Mit ‘Recherche’ getaggte Artikel

Donnerstag, 27. Mai 2010, von Elmar Leimgruber

Axel Springer Verlag investiert eine Million Euro in Recherche

Die Axel Springer AG investiert nach eigenen Angaben in die Recherchequalität der Redaktionen und stellt ihren Journalisten einen zusätzlichen Etat von insgesamt einer Million Euro für investigativen Journalismus zur Verfügung. “Wirtschaftlicher Erfolg ist nur mit journalistischer Exzellenz zu erzielen”, begründete der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner die Entscheidung:

“Wir müssen den Lesern unserer Zeitungen und Zeitschriften und den Nutzern unserer Online-Angebote noch mehr Geschichten und Informationen bieten, die so nur bei uns zu finden sind. Eigene, unabhängig und mit hohem Aufwand recherchierte Texte wollen wir mit einem zusätzlichen Budget ermöglichen. Wir wollen uns auch kostspielige Recherchen für Themen mit außergewöhnlichem investigativen Potenzial leisten.”

Endlich mal ein Verlag, der in Zeiten der Krise für seine Journalisten mehr Geld ausgeben will. Ob “investigativer Journalismus” aber das Geld wert ist, wage ich zu bezweifeln. Auch die “Bild-Zeitung” braucht meines Erachtens keine zusätzlichen Gelder. Wünschenswerter wäre eine Stützung der hauseigenen Qualitätszeitung “Die Welt”. Bin gespannt, was wirklich geschieht.

Mittwoch, 5. Mai 2010, von Elmar Leimgruber

Online-Videos als Recherchequelle für Journalisten? (Infos + Kommentar)

Mehr als ein Drittel (34,3 Prozent) aller österreichischen Journalistinnen und Journalisten (aber über 24 Prozent nie) nutzt beruflich mindestens einmal pro Woche Online-Videos – hauptsächlich zu Recherche, aber häufig auch zur direkten Weiterverwendung im eigenen Medium. Dies zeigt eine aktuelle Online-Umfrage, die APA-OTS und Marketagent.com unter 324 Journalistinnen und Journalisten durchgeführt haben.

Die Journalistinnen und Journalisten nutzen demnach die Online-Videos hauptsächlich zur Recherche, ein Viertel nutzt das Material aber auch direkt für das eigene Online-Medium und 14 Prozent binden die Videos als Web-TV ein. Dabei wird am öftesten auf Videomaterial direkt aus Unternehmen, also PR-Videos und Material von Unternehmenswebsites, zurückgegriffen, gefolgt von Nachrichtenagenturen.

Der Großteil der Journalistinnen und Journalisten nutzt beruflich Wikis (79,3 Prozent) und Social-Media-Plattformen (59,3 Prozent). Bei den Social Networks sind Facebook, Xing und Twitter die Favoriten. Je nach Rechercheziel werden unterschiedliche Plattformen genutzt: Weblogs sind beliebt, um Trends ausfindig zu machen. Für Zusatzinformationen werden am häufigsten Wikis und Online-Foren konsultiert, zur Beobachtung von Themen Social Media. So gut wie alle Befragten geben an, dass sie den Wahrheitsgehalt der Inhalte im Web 2.0 noch überprüfen, wobei Wikis die höchste Glaubwürdigkeit genießen. Generell sehen zwei Drittel das Web 2.0 als Bereicherung für die journalistische Arbeit, für knapp zehn Prozent stellt es eine Bedrohung dar.

Videos sind laut dieser Umfrage bei den Medien vor allem deshalb begehrt, weil die bewegten Bilder und die transportierten Emotionen mehr Aufmerksamkeit hervorrufen und mehrere Sinne bei den Zusehern ansprechen. Die offenen Videoplattformen YouTube und Google sind dabei die am häufigsten genutzten Plattformen zur Videorecherche bei den Medienmacherinnen und -machern, APA-OTS folgt auf Platz drei. Am wichtigsten ist dabei für die Befragten die kostenlose Verfügbarkeit und Aktualität, danach kommen Videoqualität und Dauer (nicht zu lange). Als größte Störfaktoren wirken die fehlende Übersichtlichkeit und Durchsuchbarkeit von Videos, die durch Beschlagwortung und mehr Infos zu den Video-Inhalten verbessert werden kann.

Die Initiatorin der Umfrage, Karin Thiller, Geschäftsführerin von APA-OTS, erklärt: “Wir passen unsere Services und Plattformen laufend an die sich ändernden Bedürfnisse der Empfänger und der Branchen an. Die Studie hilft uns, den journalistischen Alltag noch besser zu verstehen und bestätigt auch unsere bestehenden Dienste für multimediale PR.”

Die vollständigen Umfrageergebnisse sind hier downloadbar.

Wenn auch Infovideos durchaus interessant sein könnten, etwas überrascht bin ich dennoch über den offenbar so hohen Stellenwert von Videos für Kolleginnen und Kollegen im journalistischen Bereich. Echt beruhigend an dieser Umfrage ist hingegen, dass das persönliche Gespräch nach wie vor mit über 94 Prozent immerhin nach dem Internet die zweite Hauptrecherche-Quelle für Journalisten darstellt.