Mit ‘Operette’ getaggte Artikel

Donnerstag, 24. September 2015, von Elmar Leimgruber

Es muss was Wunderbares sein… Kritik: “Im weißen Rössl” (Volksoper)

Am 8. November 1930 durfte man in Berlin erstmals das Singspiel “Im Weißen Rössl” von Ralph Benatzky live erleben. Und auch heute, 85 Jahre und zahllose Aufführungen und mehrere Verfilmungen (u.a. mit Peter Alexander und Waltraud Haas) später, hat die oft auch als “erstes deutsches Musical” betitelte Operette nichts von ihrer Popularität eingebüßt.

Anlässlich dieses Jubliäums präsentierte die Wiener Volksoper (über zwei Jahrzehnte nach der Inszenierung des von mir hochgeschätzten und leider inzwischen verstorbenen Robert Herzl) kürzlich eine “Revue”-Neuinszenierung des witzigen Stücks von Josef E. Köpplinger nach der Rekonstruktion der Originalfassung von Matthias Grimminger und Henning Hagedorn.

Ich hatte seinerzeit bereits die Herzl-Inszenierung sowohl in der Volksoper (u.a. mit Martina Dorak als Klärchen und dem heutigen Volksopern-Intendanten Robert Meyer als schöner Siegismund) als auch dann viele Jahre später in “seinem” Stadttheater Baden sehr genossen. Umso mehr war ich gespannt auf die sich ans Original beziehende Inszenierung von Köpplinger (übrigens eine Kooperation mit dem Münchener Theater am Gärtnerplatz, dessen Intendant er auch ist).

Noch selten zuvor saß ich in einem Opernhaus fast durchgehend mit einem Grinser da, so bunt, grell, pseudo-Volkstümlich und übertrieben kitschig und daher äußerst unterhaltsam und unboshaft hintergründig wurde hierfür gearbeitet, auch wenn ich beispielsweise die menschlichen Kühe und die Liebesengel sehr witzig, den Holz-Jägerhund aber eher einfallslos finde. Ob die zahlreichen “Berg-Szenen” nicht mehr vom Stück ablenken als es zu bereichern, darf ebenfalls gefragt werden: lustig sind sie allemal.

Sigrid Hauser interpretiert die Rössl-Wirtin bei weitem nicht so aggressiv und hart wie manche andere vor ihr, sondern gibvt einerseits die verliebte Geblendete, eienrseits die mit dem liebenden Leopold Mitleidende und andererseits die verantwortungsbewusste Chefin, von der man Durchsetzungsvermögen erwartet. Und: diese Überraschung ist gelungen, für mich war sie äußerst positiv.

Dass Boris Eder eine wunderschöne Stimme hat und keinerlei Probleme mit den Höhen hat, dürfte nun hoffentlich für jedermann hörbar sein: Er gibt einen wunderbaren Oberkellner Leopold, der wohl schwer durch wen anderen getoppt werden könnte. Und auch das restliche Ensemble entspricht durchaus meinen hohen Erwartungen. Besonders lobend hervorzuheben sind hier Helga Papauschek (sie war früher selbst ion der Volksoper Rösslwirtin) als Reiseleiterin, Simon Jung als Piccolo, Martin Dablander als Todesjodler, Juliette Khalil als Klärchen, Markus Meyer als Sigismund sowie Wolfgang Hübsch als Kaiser.

Das Orchester der Volksoper Wien inklusive Jazzkombo und Zithertrio unter der Leitung von Michael Brandstätter spielt gewohnt beinahe perfekt, wenn auch an manchen Stellen Orchester und Sänger leider nicht synchron sind, so vor allem (ich sah ich Vorstellung am 8. September) der Song von Professor Hinzelmann (Hans Dieter Knebel, der dafür aber schauspielerisch in dieser Rolle großartig ist).

Alles in Allem ist das neue Rössl an der Wiener Volksoper eine wunderbare Produktion, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Allerdings sollte man hierfür auch eine gehörige Portion Humor und gute Laune mitbringen. Und: Rechnen Sie mit Blasmusik bereits vor der Vorstellung.

Und es bleibt zu hoffen, dass es in Zukunft an der Wiener Volksoper auch noch weitere Stücke von Ralph Benatzky zu sehen geben wird, beipielsweise “Die drei Musketiere”, welche 2012 in Baden bereits erfolgreich zur Aufführung gelangten.

Donnerstag, 16. April 2015, von Elmar Leimgruber

Robert Meyer bleibt Chef der Wiener Volksoper

Eine wahrhaft gute Nachricht für die Wiener Kulturwelt: Robert Meyer bleibt Direktor der Wiener Volksoper. Am 15. April 2015 hat Kulturminister Josef Ostermayer im Rahmen einer Pressekonferenz die Verlängerung der Direktion Robert Meyer um weitere fünf Jahre bekannt gegeben: Meyer bleibt demnach bis 2022. Der 1953 in Bayern geborene Burgschauspieler gilt unter anderem als DER Experte für Stücke von Johann Nestroy.

Robert Meyer “Ich bin stolz darauf, dass es uns in den vergangenen acht Jahren gelungen ist, das Haus zu stabilisieren und das Profil der Volksoper als lebendiges und vielseitiges Musiktheater in Wien zu schärfen. Es liegen noch viele spannende Jahre vor uns und ich freue mich darauf, den eingeschlagenen Erfolgskurs gemeinsam mit meinem Team bis Juni 2022 fortzusetzen”, reagierte Robert Meyer auf seine Bestätigung. Seit dem Amtsantritt der Direktion Robert Meyer im September 2007 gab es an der Volksoper 76 Premieren und rund 2.300 Vorstellungen.

Der Spielplan der Saison 2015/16 umfasst acht Premieren, vier Wiederaufnahmen und 19 Repertoirestücke. Der Wolfgangsee (“Im weißen Rössl”), Wien zur Kongress-Zeit (“Der Kongress tanzt”), Krakau (“Der Bettelstudent”), ein mittelalterliches Bagdad (“Kismet”) und ein fernes mythisches Russland (“Fürst Igor”), zweimal Sevilla (“Don Giovanni” und “Der Mann von La Mancha”) und eine märchenhafte Winterwelt (“Die Schneekönigin”) – das sind die Orte, wohin die Neuproduktionen der kommenden Spielzeit entführen. Video-Präsentation: Volksoper Premieren-Vorschau: 2015-2016
Premieren und Wiederaufnahmen im Detail:

OPERETTE

Der Premierenreigen beginnt mit einer atemlosen Reise durch die emotionalen und geographischen Höhen und Tiefen eines postkarten-idyllischen Salzkammerguts. Mit “Im weißen Rössl” in Josef E. Köpplingers turbulenter Inszenierung kehrt die vielleicht erfolgreichste Operette der Zwischenkriegszeit an die Volksoper zurück. Am Pult steht Volksoperndebütant Michael Brandstätter. Sigrid Hauser spielt die resche Rösslwirtin Josepha Vogelhuber, die von Daniel Prohaska als liebevoll beharrlichem Oberkellner Leopold umworben wird. Sein Nebenbuhler Doktor Siedler ist Carsten Süss – der Tassilo der “Gräfin Mariza”-Premiere ist ab der Saison 15/16 festes Ensemblemitglied der Volksoper Wien. Verstärkt wird das Ensemble von Gästen aus dem Burgtheater: Markus Meyer als schöner Sigismund, Hans Dieter Knebel als Professor Hinzelmann und Bernd Birkhahn als Giesecke. Premiere am 6. September 2015

Die zweite Operettenpremiere “Der Kongress tanzt” ist eine Zeitreise in das Wien der Jahre 1814/15. Die Crème de la Crème der internationalen Politik berät über die Neuordnung Europas. Während Metternich (Robert Meyer – er führt auch Regie) die mächtigen Herren mit Festen bei Laune hält, verliebt sich Zar Alexander (Boris Eder), in die hübsche Handschuhmacherin Christel (Johanna Arrouas). Dank seines Doppelgängers Uralsky gelingt es dem Zaren, Frauen und Kongresssitzungen gleichzeitig zu besuchen. Werner Richard Heymann, dessen Geburtstag sich 2016 zum 120. Mal jährt, schrieb die Filmmusik zu Erik Charells “Der Kongress tanzt”. In der vorliegenden Bühnenfassung erklingen noch viele weitere Schlager Heymanns, von Christian Kolonovits für Salonorchester neu arrangiert und dirigiert.
Premiere am 20. Februar 2016

Ein dreister Kuss auf die Schulter ist der Auslöser der Operettenhandlung von Carl Millöckers “Der Bettelstudent”: Diesen gibt der sächsische Oberst Ollendorf (Martin Winkler) der verarmten polnischen Grafentochter Laura (Anja-Nina Bahrmann) und kassiert dafür einen Schlag ins Gesicht. Um sich zu rächen, stattet er den im Gefängnis sitzenden polnischen Studenten Symon (erstmals an der Volksoper: Lucian Krasznec) mit Geld und Fürstentitel aus, damit er das Herz der stolzen Laura gewinnt. Für die Neuinszenierung der Operette zeichnet Anatol Preissler verantwortlich, die musikalische Leitung liegt in Händen von Wolfram-Maria Märtig.
Premiere am 30. April 2016

Wie kaum eine andere Operette spiegelt “Die Csárdásfürstin” die Stimmung ihrer Entstehungszeit wider. 100 Jahre nach der Uraufführung gelangt das Werk in der Regie von Robert Herzl wieder in den Spielplan der Volksoper und wird auch beim Japangastspiel in Tokio gespielt. Unter der musikalischen Leitung des jungen österreichischen Dirigenten Johannes Pell bringt die Besetzung zahlreiche Neuerungen. So ist Ensembleneuzugang Szabolcz Brickner erstmals als Fürstensohn Edwin zu erleben, Astrid Kessler, die an der Volksoper als “Gräfin Mariza” bereits in einer Kálmán-Operette überzeugte, singt die Varietésängerin Sylva Varescu. Axel Herrig, der sich hier bisher dem Musical (“Guys and Dolls”, “The Sound of Music”) verschrieben hatte, spielt den Feri Bácsi. Als Fürstenpaar von und zu Lippert-Weylersheim stehen Peter Matić und Maria Happel auf der Bühne.
Wiederaufnahme am 16. Dezember 2015

OPER

Erstmals seit Rossinis “La Cenerentola” im Jahr 1997 kehrt der Theatermagier Achim Freyer an die Volksoper zurück – diesmal als Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner von Mozarts Meisterwerk “Don Giovanni”. Der niederländische Dirigent Jac van Steen, der an der Volksoper bei “Wagners RING an einem Abend” erstmals zu erleben war, übernimmt die musikalische Leitung. In der Titelrolle führt Josef Wagner ein Mozart-Ensemble an, das mit Kristiane Kaiser (Donna Anna), Jörg Schneider (Don Ottavio), Caroline Melzer (Donna Elvira), Marko Špehar (Leporello), Ben Connor (Masetto) und Anita Götz (Zerlina) überwiegend aus festen Ensemblemitgliedern des Hauses besteht.
Premiere am 14. November 2015

Gewaltige Massenszenen, die mitreißenden Polowetzer Tänze sowie musikalisch und psychologisch fein gestaltete Charaktere – der Zauderer Igor (Sebastian Holecek), seine Frau Jaroslawna (Melba Ramos) der Gewaltmensch Galitzky (Martin Winkler), der schlaue Machtpolitiker Kontschak (Sorin Coliban – als einziger Gast in diesem Ensemblestück), die gewissenlosen Wendehälse Skula (Stefan Cerny) und Jeroschka (Christian Drescher) – machten “Fürst Igor” zur wichtigsten russischen Nationaloper nach “Boris Godunow”. Seit 1960 (damals an der Staatsoper) war die Oper nicht mehr in Wien zu sehen. Thomas Schulte-Michels (Regie und Bühnenbild) setzt sie nun erstmals an der Volksoper in Szene. Am Pult des Volksopernorchesters steht Alfred Eschwé.
Premiere am 19. März 2016

MUSICAL

70-mal, zuletzt am 10. März 2001, wurde “Der Mann von La Mancha” mit Karlheinz Hackl als Don Quixote, Robert Meyer als Sancho und Dagmar Koller als Aldonza gespielt. Nun feiert der Musical-Klassiker seinen 50. Geburtstag (die Broadway-Uraufführung fand im November 1965 statt), vor 400 Jahren hat Miguel de Cervantes den zweiten Teil seines “Don Quixote” veröffentlicht und die Volksoper bringt eine Neuproduktion von
“Der Mann von La Mancha” auf die Bühne. Robert Meyer schlüpft nun in die schäbigen Kleider des „Ritters von der traurigen Gestalt“, Boris Pfeifer ist sein treuer Diener Sancho und Patricia Nessy die Aldonza. Regisseur Olivier Tambosi kehrt nach “Der Vetter aus Dingsda” an die Volksoper zurück und Lorenz C. Aichner, Kapellmeister am Haus, dirigiert nach “Der Zauberer von Oz” erneut eine Musical-Premiere.
Premiere am 17. Oktober 2015

Im Jahre 1954 begab sich der Fall, dass ein längst verstorbener russischer Komponist den „Tony“ für das beste Musical erhielt: Robert Wright und George Forrest hatten Melodien von Alexander Borodin für das im mittelalterlichen Bagdad spielende “Kismet” adaptiert, darunter auch die berühmten „Polowetzer Tänze“ aus “Fürst Igor”. Wenige Wochen vor dessen Premiere spielt die Volksoper das hierzulande selten gezeigte Musical in einer konzertanten Fassung. Nach dem durchschlagenden Erfolg der Konzertfassung von Bernsteins Candide steht Joseph R. Olefirowicz erneut am Pult des Volksopernorchesters. In der Hauptrolle des findigen und phantasievollen Geschichtenerzähler Haji gastiert der amerikanischen Star-Bariton Rodney Gilfry an der Volksoper. Rebecca Nelsen ist als seine Tochter Marsinah erstmals in einem Musical zu sehen.
Premiere am 24. Jänner 2016

260 Mitglieder der Volksoper fliegen von 10. bis 30. Mai 2016 auf Gastspiel nach Japan, wo “Die Fledermaus”, “Die lustige Witwe” und “Die Csárdásfürstin” aufgeführt werden. Der Spielbetrieb in Wien wird währenddessen ungemindert fortgesetzt. Drei Wiederaufnahmen stehen im April und Mai 2016 auf dem Programm: die Musicals “The Sound of Music” und “Anatevka” sowie das Ballett “Marie Antoinette”.

“The Sound of Music”, die letzte Zusammenarbeit des kongenialen Duos Rodgers und Hammerstein wurde 1959 uraufgeführt. Die viel beachtete Erstaufführung an der Volksoper fand 2005 in der Inszenierung von Renaud Doucet und André Barbe statt und kehrt nun nach vierjähriger Pause mit Volksoperndebütantin Barbara Obermeier als Novizin Maria auf den Spielplan zurück.
Wiederaufnahme am 3. April 2016

Aus dem Jahr 2003 stammt Matthias Davids Inszenierung von Jerry Bocks “Anatevka” (Fiddler on the Roof), in der KS Kurt Rydl in einer seiner Traumrollen als Milchmann Tevje sein Musical-Debüt gibt. Dagmar Hellberg, die zuletzt im Musical-Thriller “Sweeney Todd” mit viel schwarzem Humor die Pastetenbäckerin Mrs Lovett spielte, ist seine Frau Golde. Drei der fünf Töchter wollen heiraten, anders als ihr Vater es möchte. Doch Tevje hält an der Tradition fest und lebt sein Leben weiter – bis der Zar die Umsiedlung der Juden verfügt und Tevje und Golde mit ihren beiden jüngsten Töchtern nach Amerika auswandern. Wiederaufnahme am 14. Mai 2016

BALLETT

Ein zauberhaftes Handlungsballett speziell für Kinder und Familien in opulenter Ausstattung (Marc Bailey) steht ab Dezember auf dem Spielplan. Der britische Choreograph Michael Corder erzählt frei nach dem Märchen von Hans Christian Andersen die Geschichte von Gerda und Kay, deren Freundschaft die “Schneekönigin” auf eine harte Probe stellt. Der Brite Martin Yates, der sich als Ballettdirigent u. a. am Royal Ballet, Covent Garden, in Schweden, Finnland, Norwegen und den Niederlanden einen Namen gemacht hat, übernimmt die musikalische Leitung der Premiere. Premiere am 8. Dezember 2015

Die Geschehnisse um die französische Königin “Marie Antoinette”, die in der Geschichte Frankreichs ebenso verwurzelt ist wie in der Österreichs, sind über die Jahrhunderte hinweg Teil des kollektiven Gedächtnisses geworden. In seiner 2010 an der Volksoper uraufgeführten Sicht geht es Patrick de Bana nicht um eine Chronik der historischen Ereignisse. Vielmehr werden – eingeleitet vom personifizierten Schicksal, das auch die Zeit symbolisiert, sowie dem Schatten der Protagonistin – in Momentaufnahmen die seelischen Zustände von Marie Antoinette gezeichnet. Schicksal und Schatten begleiten voraussagend und kommentierend die Ereignisse.
Wiederaufnahme am 6. Mai 2016

Montag, 23. Januar 2012, von Elmar Leimgruber

Candide “in der besten aller möglichen Welten”

Die Welt ist so böse und gemein und niederträchtig, aber das hindert uns doch nicht daran, glücklich und vor allem optimistisch zu sein. Realistisch betrachtet klappt dies zwar nicht, aber darum gehts ja auch nicht: auf die Einstellung kommt es an. So ist denn auch das Liebesglück des unschuldigen und naiv optimistischen Jünglings Candide voller Krieg, Mord, Totschlag und Intrigen, aber er steht selbst über dem Tod, genauso wie die anderen Hauptfiguren dieser Gesellschaftssatire von Voltaire (Candide oder der Optimismus), dessen bitterbösen und doch heiteren Stoff sich Leonard Bernstein für sein Musical (Comic Operetta) “Candide” adaptierte.

Dass zudem die deutsche Textfassung vom sprachlichen Genie Loriot (Vicco von Bülow) Garant auch für einen Publikumserfolg in Wien ist, muss nicht eigens betont werden. Die Wiener Volksoper hat dieses Meisterstück über ein bewegtes buntes Leben in “der besten aller möglichen Welten” neu und konzertant (Songs in englisch mit deutschen Untertiteln, gesprochene Texte in deutsch) im Programm, und es ist ein Vergnügen für alle Sinne:

Die Besetzung könnte idealer nicht sein, allen voran Jennifer O’Loughlin (Must Hear und Must See!) als keinesfalls unschuldige, vielmehr durchtriebene und geldsüchtige Cunegonde und die amerikanische Musical-Legende Kim Criswell als genauso männerbenützende “Old Lady”. Stephen Chaundy gibt einen sympatisch-naiven Candide, Morten Frank Larsen den idealistischen Philosophen Pangloss und Volksopern-Hausherr, der Burgschauspieler Robert Mayer (danke für dieses großartige Werk an der Volksoper) ist das Optimum eines spitzzüngigen Erzählers einer verzwickten Liebes-Abenteuerreise, die sich wohl niemals wirklich so zutragen könnte, welche aber dennoch so viel Wahres, wenn auch weniger Schönes bringt. Weniger in Hochform: der Chor der Volksoper, dafür aber umso erfrischender das Orchester der Volksoper Wien unter der Leitung von Joseph R. Olefirowicz.

Kurzum: Die Darsteller sind nicht nur gesangsmäßig grandios, sondern auch schauspielerisch, das Stück selbst ist wunderbar. Und der Volksoper ist mit Candide ein wahres Meisterstück gelungen. Und das Wichtigste: Alle Künstler hatten auffällig viel Spass auf der Bühne: Genau so muss es sein. Schade nur, dass bislang nur sehr wenige Aufführungen geplant sind.

Und hier können Sie in die Musik von “Candide” von Leonard Bernstein reinhören (Hörproben):

Montag, 19. September 2011, von Elmar Leimgruber

Dolly ist wieder da: Hello:-)

Das Musical-Traumpaar Sigrid Hauser und Robert Meyer
Foto: Dimo Dimov/Volksoper

Musical kann zeitlos sein, wenn es gut geschrieben wurde, passend inszeniert ist und zumindest die Hauptdarsteller ideal besetzt sind. Dies beweist die Wiederaufnahme von Jerry Hermans musikalischer Komödie “Hello Dolly” am 17. September 2011 an der Wiener Volksoper:

Die Regiearbeit von Josef Ernst Köpplinger ist teilweise so übertrieben kitschig, dass sie einfach zu hundert Prozent zum Stück passt. Sigrid Hauser gibt eine Mrs Dolly Levi, wie sie idealer nicht besetzt könnte: Hauser ist Levi: sie glänzt sowohl schauspielerisch als auch gesanglich als auch optisch. Und Hausherr Volksoperndirektor Robert Meyer (vgl. weitere Kritiken hier auf kulturia.com), welcher vor allem mit seiner Mimik und seinem vorbildlichen komödiantischen Talent dem geizigen Sonderling Horace Vandergelder ein unverwechselbares Profil verpasst, mag zwar nicht mit der schönsten aller Gesangsstimmen ausgezeichnet sein, singt aber weitaus treffsicherer und präziser als viele seiner Kolleginnen und Kollegen im Opern- und Operettenbereich.

Das “Hello Dolly” Ensemble der Wiener Volksoper beim Schlussapplaus

Obwohl die weitere Besetzung (allen voran Katja Reichert als Irene Molloy, Jeffrey Treganza als Cornelius Hackl, Sulie Girardi als Ernestina Money und Gerhard Ernst als Richter) ebenfalls lobende Erwähung verdienen, lebt die gesamte Produktion vor allem von den erwähnten beiden charaktervollen Hauptdarstellern Hauser und Meyer. Großes musikalisches Lob aber verdienen an dieser Stelle auch das Wiener Staatsballett unter der Choreographie von Ricarda Regina Ludigkeit und das Orchester der Wiener Volksoper unter der Leitung von John Owen Edwards.

Wer großes Musical liebt, kommt in der Wiener Volksoper also wieder mal voll auf seine Kosten und verlässt das Theater mit Begeisterung in der Brust. “Hello Dolly” gelangt noch bis 4. Dezember 2010 in der Wiener Volksoper zur Aufführung.

Mittwoch, 2. Februar 2011, von Elmar Leimgruber

MUT, das Casting für Unterhaltungstheater

Das Stadttheater Klagenfurt in Kärnten/Österreich organisiert den ersten österreichischen Wettbewerb für musikalisches Unterhaltungstheater (Musical, Operette, Chanson). Ziel von MUT ist es laut Ausschreibung, herausragende künstlerische Persönlichkeiten für das musikalische Unterhaltungstheater zu entdecken. Nach den Auditions bzw. Vorausscheidungen in München, Wien und Berlin in den Kategorien Gesang und Schauspiel findet das Semi-Finale am 23. Mai 2011 um 19.30 Uhr und das Finale am 24. Mai 2011 um 19.30 Uhr jweils im Stadttheater Klagenfurt statt. Bewerbungssschluss ist der 20. Februar 2011.

Künstlerinnen und Künstler von 18 bis 27 Jahren bekommen die Chance, ihr Talent in Gesang und Darstellung vor einer internationalen Fachjury und vor Publikum zu präsentieren. Der Wettbewerb findet 2011 zum zweiten Mal statt. Der erste Preis ist mit 3.000 Euro, der zweite mit 2.000 Euro und der dritte mit 1.000 Euro dotiert. Zudem wird im Finale ein Publikumspreis von 1.000 Euro vergeben. Initiator von ist Josef E. Köpplinger, Intendant des Stadttheaters Klagenfurt und designierter Staatsintendant des Staatstheaters am Gärtnerplatz, in dessen Haus übrigens am 3. Februar das Claude Michel Schönberg/Alain Boubil-Musical “Miss Saigon” seine österreichische Erstaufführung erleben wird.

Juroren sind Josef E. Köpplinger  (Vorsitzender der Jury, Intendant, Regisseur), Peter Back-Vega (Chefdramaturg der Vereinigten Bühnen Wien), Heiko Cullmann (Chefdramaturg des Stadttheaters Klagenfurt), Pia Douwes (Musical-Darstellerin), John Owen Edwards (Dirigent, u.a. am West End, London), Peter Lund (Autor, Regisseur, Dozent), Werner Signer (Geschäftsführender Direktor des Theaters St. Gallen), Markus Spiegel (Musikproduzent und Medienberater) und Kathrin Zechner (Intendantin der Vereinigten Bühnen Wien).

Neben den Altersgrenzen (zwischen 18 und 27 Jahren) sind abgeschlossene oder begonnene Ausbildung im Bereich Musical, Operette oder Chanson an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Institution (kein reiner Privatunterricht) Voraussetzung für die Teilnahme. Zudem wird eine Einschreibgebühr in Höhe von 20 Euro erhoben. Anmeldungen sind ausschließlich über das Download-Formular möglich. Weitere Infos sind online.

Und hier können Sie in die neue Musicalproduktion “Miss Saigon” (produziert vom Stadttheater Klagenfurt in Zusammenarbeit mit Cameron Mackintosh) kostenlos reinhören:

Dienstag, 16. Februar 2010, von Elmar Leimgruber

Robert Meyer bleibt bis 2017 Volksoperndirektor

Volksopern-Direktor Robert Meyer
Foto: © volksoper.at/Johannes Ifkovits

Kammerschauspieler Robert Meyer bleibt bis September 2017 Direktor der Volksoper. Die Verlängerung wird einstimmig vom Kuratorium der Volksoper unterstützt.

“Robert Meyer hat die Volksoper auf die Überholspur gebracht. Sein positives Wirken in der Volksoper ist unbestritten. Ich freue mich daher, dass Robert Meyer für weitere fünf Jahre an der Volksoper für Spitzenqualität und künstlerische Souveränität stehen wird”, begründete Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) die Verlängerung des Vertrages um weitere fünf Jahre.

“Mit Robert Meyer hat die Volksoper wieder einen erfolgreichen Weg eingeschlagen. Der Direktor hat mit seinem Team dem Haus am Gürtel wieder Profil gegeben und als kulturellen Bestandteil in das Wiener Kulturangebot und die österreichische Kulturlandschaft integriert”, begrüsste Silvia Fuhrmann, Kultursprecherin der ÖVP diese Entscheidung.

Ich persönlich bin schon seit vielen Jahr ein grosser “Fan” von Robert Meyer (bereits 2003 habe ich über ihn hier berichtet): Er ist kein Manager im eigentlichen Sinn, sondern er kommt direkt aus der Praxis, er ist ein hervorragender Schauspieler und Regisseur (Akademietheater, Burgtheater, Volksoper), er ist hochintelligent, vernünftig, niveauvoll, integrativ, humorvoll, er hat Visionen und eine eigene starke Persönlichkeit, und er ist auch ein guter Zuhörer: schlichtweg: DIE Idealbesetzung für diese verantwortungsvolle Position, wo vor ihm immer nur gestritten wurde. Und ich gratuliere ihm auf diesem Weg herzlich.

Weitere Meldungen von mir über Robert Meyer:

“Das Feuerwerk” am Burgtheater (Kritik 2003)

Meyer mit Nestroy am Burgtheater (Kritik 2006)

Meyer wird Volksoperndirektor (2006)

Robert Meyers “Tannhäuser” (2007)

Mittwoch, 12. März 2003, von Elmar Leimgruber

Ein sinnvoller Genuss: Die West Side Story an der Volksoper Wien

Martina Dorak und Stephan Daundry: das neue Traumpaar des Musicals? Erlebt man sie gemeinsam als Maria und Tony im Musical “West Side Story” von Leonard Bernstein an der Wiener Volksoper schmelzen die Liebesherzen und erheben sich die humanistischen Herzen: Ein musikalisch wie schauspielerisch einmaliges Erlebnis!

Angesichts drohender Kriege in weltpolitischer Hinsicht wirken die endringlichen Worte der – natürlich ungehörten- Warnung vor Gewalt Rudolf Wasserlofs als “Doc” umso ernsthafter und inniger. Wer das Schwert ergreift, wird durch das Schwert umkommen, heisst es schon in der Bibel. Und so ergeht es auch den verfeindeten Banden an der West Side: Eingeborene gegen Puertoricaner und umgekehrt. Man erinenrt sich an Romeo und Julia von Shakespeare, aber auch an oscarnominierten Streifen “Gangs Of New York” (ebenfalls Hass und Gewalt zwischen Eingeborenen und Einwanderern) von Martin Scorzese, der gerade in unseren Kinos läuft. Wie zeitlos doch manche Themen sind…

Ganz großes Lob an das Team der Volksoper für diese mustergültige Interpretation der West Side Story, allen voran an Birgit Meyer (Dramaturgie) und an Anne Marie Gros (Choreographie).

Dieses Werk (Dialoge in deutsch, übersetzt vom wunderbaren kürzlich verstorbenen Marcel Prawy, Musik in englisch) ist genau so, wie es an der Volksoper aufgeführt wird, nicht zu übertreffen und ein absolutes Muss für jeden Musical-, ja überhaupt für jeden Freund guter Musik, herrlicher Balletteinlagen, wie man sie eben von der Volkoper kennt…