorzugen, dann sollte man auch die Gelder für eine Schmalspurbahn auf dieser Strecke aufbringen können. Die jetzt veranschlagten 20 Mio. Euro für den metrobusgerechten Ausbau der normalen Straße sind ja auch keine Kleinigkeit.
Ich bin davon überzeugt, dass das jetzt vorgestellte Metrobus-Konzept nicht funktionieren wird: Vorzugsspuren vor allem an den Haltestellen werden das Verkehrsaufkommen und die Geschwindigkeit, nach Bozen und ins Überetsch zu kommen, nicht verbessern. Zudem müssen nur ein-zwei LKWs, Wohnwagen oder -vor allem im Herbst- mehrere Traktoren die Straße benützen und nichts geht mehr. Die meines Erachtens gute Idee einer Minimetro im Jahr 201o hätte man übrigens bei entsprechend gutem Willen umsetzen können, wollte man aber offensichtlich nicht. Siehe dazu Infos und meinen damaligen Kommentar. Will man auf der Strecke Bozen-Eppan-Kaltern ernsthaft eine schnelle öffentliche Verbindung schaffen, die eine echte Alternative zum eigenen Auto darstellt, dann ist diese nicht auf der bestehenden, jetzt schon hoffnungslos überlasteten Trasse sinnvoll, sondern muss eine gänzlich eigene Trasse (warum nicht auf der ehemaligen Bahnstraecke?) errichtet werden: Ob diese dann von einem Metrobus, einer Tram oder einer Metro befahren wird, ist zweitrangig: Wichtig wäre nur, dass diese ausschließlich von Öffis befahren werden kann.
Aber vielleicht denke ich ja nur zu pessimistisch und das alles ist nicht ein reiner Wahl-Gag. Lassen wir uns überraschen.