Mit ‘Papst’ getaggte Artikel

Sonntag, 5. Mai 2013, von Elmar Leimgruber

Bernd Hagenkord: “Papst Franziskus ist angstfrei”

Wollte man Papst Franziskus auf eine Grundeigenschaft beschränken, dann wohl diese: “Papst Franziskus ist angstfrei”, vor allem im Umgang mit kranken und gestrauchelten Menschen. Mit diesen Worten charakterisierte P. Bernd Hagenkord SJ, Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan in einem Hintergrundgespräch mit Journalisten auf Einladung des Verbandes katholischer Publizisten Österreichs in Wien.

Armut und Gerechtigkeit zählten eindeutig zu den Schwerpunkten seiner pastoralen Tätigkeit. Franziskus sei ein “Hl. Geist-Papst”, während man dessen Vorgänger Benedikt XVI. als “Jesus-Papst” bezeichnen könne. Papst Franziskus sei -im Gegensatz zu seinem Vorgänger- auch kein “Intellektueller”, sondern ein “Seelsorger”: Die Geschichte der Kirche betrachte er daher als “Geschichte der Liebe mit Fehlern”, berichtete Hagenkord.

Der aktuelle Papst thematisiere zudem unter dem Motto “Der Heilige Geist drängt und wir sind bequem” gezielt immer wieder die “Bequemlichkeit der Einzelnen” in der Kirche. Franziskus betone immer wieder, dass es “zu wenig Konzil” und gleichzeitig “zu wenig Kontinuität” in der Kirche gebe. Die Konzilstexte seien auch “nicht mehr in unserer Sprache”, ergänzte Hagenkord. Aber letztlich gehe es hier nicht um Worte, sondern um den Sinn, den Geist, den Hl. Geist: “Wir brauchen heute kein Konzil, keine langen Texte, sondern wir sollten uns bewegen lassen”, appellierte Hagenkord.

Das eigentliche Problem der so genannten Pius-Bruderschaft mit der Kirche sei auch ein liturgisches, sondern eines der Religionsfreiheit: “Und auch da stand Papst Benedikt voll auf Konzilslinie”.  Er, Hagenkord rechne daher auch nicht damit, dass dieser Konflikt mit den Traditionalisten bald lösbar sein werde.

Von Diskussionsleiter Paul Wuthe (Leiter der Kathpress) auf die Vorgänge um den Amtsverzicht von Papst Benedikt XVI. angesprochen, meinte Hagenkord: “Durch dieses Konklave wurde die Kirche endlich zur Weltkirche”. Und jeder, der Papst Benedikt schon länger kannte, wusste, dass wenn wer zurücktreten könnte, dann er. Doch auch er selbst sei von diesem Schritt Benedikts überrascht worden, bekannte Hagenkord. Benedikt habe zudem auf seine bevorzugten geplanten Aktionen “Jahr des Glaubens” und eine neue Enzyklika verzichtet, weswegen sein Krankheitszustand als Begründung für seinen Rücktritt jedenfalls glaubwürdig sei, so Hagenkord. Benedikt XVI. habe durch diesen Schritt zudem auch eines deutlich gezeigt: “Jemand steht zu seiner Krankheit”.

Dienstag, 12. Februar 2013, von Elmar Leimgruber

Papst Benedikt XVI. und das “Unvermögen”, das Petrusamt fortzusetzen

Papst Benedikt XVI., nach seinem Amtsverzicht bald wieder Kardinal Ratzinger; hier ist er bei einem sehr zahlreichen Besuchen als Präfekt der Glaubenskongregation in Brixen (Südtirol) zu sehen.Wie der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, auf einer Pressekonferenz bestätigte, setzt Papst Benedikt XVI. einen einmaligen historischen Akt: Noch nie bisher in der Kirchengeschichte hat ein über Jahre hinweg amtierender Papst seinen Amtsverzicht erklärt: Benedikt setzte dieses Zeichen in der “Gewissheit”, dass seine “Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben”.

Für die meisten Menschen kam dieser Schritt überraschend, selbst Menschen, die ihm über Jahrzehnte hindurch nahestanden, wussten nicht von diesem Schritt: Der Wiener Erzbischof und Joseph Ratzinger kennen und schätzen sich gegenseitig seit 41 Jahren; dennoch erfuhr Schönborn -wie er im Rahmen der Pressekonferenz betonte- davon gestern auch erst gegen 11.45 Uhr. Er sei überrascht und schwanke zwischen einerseits “Bewunderung für den Mut” des Papstes und andererseits “Bedauern” für diesen Schritt, erklärte Schönborn. Und mutig ist das Bekenntnis zur eigenen (Alters-)Schwäche allemal.

Eines ist sicher: Papst Benedikt XVI. wird mit diesem einmaligen Akt in die Kirchengeschichte eingehen. Und neben einem neu zu wählenden Papst (Konklave voraussichtlich Mitte März) wird es dann für einige Zeit einen “ex”-Papst und einen neuen Nachfolger Petri am Papststuhl geben, ein Gedanke, der Kardinal Schönborn äußerst sympathisch ist, habe er es doch seinerzeit auch sehr geschätzt, mit seinem Vorvorgänger Kardinal König immer wieder Gespräche zu führen, so der Kardinal gestern.

Auf meine Frage an Schönborn am Rande der Pressekonferenz, ob nach diesem Rücktritt Benedikt XVI. bei der Wahl seines Nachfolgers mitbestimmen könne, reagierte dieser sinngemäß, dass Benedikt als 85-Jähriger schon rein rechtlich (Altersgrenze beträgt 80 Jahre) nicht mehr am Konklave teilnehmen kann. Diese meine Frage könnte nämlich auch neben den vom Papst selbst angegebenen gesundheitlichen Gründen mit eine Rolle bei seiner Entscheidung gespielt haben: Noch nie vorher war ein noch lebender Papst durch seine bloße Existenz so prägend (wenn auch nicht in der Sixtinischen Kapelle, jedoch eben als ex-Papst) für die Wahl seines Nachfolgers, was durchaus auch Bestandteil seiner zutiefst empfundenen Verantwortung für die Kirche Jesu Christi sein könnte. Ein konkretes Kirchengesetz im Konklave hat sogar er persönlich noch abgeändert: Seither muss der Papst in jedem Fall über eine Zweidrittelmehrheit im Kardinalskollegium verfügen. Kommt diese nicht zustände, muss nun so lange gewählt werden, bis sie zustande kommt. Damit soll eine tatsächlich breite Mehrheit und Loyalität für den neuen Papst gewährleistet werden.

Nicht beeindruckt hingegen bin ich über die Aussagen von Pfarrerinitiative-Chef Helmut Schüller, der spekulierte, dass es ein “Putsch der Konservativen” gewesen sein könnte, der den Papst zum Rücktritt gezwungen habe. Dafür, dass Schüller niemals einen Hehl gemacht hat, dass er Ratzinger nicht für reformorientiert hält, klingt die jetzige Aussage doch zumindest zynisch. Vor allem: Eines kann man (entgegen manchen so genannten “Vatikan-Experten”) Benedikt XVI. garantiert nicht vorwerfen: Mangelnde Charakterstärke und Durchsetzungsvermögen: dies wäre eine großes Unrecht dem großen Theologen und Philosophen gegenüber: Wohl niemand vor ihm hatte soviele auch kircheninterne Probleme (VatiLeaks, Missbrauchsfälle, …) zu meistern wie er, und er erwies sich jederzeit als starke Führungspersönlichkeit.

Und auch wenn es Machtkämpfe und Intrigen außerhalb und innerhalb des Vatikans geben mag (was zwar allzu menschlich, aber keineswegs kirchlich und erst recht nicht im Sinne Jesu Christi, des Stifters der Kirche wäre): Wegbegleiter Benedikts wie eben der Wiener Erzbischof sind felsenfest davon überzeugt, dass der Papst seinen Rücktritt aus tiefster Überzeugung freiwillig gewählt hat: Die Freiwilligkeit der Handlung ist zur Gültigkeit ja auch notwendig, wie im Kirchenrecht, im Codex Iuris Caninici (CIC) wörtlich zu lesen ist: “Falls der Papst auf sein Amt verzichten sollte, ist zur Gültigkeit verlangt, dass der Verzicht frei geschieht und hinreichend kundgemacht, nicht jedoch, dass er von irgendwem angenommen wird.” (Can. 332 §2)

Und was den neuen Papst betrifft: Ja, es wäre sinnvoll (wenn auch nicht notwendig), wen zum Papst zu wählen, der nicht aus Europa kommt, sondern beispielsweise aus Südamerika. Benedikts Vorgänger, Papst Johannes Paul II. wurde verdientermaßen seliggesprochen: er hat prophetisch die katholische Kirche durch seine zahlreichen Pastoralreisen, den Selig-und Heiligsprechungen und den anschließenden zahlreichen Bischofs- und Kardinalsernnennungen weltweit zu dem gemacht, was sie im Grunde immer schon war: Weltkirche. Weltkirche zu sein und noch mehr zu werden, wird auch ihre künftige Aufgabe sein: Diener aller Menschen aller Hautfarben und Rassen weltweit im Dienste Jesu Christi zu sein. Und wer auch immer der neue Papst sein mag: sicher wäre jetzt auch wieder mehr ein Seelsorger als Papst sinnvoll. Wichtiger sind jedoch die Hoffnung und das Vertrauen, dass die 118 Kardinäle, die sich Mitte März im Vatikan zur Papstwahl versammeln werden, fernab von jedem Taktieren, von Machtspielchen und von Eigeninteressen nur den Willen Gotten für seine Kirche suchen und entsprechend handeln: zur größeren Ehre Gottes und zum Segen der Kirche und der gesamten Menschheit.

 

Und hier ist die Rede von Papst Benedikt XVI. zu seinem Amtsverzicht an die zu einem Konsistorium in Rom versammelten Kardinäle in der offiziellen deutschen Übersetzung des Vatikan im Wortlaut:

“Liebe Mitbrüder!

Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch um euch eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen. Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des
vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.

Ich bin mir sehr bewusst, dass dieser Dienst wegen seines geistlichen Wesens nicht nur durch Taten und Worte ausgeübt werden darf, sondern nicht weniger durch Leiden und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und
hergeworfen. Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Körpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen.

Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so dass ab dem 28. Februar 2013, um 20 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muss.

Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr mit mir die Last meines Amtes getragen habt, und ich bitte euch um Verzeihung für alle meine Fehler. Nun wollen wir die Heilige Kirche der Sorge des höchsten Hirten, unseres Herrn Jesus Christus, anempfehlen. Und bitten wir seine heilige Mutter Maria, damit sie den Kardinälen bei der Wahl des neuen Papstes mit ihrer mütterlichen Güte beistehe. Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen.”

 

Und hier ist die schriftliche Stellungnahme des Wiener Erzbischofs Kardinal Christoph Schönborn und Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz zum Amtsverzicht im Wortlaut:

“Der Rücktritt Papst Benedikt XVI. ist ein welthistorisches Ereignis. Es ist ein Augenblick, an dem die ganze, über eine Milliarde Menschen zählende katholische Welt, den Atem anhält und zugleich im dankbaren Gebet mit dem 265. Nachfolger Petri verbunden ist. Und nicht nur wir Katholiken, auch viele andere Christen und Nichtchristen. Ich danke etwa dem Vorsitzenden des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, dem rumänisch-orthodoxen Bischofsvikar Nicolae Dura, der in einer ersten Stellungnahme die „zutiefst christliche Haltung“ des Papstes gewürdigt hat. Es ist ein Moment, in dem die Kirche ihren Blick sowohl in die Vergangenheit wie auch in die Zukunft richtet und sich dabei in der Güte dessen geborgen weiß, der nach dem christlichen Glauben die Kirche leitet – Jesus Christus.

Seit über 700 Jahren, seit Cölestin V. im Jahr 1294, ist es zum ersten Mal wieder der Fall, dass ein Papst zurücktritt. Der Schritt Benedikts XVI. ist zugleich demütig und groß. Er entspricht der Persönlichkeit dieses Menschen, der mit seiner Bescheidenheit und Gewissenhaftigkeit immer wieder beeindruckt hat.

Über dem Pontifikat Benedikts, ja schon über seinem Wirken davor, könnte als Leitmotiv stehen: Sammlung, Besinnung auf das Wesentliche. Benedikt XVI. war schon als Theologe immer einer, der das Innerste des christlichen Glaubens erschließen wollte, der das Wesentliche von den bloßen Zeitumständen trennen wollte, und der in dieser Konzentration auf den Kern des Evangeliums völlig vorbehaltlos und ohne Scheu auf andere Konfessionen, Religionen und auch der modernen, säkularen Gesellschaft zugehen konnte. Er ist ein Brückenbauer im Bewusstsein, dass man weite Bögen nur auf festen Pfeilern bauen kann.

Heute ist genau diese Auseinandersetzung um das Wesentliche in der katholischen Kirche in vielfältiger Weise präsent. In Europa etwa sucht die Kirche ein neues Verhältnis zur Gesellschaft. In vielen Ländern Asiens und Afrikas erlebt sie zugleich einen ungeheuren Aufbruch. Hier gilt es Weichen zu stellen, und Benedikt hat nun klar gemacht, dass dies Aufgabe für einen Papst im Vollbesitz seiner Kräfte sein muss.

Benedikt XVI. ist ein großer Freund Österreichs, wie sich besonders bei seinem Besuch 2007 gezeigt hat. Das Motto dieser Pilgerreise, „Auf Christus schauen“ ist auch der bleibende Auftrag für die ganze Kirche. Noch bei einem Gespräch am vergangenen Donnerstag war er – wie immer – bestens informiert über die Situation in Österreich und voller Wohlwollen.

Das bleibende Motto seines Pontifikats ist wohl der Titel seiner ersten Enzyklika „Deus Caritas Est“ – „Gott ist die Liebe“. Das ist Auftrag und Zukunft der Kirche.”

 

Und hier noch die Erklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zur Ankündigung des Rücktritts von Papst Benedikt XVI. im Wortlaut:

“Die Nachricht vom Rücktritt unseres Heiligen Vaters bewegt mich zutiefst. Papst Benedikt gibt aller Welt ein leuchtendes Beispiel wirklichen Verantwortungsbewusstseins und lebendiger Liebe zur Kirche. Christus hat ihm durch die Kardinäle das Petrusamt anvertraut. In der Stunde, in der seine Kräfte zu gering werden, um der Kirche den erforderlichen Dienst zu erweisen, legt er dieses Amt zurück in Gottes Entscheiden. Es ist eine große menschliche und religiöse Geste. Wir deutschen Bischöfe danken dem Heiligen Vater für seinen Dienst auf dem Stuhl Petri und sind erfüllt von großem Respekt und von Bewunderung für seine Entscheidung.

Wer Papst Benedikt in den zurückliegenden Jahren persönlich erleben durfte und seine Botschaft aufmerksam aufnahm, der spürte deutlich, worin er seinen wichtigsten Dienst sieht und worum es ihm zuerst und im Innersten geht: um Gott und damit um den Menschen. Kurz und prägnant kommt dies im Leitwort zum Ausdruck, dass er für seine Apostolische Reise nach Deutschland im September 2011 wählte: „Wo Gott ist, da ist Zukunft!“

Papst Benedikt ist ein großer Lehrer unserer Kirche. Dabei hat Joseph Ratzinger ein bleibendes Anliegen, das sich gleichsam wie ein roter Faden durch sein Leben und Wirken zieht. Er will Glaube und Vernunft miteinander versöhnen. Ja, Papst Benedikt ist in vielerlei Hinsicht ein Pontifex: Er wollte Brücken bauen zwischen Glaube und Vernunft, Brücken hin zu Gott, Brücken zwischen Konfessionen und Religionen, um so dem Frieden der Welt den Weg zu bereiten und dem Reich Gottes Wachstum zu schenken.

Papst Benedikt ist ein überzeugter und überzeugender Hirte seiner Kirche. Um was er bei seinem Gebet an der Mariensäule in München im Jahr 2006 die Gottesmutter für alle Gläubigen bat, das zeichnete ihn aus: „Hilf uns, geduldig und demütig zu werden, aber auch frei und mutig“.

Das Bild des Hirten hat ihn als Papst geprägt. Unvergessen sind seine drei Besuche bei uns in Deutschland: anlässlich des XX. Weltjugendtages 2005 in Köln und ein Jahr später in seiner bayerischen Heimat. Im September 2011 kam er zu einem offiziellen Besuch: Berlin, Erfurt, das Eichsfeld und Freiburg bleiben unvergessliche Momente einer Pilgerreise, die die Kirche in Deutschland tief berührt hat. Wir sehen dankbar Bilder vor uns, wie er Menschen segnet, Kinder umarmt, sich seinen Gesprächspartnern zuwendet und in der großen Gemeinschaft des Glaubens Liturgie feiert. Der Hirte seiner Herde ist demütig im Auftritt, authentisch im Zeugnis und überzeugend in den Worten, die er wählt.

Die Religionen haben den Papst gehört, die Politik hat ihn um seine Meinung gebeten. Nicht zuletzt seine drei Enzykliken sind der deutlichste Garant dafür, worum es dem Papst ging: Eine gerechte, solidarische und friedliche Welt, die sich ihrer Verantwortung vor Gott und den Menschen stellt. Gerade in seiner Enzyklika „Caritas in veritate“ hat uns der Heilige Vater eine Magna Charta einer gelingenden Globalisierung hinterlassen, die sich um sozialen Ausgleich und die Bewahrung der Schöpfung mit aller Kraft bemüht.

Die Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz sind Papst Benedikt zutiefst dankbar für sein Wirken und sein unermüdliches Engagement. Der deutsche Papst wird nun das Ruder der Kirche weitergeben. Er wird uns fehlen. Aber es wird viel von ihm bleiben, denn Theologie und Kirche hat er nachhaltig geprägt, als Brückenbauer, als Hirte seiner Herde, als Wissenschaftler und Lehrer. Wir wissen, dass er seine Lebenskraft weiterhin in den Dienst der Menschen stellen wird. Wir wünschen ihm dazu die nötigen Kräfte und empfehlen ihn dem Segen Gottes, in dem er geborgen ist. Die Deutsche Bischofskonferenz wird im Gebet in besonderer Weise den Heiligen Vater begleiten.”

 

Weitere Stellungnahmen zum Amtsverzicht von Bendikt XVI.:

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (Wortlaut)

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck (Wortlaut)

Internationale Stellungnahmen gesammelt von Radio Vatikan

Montag, 7. Januar 2013, von Elmar Leimgruber

Papst fordert von Bischöfen “Mut zum Widerspruch”


Bischöfe müssen “Mut zum Widerspruch” gegen den herrschenden Zeitgeist haben. Dies erklärte Papst Benedikt XVI. am 6. Jänner 2013 bei der Weihe von vier neuen Vatikanpriestern zu Bischöfen. Wer den Glauben lebe und verkünde, stehe in vielen Punkten “quer zu den herrschenden Meinungen”.

Papst Benedikt XVI. hat am Sonntag im Petersdom einen dreistündigen Gottesdienst zum Dreikönigsfest (Epiphanie) geleitet und dabei neben drei anderen auch den päpstlichen Privatsekretär Georg Gänswein zum Bischof geweiht. Er wurde Erzbischof des Titularerzbistums Urbisaglia 160 Kilometer nördlich von Rom.Gerade angesichts einer verbreiteten “höchst intoleranten” Skepsis gegenüber allen religiösen Wahrheitsansprüchen sei eine solche Standhaftigkeit besonders vordringlich. Die Zustimmung der herrschenden Meinungen dürfe nicht zum obersten Maßstab werden. Bischöfe müssten tapfer sein und damit rechnen, dass sie für ihr Festhalten an der Wahrheit “immer wieder auf moderne Weise verprügelt werden”.

Ein tapferes Auftreten der Bischöfe bedeute nicht, dass sie “Dreinschlagen” oder aggressiv Auftreten sollten, hob Benedikt XVI. hervor. Die wahre Tapferkeit bestehe vielmehr “im Sich-schlagen-Lassen und im Standhalten gegenüber den Maßstäben der herrschenden Meinungen”. Ein Bischof dürfe auch nicht provozieren. Er müsse die Menschen in die “Freude der Wahrheit” einladen.

Zugleich hob Benedikt XVI. hervor, dass das Bischofsamt mehr als ein bloßer “Job” sei. “Ein Bischof muss ein Mensch sein, dem die Menschen am Herzen liegen, den das Geschick der Menschen bewegt.” Dies sei nur möglich, wenn er von der “Unruhe Gottes” für den Menschen ergriffen sei, so der Papst.

Mittwoch, 22. Februar 2012, von Elmar Leimgruber

Mit Papst-SMS durch die Fastenzeit

Gratis-Fasten-SMS vom Papst
Grafik: katholisch.at

Wer die heute am Aschermittwoch beginnende kirchliche Fastenzeit ernst nehmen will, bekommt jetzt Hilfe via SMS: Die katholische Kirche in Österreich bietet an allen 40 Tagen der Fastenzeit wiederum täglich eine SMS-Aktion mit Gedanken und Impulsen von Papst Benedikt XVI. an. Die Anmeldung zur Aktion erfolgt über das Mobiltelefon durch eine SMS mit dem Kennwort PAPST an die Telefonnummer 0664/6606651 und schon kommt täglich kostenlos eine Impuls-SMS.

Die päpstlichen Kurzbotschaften sollen zum Innehalten und Nachdenken über den persönlichen Glauben führen, erläuterte der Medienreferent der Bischofskonferenz, Paul Wuthe, das Ziel der Aktion. Diese “etwas anderen SMS” seien als Einladung zur “Entschleunigung” und “Besinnung auf das Wesentliche” zu verstehen. Dem entspreche auch die Auswahl der Papstzitate, die “in sprachlicher Eleganz” die großen “Worte des Glaubens” formulierten, so Wuthe. Sie handeln von “Gott und Mensch”, dem “Glauben an Jesus Christus im Raum der Kirche” und einem “christlichen Leben in Freiheit und Verantwortung”.

Bei den SMS handelt es sich um Worte aus Reden und Predigten des Papstes vor allem des vergangenen Jahres, aber auch aus früheren Schriften. Die Zusendung der Kurzmitteilungen ist für den Empfänger mit keinen Kosten verbunden. Das SMS-Service funktioniert für alle Handys österreichischer Mobilfunkbetreiber. Nach der Anmeldung per SMS mit dem Schlüsselwort PAPST an die Telefonnummer 0664/6606651 erhält man ab Aschermittwoch, 22. Februar, bis Karsamstag, 7. April, täglich eine SMS mit Zitaten on Papst Benedikt XVI. Anmeldungen während der Fastenzeit sind laufend möglich.

Dienstag, 27. September 2011, von Elmar Leimgruber

Der Papst als Bestseller im TV und im Buchhandel

Papst Benedikt XVI. in Deutschland: Marktanteile im TV
Grafik: media control

In der vergangenen Tagen war Deutschland -wie berichtet- im wahrsten Sinne des Wortes Papst. Und wie kontroversiell auch über sein Programm und über seine Aussagen in Deutschland diskutiert wurde und wird: Tatsache ist -und dafür muss man weder Katholik sein, noch seiner Meinung sein: er ist eine aussergewöhnliche Persönlichkeit, der seinen Standpunkt vertritt ohne Rücksicht auf Kritiker auch in den kircheneigenen Reihen. Dass Papst Benedikt XVI. die Menschen beindruckt, bewegt, provoziert, erzürnt oder zumindest mehr interessiert als viele andere, belegen unter anderem auch die aktuellen Daten der media control:

“Jesus von Nazareth – Band II” von Papst Benedikt XVI. ist in Deutschland das bislang meistverkaufte Buch des Jahres zum Thema Religion. Und: Je näher der Papst, desto größer ist auch die Neugier der Fernsehzuschauer: In Bundesländern, die Benedikt XVI. in den vergangenen Tagen bereiste, war das TV-Interesse während seines Aufenthalts vor Ort stets besonders hoch. So stiegen in Berlin und Thüringen die Marktanteile von Papst-Sondersendungen auf zweistellige Werte an, solange der Heilige Vater im jeweiligen Bundesland verweilte. An den anderen Tagen fielen die Werte nur einstellig aus, wie eine media control Auswertung ergab.

TV-Zuschauer beim Papst-Besuch nach Sinus-Milieus
Grafik: media control

Ein Beispiel: Die live aus Berlin übertragenen Sendungen “ZDF spezial: Der Papst in Berlin” (ZDF) sowie “Der Papst in Deutschland” (Das Erste) vom vergangenen Donnerstag holten in der Hauptstadt Marktanteile von 22,7 und 12,0 Prozent. In den Folgetagen rangierten die Werte nur noch zwischen 4,5 und 9,8 Prozent. Das “ZDF spezial: Der Papst in Erfurt” am Freitagmittag bescherte dem ZDF in Thüringen 14,2 Prozent Marktanteil, die Übertragung der Heiligen Messe auf dem Erfurter Domplatz am Samstagmorgen dem Ersten 15,6 Prozent. Höher als 9,6 Prozent ging es weder davor noch danach hinaus. Auch in Baden-Württemberg war die Tendenz sichtbar: Mit 22,6 Prozent erlangte hier der Marktanteil am Sonntag seinen Peak – bei dem vom ZDF übertragenen Gottesdienst aus Freiburg.

Bei einem Blick auf die Sinus-Milieus zeigt sich, dass Benedikt XVI. vor allem traditionell orientierte und konservativ-etablierte Bundesbürger erreichte. Einzig in diesen beiden Zielgruppen wurden Marktanteile von über 30 Prozent erzielt. Ebenfalls hoch: Die Werte in der bürgerlichen Mitte (dreimal über 15 Prozent) sowie bei den Sozialökologischen (zweimal über 15 Prozent).

Basis der media control Sonderauswertung sind die Einschaltquoten von zwölf Sondersendungen zum Papstbesuch. Diese liefen zwischen vergangenem Donnerstag und Sonntag im Ersten (ARD), im ZDF und auf Sat.1.

In der Hitliste der meistverkauften Bücher zum Thema Religion rangieren hinter “Jesus von Nazareth Band II”: “YouCat Deutsch, Jugendkatechismus der Katholischen Kirche” sowie die Einheitsübersetzung der “Bibel – Altes und Neues Testament”, herausgegeben von den Bischöfen aus Deutschland und Österreich sowie der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Und auch auf dem vierten Platz der Hitliste hält sich Benedikt XVI. auf: Für “Licht der Welt”, das erste “Live-Interviewbuch” mit einem Papst überhaupt, nahm er zu kritischen Fragen des Journalisten und Vatikan-Kenners Peter Seewald Stellung – ungeschminkt, offen, persönlich.

Ein Schweizer Theologe und Papst-Kritiker tritt an fünfter und sechster Stelle auf den Plan: Während Hans Küng in “Ist die Kirche noch zu retten?” Vorschläge für eine umfassende Kirchenreform liefert, gibt er eine Position dahinter persönliche Einblicke in “Was ich glaube”.

Die Auswertung (für den Zeitraum Januar bis August 2011) bezieht mehrere Warengruppen zum Thema Religion mit ein. Sie berücksichtigt sowohl Hard- und Softcovertitel als auch Taschenbuchausgaben.

Freitag, 23. September 2011, von Elmar Leimgruber

Der Papst (im deutschen Bundestag) über den freiheitlichen Rechtsstaat

Der Maßstab und der Grund um Politiker zu sein, ” darf nicht der Erfolg und schon gar nicht materieller Gewinn sein”, betonte der aus Deutschland stammende Papst Benedikt XVI. (mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger) bei seiner mit Spannung erwarteten Rede im deutschen Bundestag am 22. September: “Die Politik muß Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Frieden schaffen”. Erfolg könne auch “Verführung sein und so den Weg auftun für die Verfälschung des Rechts, für die Zerstörung der Gerechtigkeit” erläuterte der Papst den Parlamentariern seine Gedanken: “Dem Recht zu dienen und der Herrschaft des Unrechts zu wehren ist und bleibt die grundlegende Aufgabe des Politikers”.

Das Christentum habe im Unterschied zu anderen Religionen nie eine staatliche Rechtsordnung aufgrund göttlicher Offenbarung vorgegeben. Eine (auch parlamentarische) Mehrheit könne zwar für “einen Großteil der rechtlich zu regelnden Materien ein genügendes Kriterium sein”. Dies gelte jedoch nicht in “den Grundfragen des Rechts, in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit geht”. geltendes Recht könne auch genauso Unrecht sein. In dieser Überzeugung hätten auch “Widerstandskämpfer gegen das Naziregime und gegen andere totalitäre Regime gehandelt und so dem Recht und der Menschheit als ganzer einen Dienst erwiesen”.

Bei der Suche nach der Wahrheit und nach den richtigen Antworten auf die aktuellen Probleme appellierte der Papst, “geöffnete Vernunft” (Gewissen) und Natur (beide begründet “in der schöpferischen Vernunft Gottes”) als Grundlagen und Rechtsquellen zu erkennen, die letztlich über die Jahrhunderte hindurch auch zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte geführt hätten, erklärte der Papst.

“Von der Überzeugung eines Schöpfergottes her ist die Idee der Menschenrechte, die Idee der Gleichheit aller Menschen vor dem Recht, die Erkenntnis der Unantastbarkeit der Menschenwürde in jedem einzelnen Menschen und das Wissen um die Verantwortung der Menschen für ihr Handeln entwickelt worden”. Die “zu ignorieren oder als bloße Vergangenheit zu betrachten, wäre eine Amputation unserer Kultur insgesamt und würde sie ihrer Ganzheit berauben. Die Kultur Europas ist aus der Begegnung von Jerusalem, Athen und Rom – aus der Begegnung zwischen dem Gottesglauben Israels, der philosophischen Vernunft der Griechen und dem Rechtsdenken Roms entstanden. Diese dreifache Begegnung bildet die innere Identität Europas. Sie hat im Bewußtsein der Verantwortung des Menschen vor Gott und in der Anerkenntnis der unantastbaren Würde des Menschen, eines jeden Menschen Maßstäbe des Rechts gesetzt, die zu verteidigen uns in unserer historischen Stunde aufgegeben ist” forderte Papst Benedikt XVI.

“Dramatisch” seien hingegen aktuelle Tendenzen die besagten: “Was nicht verifizierbar oder falsifizierbar ist, gehört danach nicht in den Bereich der Vernunft im strengen Sinn. Deshalb müssen Ethos und Religion dem Raum des Subjektiven zugewiesen werden und fallen aus dem Bereich der Vernunft im strengen Sinn des Wortes heraus.” Hierzu fordert der Papst eine öffentliche Diskussion. Das “positivistische Konzept von Natur und Vernunft” sei zwar “großartig” und gar “notwendig”, aber es reiche bei weitem nicht aus, sondern “verkleinert den Menschen” und “bedroht seine Menschlichkeit”. Als Antwort appelliert Benedikt XVI, die inneren Fenster zu öffnen und “die Weite der Welt, den Himmel und die Erde” zu sehen “und all dies recht zu gebrauchen lernen”. Hier gelte es auf die “Ökologie des Menschen” zu achten: “Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muß und die er nicht beliebig manipulieren kann.”

In Anlehnung an die weise Bitte König Salomons an Gott (im Alten Testament der Bibel), appellierte der Papst schließlich: “Ich denke, auch heute könnten wir letztlich nichts anderes wünschen als ein hörendes Herz – die Fähigkeit, Gut und Böse zu unterscheiden und so wahres Recht zu setzen, der Gerechtigkeit zu dienen und dem Frieden”.

Die Rede von Papst Benedikt XVI. im deutschen Bundestag im Wortlaut ist hier vollständig online und (inklusive Empfang und Begrüßung; Papstrede ab Minute 41) hier als Video abrufbar.

Sonntag, 1. Mai 2011, von Elmar Leimgruber

Heilige heute? Zur Seligsprechung von Papst Johannes Paul II.

Papst Johannes Paul II. nachdenklich in Rom

Vorausgeschickt sei: Es gibt die vielen unbekannten, teils sehr einfachen und unscheinbaren Seligen und Heiligen, die treu ihre Pflicht erfüllen und ein wahrhaft christliches Leben führen, für Gott, für ihre Lieben und für die Gesellschaft. Diese  werden “im Frieden entschlafen” und daher wohl einen sicheren “Platz” bei Gott und seinen Heiligen finden, auch wenn sie nie offiziell “zur Ehre der Altäre” erhoben werden. Und dann gibt es da jene Menschen, die aus ihrem christlichen Glauben heraus in ihrem Land sehr bekannt werden für das, was sie für ihre Mitmenschen leisten. Und manche diese Menschen werden weltweit bekannt.

Ich denke da besonders an Anjezë (Agnes) Gonxhe Bojaxhiu, besser bekannt als Mutter Teresa, deren christlicher Einsatz für die Ärmsten der Gesellschaft als großartiges Vorbild dient. Und ich denke auch an Karol Józef Wojtyła, der von 1978 bis zu seinem Tod im Mai 2005 als Papst Johannes Paul II. segensreich wirkte. Mutter Teresa wurde durch Johannes Paul II.  bereits 2003 seliggesprochen, seine Seligsprechung findet am heutigen Sonntag (1. Mai 2011) im Petersdom von Rom statt.

Das Grab von Johannes Paul II. unter dem Petersdom in Rom

Auch Österreichs und Deutschlands Kirche feiert die Seligsprechung von Papst Johannes Paul II.: Bereits um 15.00 Uhr lädt der Verein “Rettet das Papstkreuz” am “Sonntag der Barmherzigkeit” zu einer Festmesse zu Ehren des neuen Seligen in den Wiener Donaupark ein. Der Gottesdienst findet vor dem 40 Meter hohen Papstkreuz statt, das bis heute am “Originalschauplatz” an die Papstmesse mit Johannes Paul II. im September 1983 erinnert. Und am Abend findet ein Gedenkgottesdienst im Wiener Stephansdom statt. Der Wiener Diözesansender Radio Stephansdom überträgt übrigens in Zusammenarbeit mit Radio Vatikan die Seligsprechungsfeier von Johannes Paul II. ab 10.00 Uhr live aus Rom. Der Apostolische Nuntius in der Bundesrepublik Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Pérriset, wird im Bonner Münster die Dankmesse zelebrieren. Außerdem wird er eine Gedenkplatte für den neuen Seligen in der Krypta segnen. Und in einem dreistündigen “ZDF spezial” (von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr) überträgt das Zweite Deutsche Fernsehen am Sonntag, 1. Mai 2011, die Seligsprechung von Johannes Paul II. (die übrigens in 3D aufgezcihnet wird) live aus Rom.

Gewiss kann man ein grundsätzliches Fragezeichen dahinter setzen, in wie weit es sinnvoll ist, so kurz nach dem Tod eines Menschen bereits seine Seligsprechung durchzuführen. Wenn man allerdings bedenkst, dass die meisten Heiligen der ersten Jahrhunderte als solche gelten, obwohl sie offiziell nie heiliggesprochen wurden, dann relativiert dies die Frage wiederum. Zudem sollte man beachten, dass wir heute in einer Zeit leben, in der Informationen über die gesamte Welt innerhalb kürzester Zeit auch über diese verbreitet werden können und dass wir heute daher -zumindest theoretisch- schneller mehr wissen als dies früher möglich war. Dies allein rechtfertigt zwar nicht eine Selig- oder Heiligsprechung, ermöglicht aber eine bessere Recherche.

Papst Johannes Paul II. unter Menschen bei einem Pastoralbesuch in der Arena von Verona

Reicht nun das Wirken Papst Johannes Paul II. aus, um ihn selig- bzw. heiligzusprechen? Er galt zwar sicherlich in der Dogmatik und in der Moraltheologie als konservativ (was aus gesamtkirchlicher Sicht auch so sein muss), aber Wojtyla verstand es als erster Papst, die katholische Kirche tatsächlich zu einer Weltkirche umzubauen, als die sie sich eigentlich fühlte: Er ernannte zahlreiche Bischöfe, die bislang vor allem aus Europa, vor allem aus Italien stammten, aus aller Welt zu Kardinälen, was dazu beitrug, den europäischen Schwerpunkt auszugleichen.

Im Heiligen Jahr 2000 sprach der Papst ein historisches „Mea culpa“ für die Kirche wegen ihrer Verfehlungen wie Glaubenskriege, Judenverfolgungen und Inquisition aus und beschritt insgesamt neue Wege in der Ökumene und im Dialog mit anderen Religionen. Aus Anlass des UNO-Jahres der Jugend verkündete Johannes Paul II. 1985 die Schaffung der Weltjugendtage, welche im darauffolgenden Jahr erstmals offiziell stattfanden und dann zu einem regelmäßig wiederkehrenden Ereignis wurden. Am 17. Mai 1993 erschien im Auftrag des Papstes der erste Weltkatechismus seit 1566, in dem Glaubenslehre und Moral der katholischen Kirche behandelt werden.

Zudem ging er als “Medienpapst” und als reisender Papst in die (Kirchen-)Geschichte ein und besuchte insgesamt 127 Länder weltweit. Und um die einzelnen Landeskirchen auf allen Kontinenten zu stärken, gab es in seiner Amtszeit insgesamt 1338 Selig- und 482 Heiligsprechungen. Und bedeutend sind auch Johannes Pauls Einsatz gegen den Kommunismus und gegen andere Unrechtsysteme weltweit sowie sein Einsatz für den weltweiten Frieden. Für seine Selig- und spätere Heiligsprechung spricht zudem sein heroisch-stoisches Glaubenszeugnis im Leiden während einer Parkinson-Erkrankung in seinen letzten Lebensjahren.

Papst Johannes Paul II. war sicherlich nicht ununstritten: ein Papst muss ja auch -wie die Kirche insgesamt- Zeichen des Widerspruches sein, wie dies schon ihr Gründer Jesus Christus selbst war. Und natürlich muss die katholische Kirche eine sich ständig reformierende sein, aber im beständigen Glauben  und im Vertrauen auf die eigentliche Führung der Kirche durch ihren Stifter. Und ja: ich halte seine Seligsprechung für richtig. Ich konnte ihm mehrmals persönlich begegnen und ich bin davon überzeugt, dass er heilig gelebt hat und letztlich ein Vorbild für viele Menschen sein kann: für Mut, für Tapferkeit, für Liebe und vor allem für tiefen unerschütterlichen Glauben bis in den Tod.

 

Mittwoch, 9. März 2011, von Elmar Leimgruber

Mit “Papst-SMS” durch die Fastenzeit

Gratis-Fasten-SMS vom Papst
Grafik: katholisch.at

Mit dem heutigen Aschermittwoch beginnt für Christen die Fastenzeit. Auch wenn Fasten heute vielfach aus gesundheitlichen Gründen gepflegt wird, bietet die katholische Kirche in Österreich während der 40 Tage der Fastenzeit Impulse von Papst Benedikt XVI. in Form von SMS. Wer möchte, kann die kostenlosen SMS formlos abonnieren.

Die päpstlichen Kurzbotschaften wollen zum Innehalten und Nachdenken über den persönlichen Glauben einladen, erläuterte der Medienreferent der Bischofskonferenz, Paul Wuthe, das Ziel der Aktion. Diese “etwas andere SMS” würden sich als Einladung zur “Entschleunigung” und “Besinnung auf das Wesentliche” verstehen. Dem entspreche auch die Auswahl der Papstzitate, die in “sprachlicher Eleganz” die großen “Worte des Glaubens” zur Sprache bringen, so Wuthe. Sie handeln von “Gott und Mensch”, “Glaube, Hoffnung, Liebe”, “Gebet” und “Erlösung”.

Die  Anmeldung zur Fasten-SMS erfolgt durch eine SMS mit dem Kürzel “PAPST” an die Telefonnummer 0664/6606651. Man erhält dann 40 Tage lang bis zum Karsamstag (23. April) täglich eine Papst-Kurznachricht aufs Handy. Die Zusendung der SMS ist für den Empfänger mit keinen Kosten verbunden. Das SMS-Service funktioniert für alle Handys von österreichischen Mobilfunkbetreibern. Weitere Informationen sind online abrufbar.

Sonntag, 19. Dezember 2010, von Elmar Leimgruber

Südtiroler Delegation bei Papst Benedikt XVI.

Die 30 Meter hohe Fichte aus dem Südtiroler Eisacktal am Petersplatz in Rom

Eine 30 Meter hohe Fichte aus Lüsen/Brixen (Südtirol) wurde am Freitag offiziell an Papst Benedikt XVI. übergeben. Der Regierungschef des Vatikanstaats, Kardinal Giovanni Lajolo, übernahm die Beleuchtung des Christbaums in Anwesenheit einer Delegation aus Südtirol mit Bischof Karl Golser, Landeshauptmann Luis Durnwalder, Domdekan Ivo Muser, dem Brixner Bürgermeister Albert Prügstaller sowie den Landesräten Richard Theiner, Sabina Kasslatter Mur, Roberto Bizzo und Michl Laimer an der Spitze.

Papst Benedikt, der in seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation und zuletzt 2008 (bereits als Papst) regelmässig in Brixen seinen Sommerurlaub verbracht hatte, bedankte sich bei den Südtirolern im Rahmen einer Privataudienz. “Ich erinnere mich sehr gern an meine Aufenthalte in Brixen zurück”, so das Oberhaupt der katholischen Kirche.

Papst Benedikt XVI., der damalige Kardinal Ratzinger bei einem seiner zahlreichen Aufenthalte in Brixen/Südtirol“Dort habe ich Kunst und Kultur, gepaart mit der Güte der Menschen erlebt und das Gefühl vermittelt bekommen, in Südtirol zuhause zu sein.” Papst Benedikt XVI. drückte auch seinen Dank für den Christbaum am Petersplatz und für die vom Landeshauptmann aus dem Südtiroler Grödner Tal mitgebrachte Krippe aus. Bereits 2007 hatte ein Christbaum aus Südtirol den Petersplatz in Rom geschmückt.

Südtirol stehe vor allem für das friedliche Zusammenleben dreier Sprachgruppen und den Schutz von deren Identität, erklärte Südtirols Landeshauptmann Durnwalder in seiner Grußbotschaft im Rahmen der Privataudienz bei Papst Benedikt XVI.: “Unsere Autonomie kommt nicht nur einer einzigen Sprachgruppe, sondern allen in Südtirol lebenden Bürgern zugute. Sie ist gekennzeichnet von gegenseitigem Respekt”, sagte Durnwalder.

“Weihnachten hat in Tirol einen besonderen Wert, es ist Teil der Identität unseres Landes”. Der grüne Christbaum aus Lüsen sei ein Symbol für den tief verwurzelten Volksglauben in Südtirol. “Wir hoffen, dass durch diesen Christbaum das Licht der Menschlichkeit und des Friedens klarer zum Scheinen gebracht wird, als dies momentan oft der Fall ist”.  Und “es wäre eine besondere Ehre, den Heiligen Vater wieder bei uns in Südtirol empfangen zu dürfen”, so der Landeshauptmann abschliessend.

Sonntag, 4. April 2010, von Elmar Leimgruber

Ostern: Fest nicht nur des Todes sondern auch der Auferstehung der Kirche?

Jesus wäscht seinen Jüngern die Füsse. Wiesehr sind seine heutigen Jünger, bereit zu dienen, die Diener aller zu sein?
Foto: © Leimgruber

Der Karfreitag ist für Christen ein Tag der Buße und der Umkehr und heuer in besonderer Weise zudem ein Tag des Schmerzes, des Leidens und der Trauer: Zu viel ist in den vergangenen Jahrzehnten kirchenintern an Grausamkeiten geschehen und nicht wirklich aufgearbeitet und gelöst worden: Es war also nur eine Frage der Zeit, bis alles aufbrechen und offenbar werden würde.

Über Jahrhunderte gewachsene kirchliche Autorität und Machtspiele haben bei manchen kirchlichen Würdenträgern nicht nur dazu geführt, dass sie in ihrem Machtdenken und -streben alles unternehmen, um ihren Konkurrenten zu schaden, um dafür selbst die kircheninterne Karriereleiter nach oben zu klettern, sondern offenbar auch dazu, ihre Macht über ihnen anvertraute Kinder sexuell oder durch Einsatz von Gewalt zu missbrauchen.

Genauso wenig spricht es für die Wahrhaftigkeit der Katholischen Kirche, wenn man -was weit verbreitet ist- zwar inoffiziell Priester ihre Beziehungen leben lässt, ihnen aber sofort das Amt entzieht, sobald die “Affäre” medial bekannt wird. Das passt so einfach nicht. Auch hier muss man sich in der Kirche einfach der Wahrheit stellen. Bei allem Idealismus: Die Kirche muss sich der Realität stellen, die sie im Prinzip eh kennt: Priester sind nun mal keine Götter.

Dieses Machtdenken, das in der Kirche leider vielfach genauso häufig vorkommt wie im “weltlichen” Bereich ist die erste eigentliche Ursache der meisten Probleme, auch in der katholischen Kirche: Die kirchliche Hierarchie ist sinnvoll und auch notwendig. Aber sie darf weder dazu missbraucht werden, Machtdenken zu fördern oder Macht, Geld oder Einfluss anzustreben, und erst recht nicht dazu, Verbrechen zu decken: Wenn ein Priester beispielsweise erwiesenermassen ein Problem damit hat, die notwendigen Grenzen gegenüber Kindern einzuhalten, dann darf er nicht einfach woanders hin versetzt werden, ohne dass sicher gewährleistet ist, dass ihm nie wieder Kinder anvertraut werden.

Und die zweite Ursache der meisten Probleme auch in der katholischen Kirche ist die Verdrängung: Probleme, vor allem in der Persönlichkeit des konkreten Menschen tiefsitzende, lassen sich vielleicht zwar eine Zeitlang im Licht des Glaubens läutern oder reinigen, aber eine wirklich dauerhafte Lösung kann zu oft weder durch Kontemplation noch durch intensives Gebet herbeigeführt werden. Dies funktioniert vor allem dann nicht, wenn es sich hierbei um Selbsttäuschung und Verdrängung (auch wenn man das innerkirchlich oft fälschlich Selbstbeherrschung nennt) unter dem Mäntelchen des Glaubens handelt:

Wer also ein Problem mit seinem Sexualtrieb hat, diesem aber nicht im erwachsenen Sinn nachgehen kann, weil er sich im priesterlichen Dienst -zu Recht- an sein Enthaltsamkeitsversprechen gebunden fühlt, wird vielleicht früher oder später von diesem seinem Sexualtrieb in die Irre geführt, in dem er sich tragischerweise am Schwächsten in der Gesellschaft vergeht.  Daher besser vorher überlegen und entscheiden als sich mit einer überfordernden Lebensentscheidung belasten, die einen früher oder später erdrücken wird und möglicherweise auch Unschuldige in Mitleidenschaft zieht.

Wer aber aus tiefster Überzeugung Priester werden will oder es bereits ist, sollte seinen Weg ehrlich (vor allem sich selbst gegenüber als Grundlage für alles andere), konsequent und ohne Ausreden und ohne Verdrängungen und ohne Hintertürchen zu gehen bereit sein. Und die Priesterausbildung muss auch genau in diese Richtung gehen. Die Kirche und ihre Hirten werden authentisch leben müssen, was sie verkünden und vor allem werden sie viel Herz haben müssen für die Menschen, die ihnen anvertraut sind. Das ist einfach eine Frage der Glaubwürdigkeit, an der sich die Kirche immer mehr wird messen müssen.

Zurück zur Sexualität: Auch wenn der Mensch sich nicht über seine Sexualität definieren sollte: Diese gehört zum Menschen als Geschöpf Gottes einfach dazu. Das betrifft aber nicht nur das theoretische bzw. potentielle Vorhandensein, sondern zudem das Bedürfnis danach, Sexualität auch körperlich (und nicht nur platonisch, also rein spirituell) leben zu wollen. Wenn dies von Gott, der den Menschen so und nicht allers geschaffen hat, nicht so gewollt wäre, würden wir vermutlich alle nicht von unseren Eltern gezeugt worden sein und daher nicht am Leben sein.

Hier muss die Kirche endlich ihr uneingeschränktes JA zu diesem Geschenk Gottes an die Menschheit bekräftigen. Dies bedeutet keinesfalls Zügellosigkeit, Sexualität bedeutet immer auch -wie in anderen Bereichen genauso- verantwortungsbewusst zu leben, sowohl die Lehre der Kirche als leuchtendes Ideal zu sehen (ein solches darf und soll die Kirche auch bieten), als auch selbst aktiv und bewusst freie Entscheidungen, das eigene Leben betreffend zu fällen.

Letztlich kann es nur im Sinne Gottes sein, dass die Menschen ein möglichst sinnvolles und glückliches Leben führen können. Und die Aufgabe der Kirche Jesu Christi ist es daher auch, sie nicht daran zu hindern, sondern sie auf ihrem Weg des Glaubens, des eigenen Gewissens und der persönlichen Verantwortung zu begleiten und sie darin zu bestärken: und zwar ohne erhobenen Zeigefinger. Zu viele Menschen empfinden aber die Kirche als Hindernis zum Glücklichsein in ihrem Leben. Dabei handeln Menschen, denen Gott und die Kirche wichtig sind, meistens sowieso verantwortungsbewusst: das ist eine Tatsache.

Und auch wenn viele Priester, Bischöfe und Ordensleute liebevoll, pflichtgetreu, gewissenhaft und geduldig ihren Dienst an Gott und an den Menschen ausüben (und daher ein Generalverdacht nicht nur unangebracht wäre, sondern auch zutiefst ungerecht) und auch wenn hinter dem täglich neu bekanntwerdenden Missbrauchsfällen sicherlich eine Kampagne, ja ein offensichtlich über die gesamte westliche Welt erstreckendes System steckt (das zu ignorieren, grenzt an Naivität): einerseits sollte sich die Kirche niemals -von wem auch immer und wozu auch immer- erpressen lassen, und andererseits sollte  die Kirche diese aktuelle Krise als Herausforderung zur ernsthaften Umkehr und inneren Erneuerung sehen, aus ihrer Sündhaftigkeit zu lernen und authentischen Glauben zu leben.

Gerade angesichts der in letzter Zeit aufgekommenen Missbrauchsfälle ist eines ganz sicher: Je mehr man eine moralische Institution darstellt, wie sie die Kirche nun mal ist und je mehr man den Menschen vorschreiben will, wie sie leben “müssen”, umso mehr wird man auch an den eigenen Taten gemessen.

Und in diesem Fall fühlt man sich leider an jene harte Bibelstelle erinnert, die da sagt: Was ihr dem Geringsten meiner Brüder angetan habt, das habt ihr mir angetan.(Mt 25,40) Ja mehr noch: Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde und hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht des himmlischen Vaters. (Mt 18,6; 18,10). Ganz zu schweigen vom Vertrauensmissbrauch und dem Schmerz, dem man hier Opfern zufügt, gerade als Kirche, die eigentlich Gottes Liebe vermitteln sollte. Und ja: Die gesamte Kirche leidet auch am Schmerz jedes Einzelnen mit. Denn alle Gläubigen haben Anteil an dem einen Leib Christi, der Kirche (vgl. 1 Kor 12,26-27).

Die Totenstimmung, die derzeit herrscht, kann durch die uneingeschränkte Erkenntnis der Wahrheit und das Lernen daraus zu einer wahren Auferstehung führen: Christus selbst hat nicht nur die Sünden der gesamten Menschheit auf sich genommen in seinem Leiden und in seinem Tod am Kreuz, er hat den Tod selbst besiegt. Und dank der Auferstehung des Erlösers kann auch die Kirche wiederauferstehen, und zwar nicht als noch mächtiger als je zuvor, sondern als demütige Magd ihres Herrn.

Wahre Grösse zeigt sich nicht am kirchlichen Amt, in dem man sich sonnt oder das man erstrebt, sondern am Grad der Demut, an der Bereitschaft zum Dienst, zum Kleinwerden für andere. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes “jesuitisch”: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch gross sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der erste sein will, soll der Sklave aller sein. (Mk 10,42-44). Und auch wenn es zutiefst unangenehm besonders für Priester und Bischöfe und andere Verantwortungsträger in der Kirche sein mag: Dieses warnende Wort Jesu gilt besonders für diese jene, die sich für besonders “fromm” und Gott in besonderer Weise nahe sehen und sich sogar selbst vormachen, in seinem Namen zu handeln: Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten und haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht. Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. (Mt. 8,22-23)

Gerade Ostern ist aber das Zentrum der Frohen Christlichen Botschaft: Der Tod ist besiegt, auch der eigene Tod, auch die eigene Sünde, ein für alle Mal und seit Christi Tod und Auferstehung. Wir sind Menschen, die die Kraft der Auferstehung Jesu Christi in uns tragen und ein Leben in Fülle haben. Diese Frohe Botschaft muss verkündet werden: sie muss die Leidenden und die Traurigen trösten und aufbauen, ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind in ihrem Schmerz, vor allem nicht in jenem, die sie vielleicht durch kirchliche Würdenträger erlitten haben. Nur die Wahrheit macht frei und offen. Definitiv!

Diess erfordert tiefe Demut und die Erkenntnis auch der eigenen Sündhaftigkeit, die man auch als kirchlicher Amtsträger gerne zugeben darf. Und: Milde anstatt Härte ist das Gebot der Stunde. Und zwar nicht nur die Gläubigen ihren Hirten gegenüber, sondern besonders die Hirten ihren Gläubigen gegenüber: Glaube muss konkrete Lebensorentierung und -hilfe bieten.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein wahres Fest der Auferstehung und unserer geliebten Kirche zudem einen ehrlichen und offenen Neubeginn im Sinne ihres Stifters Jesus Christus und im Sinne ihres eigenen Mottos “Ecclesia Semper Reformanda”: ohne falsche Scheu, zu seinen Sünden zu stehen, ohne Machtstreben, offen für das Wirken des Heiligen Geistes und im Dienste Gottes und der Menschen.

(Empfehlenswertes Buch zum Thema: “Die Beichte” von Felix Mitterer)