Mit ‘Pastoral’ getaggte Artikel

Montag, 6. September 2010, von Elmar Leimgruber

Proteste gegen Abriss der Wiener Baumgarten-Kapelle (Info + Kommentar)

Weihbischof Franz Scharl solidarisiert sich mit den Gottesdienstbesuchern
Foto: stephanscom.at

Er habe keine Zustimmung zum Abbruch der katholischen Kapelle im Geriatriezentrum Baumgarten erteilt. Dies erklärte Weihbischof Franz Scharl, der als “Bischofsvikar für die Kategoriale Seelsorge” auch für die Krankenseelsorge und damit für die Pastoral in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zuständigist, gegenüber dem Pressedienst der Erzdiözese Wien. Der SPÖ-geführte Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) hatte zuvor nach Protesten der Einwohner des Pflegewohnheims und von besorgten Anrainern behauptet: “Die Erzdiözese war seit langer Zeit in die Vorbereitungen eingebunden und stimmte der Übersiedlung des Tabernakels schriftlich zu” und man agiere “im Einvernehmen” mit dieser.

Es müsse klar sein, “dass es im Zusammenhang mit dieser Kapelle auch staatsgrundgesetzliche und konkordatäre rechtliche Fragen gibt”, reagierte Weihbischof Scharl. Darüberhinaus sei zu bedenken, dass die Kapelle nicht nur den Bewohnern und dem Personal des Geriatriezentrums dient, sondern auch von anderen Menschen aufgesucht wird, die dort am Gottesdienst teilnehmen. Durch den Fortbestand einer Gottesdienstgemeinde sei ein Gewohnheitsrecht entstanden, das zu beachten ist. Daher sei der “frühere Zustand bezüglich der Kapelle wiederherzustellen”, die unter anderem ein grosses Altarbild im Sgrafitto-Stil von Sepp Zöchling beherbergt.

Das Bundesdenkmalamt habe den Denkmalschutz auch für das Altarbild und die genannten Malereien des Künstlers Sepp Zöchling aufgehoben, erklärte hingegen der KAV. Und was Kritiker befürchteten, bestätigte dieser ebenfalls: “Im neuen Pflegewohnhaus Baumgarten ist ein Andachtsraum vorgesehen, der von den gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaften genützt werden kann.” Eine katholische Kapelle ist demnach nicht mehr vorgesehen.

Die SPÖ will diese katholische Kapelle des Geriatriezentrums in Wien Baumgarten niederreissen

Ich bin schon erschüttert -und die Proteste gegen diesen politischen Angriff auf das Christentum laufen zu Recht schon viel länger als auch die Politik und die Erzdiözse drauf aufmerksam wurden-: Auf der einen Seite betont die Wiener SPÖ immer wieder, wie wichtig ihr die Senioren sind (ja eh klar, die wählen ja bekanntlich noch am am treuesten die SPÖ in Wien), aber wenns konkret wird, will sie ihnen offenbar jenen Halt im Glauben nehmen, der für vielen ältere Menschen eine essentielle Bedeutung hat.

Letzthin liess das Geriatriezentrum übrigens nicht nur das Schloss der Kapelle austauschen, um Menschen den Kirchenbesuch zu verwehren , sondern verständigte auch noch die Polzei-Sondereinheit WEGA, um die friedlich nun vor der verschlossenen Kapelle sitzenden Gläubigen abzutransportieren.

Und nein, es ist nicht egal, ob man sich allsonntäglich zur Heiligen Messe in eine katholische Kapelle oder in einen “für alle anerkannten Religionsgemeinschaften” geschaffenen Raum begibt, der für Christen jeder Konfession genauso vorgesehen und auch entsprechend gestaltet ist wie für Juden, Moslems, Buddhisten, Hinduisten, Zeugen Jehovas und andere.

Das “Wohlbefinden” der Gläubigen aber, sowie das Wissen darum, jederzeit den Herrn Jesus Christus in der Kapelle und vor dem Tabernakel begegnen zu können, ist entscheidend und wichtig: Altar, Tabernakel, christliche Symbole und Altarbilder geben besonders älteren Gläubigen dieses wichtige Gefühl der Geborgenheit bei ihrem Gott, an den sie sich jederzeit vertrauensvoll wenden können. Natürlich spricht aber nichts dagegen, dass -auf Wunsch und bei Bedarf- zusätzlich zur katholischen Kapelle auch ein Andachtsraum für andere Gläubige errichtet wird, aber nicht anstelle von dieser.

Den Menschen innerhalb und ausserhalb des Geriatriezentrums ihre Kapelle wegnehmen zu wollen, ist nicht nur rücksichtslos gegenüber berechtigten Bedürfnissen von Senioren, sondern auch engstirnig. Mal ganz abgesehen davon, dass es mir rätselhaft ist, wie leichtfertig in Wien offenbar der Denkmalschutz für schützenswerte Gebäude aufgehoben werden kann: Ich hoffe ernsthaft, dass aufgrund des mittlerweile auch öffentlichen Hilfschreis besonders so kurz vor der Wiener Gemeinderatswahl (ansonsten wäre wohl leider jeder Widerstand gegen diese Glaubens-Unterdrückung zwecklos) auch die SPÖ ein Einsehen haben wird und gemäss der Vorgabe des dafür zuständigen Weihbischofs Scharl den bisherigen Zustand der Kapelle raschest wiederherstellen wird. Und sollte dies -auch bei bestem Willen- nicht (mehr) möglich sein, dann muss eben im Neubau die Errichtung einer neuen katholischen Kapelle -natürlich in Abstimmung mit der Erzdiözese Wien- Ehrensache sein.

Weiterführende Links zum Thema:

- Stellungnahme von Weihbischof Franz Scharl

- Stellungnahme des KAV

- Bürgerinitiative: Rettet die Kapelle Baumgarten

- unzensoriert.at

- Penzing-Blog von Gerhard W. Loub

- Kapellen-Rettungs-Seite auf Facebook

- Kopten ohne Grenzen und Jugend für das Leben

- Grundsätzlicher Bericht der Kronenzeitung

- Beitrag der Kronenzeitung über die nächtliche Polizeiaktion

- Gloria.tv

- SOS Heimat


Sonntag, 18. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

Bischof Schwarz und die leise Praxiskrise des Glaubens

Bischof Alois Schwarz
Foto: kath-kirche-kaernten.at

Die “Stimme der Kirche” sei heute “manchmal zu leise geworden” und ihre Sprache “zu wenig differenziert im Vermitteln des Sinnangebotes”. Das betonte der Kärntner Bischof Alois Schwarz in einem Interview für die Kärntner Kirchenzeitung “Der Sonntag”. Schwarz sprach dabei von einer “Praxiskrise des Glaubens”: Der Glaube werde oftmals nicht mehr als “alltäglich präsente Lebenswirklichkeit”, sondern als “Sonderbereich” wahrgenommen. Darauf gelte es von Seiten der Kirche mit neuen kreativen seelsorglichen Ansätzen zu reagieren und so die Relevanz des Glaubens für die “Alltagspraxis” aufzuzeigen.

War bislang der sonntägliche Kirchgang das zentrale Messinstrumentarium für die Kirchlichkeit der Menschen, so müsse man heute auch alle jene Formen eines Lebens nach dem Evangelium in Betracht ziehen, die sich außerhalb der Sonntagsgemeinde abspielten, so Schwarz. Dies bedeute für Priester nicht selten auch eine Überforderung – ein Problem, dem man sich gerade nach der jüngsten Pfarrerstudie in Kärnten besonders zuwenden werde, kündigte der Bischof an.

Im Blick auf die jüngst in Mariazell von den österreichischen Bischöfe beschlossene neue Rahmenordnung zum Thema Missbrauch sagte Schwarz, dass man in Kärnten “immer schon das offene Gespräch in großer Vertraulichkeit” mit Betroffenen gesucht habe. Dies sei mit dem “Kärntner Weg” gemeint: “Es wird nichts vertuscht oder unter den Teppich gekehrt.”

“Priester sind starke, gottgeprägte Biografien mit großer Erdung und einem starken Herz für die Menschen”, sagte Schwarz indes beim Festgottesdienst im Dom zu Gurk zum Abschluss des “Jahres des Priesters” und er dankte den Priesterjubilaren und allen Priestern für ihren treuen Dienst:

“Der Ruf Gottes führt in die Weite” und Priester seien “Zeugen der Liebe Gottes, die Zukunft nicht als Utopie verstehen, sondern als erfüllte Verheißung”. Aufgabe der Priester sei es, Menschen im Schauen auf Jesus Christus zu sammeln und in der Feier der Eucharistie zusammen zu führen, so Schwarz.

Für den Kärntner Diözesanbischof Alois Schwarz, der in der Bischofskonferenz unter anderem auch zuständig für die Allgemeine Pastoral und das Laienapostolat ist, sind die Ergebnisse der letzthin vorgelegten Studie des Pastoraltheologen Paul Michael Zulehner zum Denken und Wollen der Priester “Anlass für Diskussion und Nachdenklichkeit und gleichzeitig eine Bestärkung, auch nach Beendigung des “Jahres der Priester” auf weltkirchlicher Ebene die Sorgen, Nöte und Anliegen der Priester weiterhin auf der Agenda zu haben“.

Er habe, so Bischof Schwarz, bereits veranlasst, dass diese Studie im Priesterrat und in der Dechantenkonferenz der Diözese Gurk-Klagenfurt im Herbst diesen Jahres ausführlich analysiert, diskutiert und eine weitere Vorgehensweise gemeinsam mit den Priestern entwickelt werde.