Mit ‘Strassenverkehr’ getaggte Artikel

Mittwoch, 21. Juli 2010, von Elmar Leimgruber

EU will Alcolocks für LKW-Fahrer und Airbags für Motorräder

Trotz erheblicher Fortschritte sterben auf Europas Straßen immer noch 100 Menschen täglich. Die EU-Kommission will daher die Zahl der Verkehrstoten künftig unter anderem durch sicherere Autos, stärkere Verkehrskontrollen und Airbags für Motorradfahrer bis 2020 halbieren. EU-Verkehrskommissar und Kommissions-Vizepräsident Siim Kallas stellte dazu am Dienstag in Brüssel eine Reihe von Initiativen vor.

In den nächsten Jahren treten demnach etliche neue Regelungen in Kraft: Unter anderem werden Lkws und Busse verpflichtend mit Notbremssystemen ausgestattet. Pkw- und Lkw-Insassen werden künftig per Warnsignal aufgefordert, sich anzuschnallen. Für den Bau von Straßen, Tunnels und anderer Infrastruktur gibt die EU nur noch Fördergelder, wenn strenge Sicherheitsstandards eingehalten werden. Die Kommission möchte dies möglichst auf alle EU-Finanzierungen ausdehnen.

Die Kommission appelliert zudem an die EU-Mitgliedsländer, die Verkehrsregeln besser durchzusetzen und zu überwachen. Gerade das Fahren unter Alkoholeinfluss solle nicht nur bestraft, sondern von vornherein verhindert werden. So erwägt die Kommission, für Schulbus- und andere Berufskraftfahrer verbindliche alkoholempfindliche Wegfahrsperren (“Alcolocks”) vorzuschlagen. Verbessert werden soll auch die Qualität der Fahrschulausbildung.

Ein besonderes Augenmerk will die Kommission auf Motorräder und andere Zweiräder legen: Die Unfallzahlen für Motorradfahrer sind deutlich langsamer gesunken als die für andere Fahrer. Die Kommission plädiert unter anderem für automatische Einschalt-Systeme für Motorradscheinwerfer und für bessere Bremssysteme. Er strebt auch Normen für Schutzkleidung an und will unter anderem prüfen, inwieweit sich Airbags in Motorradkleidung integrieren lassen.

Die Zahl der Verkehrstoten in Europa ist laut EU Kommission seit 2001 um voraussichtlich mehr als 40 Prozent gesunken. In Deutschland kamen 2009 auf eine Million Einwohner 51 Verkehrstote, während es 2001 noch 85 Tote waren. “Trotz der Fortschritte ist die Zahl inakzeptabel”, sagte Kallas. Laut einer am Dienstag veröffentlichten Eurobarometer-Umfrage gelten betrunkene Autofahrer als das gravierendste Problem im Straßenverkehr, gefolgt von Rasern und Handy-Telefonieren ohne Freisprechanlage.

Samstag, 27. März 2010, von Elmar Leimgruber

Autofahren bei Müdigkeit ist lebensgefährlich

Die Raststation Hinterbrühl auf der A 21 (NÖ)
Foto: asfinag.at

Rund 16 Prozent der tödlichen Unfälle auf Österreichs Autobahnen- und Schnellstraßen sind laut Asinag  auf Übermüdung zurückzuführen. Schätzungen und internationale Untersuchungen  gehen demnach sogar von rund 30 Prozent aus: wer nachts nur vier Stunden Schlaf bekommt, reagiert danach im Auto als habe er 0,5 Promille im Blut. Schläft man eine ganze Nacht nicht, entspricht das 0,8 Promille.

Die Ergebnisse der Unfallforschung sprechen eine eindeutige Sprache, schreibt auch der ÖAMTC: Nur wer ausgeschlafen hinter dem Steuer sitzt, kann brenzlige Situationen im Straßenverkehr rechtzeitig erkennen und entsprechend darauf reagieren.

Ärzte und Schlafforscher, Psychologen, Fahrtechniker und Straßenbauer sind sich darüber einig, dass zu viele Lenker übermüdet hinter dem Steuer sitzen und damit gefährliche Situationen – nicht selten mit tödlichem Ausgang – heraufbeschwören. Inwieweit man dieser Gefahr der Übermüdung vorbeugen kann, war Thema eines Expertenforums, das der ÖAMTC in Kooperation mit der Asfinag, der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin ÖGSM/ASRA, dem Institut für Schlaf-Wachforschung (ISWF) und der Medizinischen Universität Wien durchgeführt hat.

“Die Menschen schlafen heute bis zu zwei Stunden weniger als noch vor hundert Jahren. Wer schläft, gilt mancherorts sogar als faul und unproduktiv – das Gegenteil ist aber der Fall”, erklärte der Schlafforscher Wolfgang Mallin, Oberarzt am LKH Hörgas-Enzenbach bei Graz und Leiter des dortigen Schlaflabors: “Es ist Aufgabe des Arztes, betroffene Patienten über ihre eingeschränkte oder fehlende Fahrtauglichkeit zu informieren”.

“Entgegen allen Beteuerungen der Werbung und Lifestyle-Blätter ist Schlaf nach wie vor die beste Methode, um Müdigkeit und Schläfrigkeit abzubauen”, sagt Gerhard Klösch von der Medizinischen Universität Wien und Vorsitzender des Instituts für Schlaf-Wach-Forschung (IWSF). Nicht Aufputschmittel oder laute Musik sind probate Hilfen um gegen Müdigkeit anzukämpfen, sondern kurze Schlafpausen, sogenannte Power-Naps von maximal 20 bis 30 Minuten Dauer.

Die Asfinag gestaltet als Antwort auf dieses Problem Raststationen und Rastplätze sukzessive moderner und attraktiver, um zum Anhalten und Ausruhen einzuladen. Weiters werden Verkehrskontrollplätze errichtet, wo unter anderem auch die Lenk- und Ruhezeiten kontrolliert werden können. Österreichweite Kampagnen sollen das Bewusstsein der Kraftfahrer schärfen wie z. B. mit der Aktion “Mach mal Pause!” Zudem sind im hochrangigen Straßennetz mittlerweile Randabsicherungen durch Leitschienen oder Rumpelstreifen üblich, die im Kontakt mit den Fahrzeugreifen ein warnendes Geräusch erzeugen.

Trotz all dieser Bemühungen sind wissenschaftliche Studien zum Themenbereich “Sekundenschlaf und Straßenverkehr” nach wie vor dringend notwendig”, sind sich alle Referenten einig. Hilfestellungen gibt es einige. “Letztendlich liegt es in der Verantwortung jedes einzelnen Lenkers, in welchem Zustand er sich ins Fahrzeug setzt”, sagte ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger abschließend.