Mit ‘Telekommunikation’ getaggte Artikel

Donnerstag, 15. Juni 2017, von Elmar Leimgruber

Seit heute (15.6.2016) ist (fast) Schluss mit Roaming-Gebühren in der EU

Handy-Telefonierer im europäischen Ausland können sich freuen: Ab heute, 15. Juni 2017, gelten EU-weit neue Roaming-Regeln, die es ermöglichen, im Eu-Ausland ohne Zusatzkosten zu telefonieren und zu SMS-sen. Das Internet-Surfen im EU-Ausland ist künftig ebenfalls inklusive, allerdings mit Einschränkungen.

Und: Wer vom EU-Heimatland aus in ein anderes EU-Land telefoniert (ist nicht Roaming!), muss künftig wohl mehr bezahlen. Außerdem wird befürchtet, dass die Inlandstarife durch die Mobilfunkbetreuer erhöht werden. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) fasst die wichtigsten Punkte zum neuen EU-Grundsatz „Roam like at Home“ zusammen:

1.       Als (internationales) Roaming gelten nur Telefonate, SMS und Datenübertragungen im Ausland, eingewählt in einem Mobilfunknetz des Reiselandes. Telefonieren von Österreich ins Ausland ist kein Roaming, vom Ausland (siehe Punkt 2.) nach Österreich aber schon.

2.       Die neue Roaming-Regelung gilt für die EU und für Liechtenstein, Island und Norwegen. Die Neuregelung gilt aber NICHT in der Schweiz oder in der Türkei und genausowenig in den USA oder anderen Staaten. Auch auf Kreuzfahrtschiffen, Fähren und in Flugzeugen gelten die Regelungen der Roaming-Verordnung nicht, es können hier daher enorme Kosten entstehen.

3.       Es gilt prinzipiell der Grundsatz „Roam like at Home“: Das bedeutet, dass die im Tarifpaket inkludierten Freieinheiten im EU-Ausland wie zuhause genutzt werden können. Bei Tarifen ohne inkludierte Einheiten fallen für verbrauchte Minuten, SMS und MB die gleichen Kosten wie im Inland an (maximal darf der Preis in ein anderes österreichisches Netz, falls dies unterschiedlich verrechnet wird, verrechnet werden).

4.       Bei manchen Tarifen kann es jedoch für Datenroaming Volumenbegrenzungen („Fair Use Limits“) geben, die nach einer Formel für jeden Tarif individuell berechnet werden. Darüber, ob es für den Tarif ein Limit gibt und wenn ja, wie hoch das Datenvolumen ist, das der Konsument im EU-Ausland aufschlagsfrei nutzen kann, muss der Anbieter den Konsumenten informieren. Wenn das Volumen ausgeschöpft ist, muss der Betreiber eine Information per SMS schicken.

5.       Zudem gilt wie bisher, dass Betreiber eine Kostengrenze für Datenroaming bei höchstens 60 Euro anbieten müssen. Sind 80 bzw. 100 Prozent dieser Kostengrenze verbraucht, muss der Anbieter den Konsumenten per SMS benachrichtigen. In dieser Nachricht steht, was getan werden muss, um Datenroaming weiter nutzen zu können. Ansonsten werden Datendienste bis zum Ende der Rechnungsperiode gesperrt.

6.       Die “Fair Use Policy“ soll es den Betreibern ermöglichen, Missbrauch zu verhindern: Der Anbieter kann zur Verhinderung einer missbräuchlichen Nutzung von Roamingdiensten einen Nachweis über den gewöhnlichen Aufenthalt in Österreich bzw. eine stabile Bindung nach Österreich verlangen. Dieser kann z. B. durch Meldezettel, Nachweis einer Vollzeitbeschäftigung oder Studiumsbestätigung erfolgen. Wer sich überwiegend (mehr als zwei Monate im Beobachtungszeitraum von vier Monaten) im EU-Ausland aufhält und die SIM-Karte überwiegend im EU-Ausland nutzt, wird vom Betreiber darauf hingewiesen und hat dann die Möglichkeit innerhalb von 14 Tagen sein Nutzerverhalten zu ändern, sonst können zusätzliche Kosten anfallen. Dem gleichgestellt sind eine lange SIM-Inaktivität mit vorwiegender oder ausschließlicher Nutzung im EU-Ausland bzw. Verträge für mehrere SIM-Karten und deren aufeinanderfolgende Nutzung durch denselben Kunden.

7.       Telekomunternehmen können auch Tarife ohne Auslandsnutzung anbieten. Diese SIM-Karten funktionieren im Ausland gar nicht. Erkundigen Sie sich daher vor Vertragsabschluss darüber, ob Ihr Vertrag Roaming inkludiert.

Montag, 6. Mai 2013, von Elmar Leimgruber

EU-Kommission bremst Österreichische Telekom-Regulierungsbehörde RTR

EU-Kommissions-Vizepräsidentin Neelie KroesDie österreichische Regulierungsbehörde für Telekommunkation RTR plant offenbar ab Juli 2013 neue rechtliche Vorgaben (Regulierungen) beziehungsweise Einschränkungen für Telekommunikationsanbieter am Breitbandsektor (mit mehr als 34 Mbit/s). Neelie Kroes, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission vermutet hinter der Maßnahme eine Marktstärkung der Telekom Austria (A1), welche bislang auf diesem Sektor lediglich einen Marktanteil von weniger als 15 Prozent innehat: „Die Unternehmen der EU sollten die jeweils besten Angebote mehrerer Wettbewerber wahrnehmen können. Ich fordere die RTR dringend auf, einen neuen Vorschlag vorzulegen, der allen Betreibern gleiche Wettbewerbsbedingungen sichert.“

Kroes, der beste Beziehungen zum Telekom-Großkonzern Liberty Global (mit seinen UPC-Töchtern) nachgesagt werden, hatte bereits im Zusammenhang mit der Übernahme von Orange durch Drei Zugeständnisse an UPC erwirkt und setzt nun seitens der EU-Kommission einen weiteren Schritt zur Stärkung von Marktführer UPC, welcher in Österreichs Städten, vor allem in Wien, mit seinem Breitband-Angebot ein defakto-Monopol beherrscht: Im Versorgungsgebiet von UPC Austria liegen rund neunzig Prozent aller österreichischen Haushalte und Unternehmen mittels eigener Kabelnetzinfrastruktur, entbündelter Leitungen oder ADSL-Dienstleistungen. Bereits zum Stand 31. Dezember 2011 versorgte UPC in Österreich rund 700.000 Kunden mit ungefähr 1,2 Millionen Diensten (zirka 511.000 Fernseh-, 445.000 Breitband-Internet- und rund 350.000 Festnetztelefon-Kunden).

Die amerikanische Muttergesellschaft von UPC, Liberty Global, ist mit -nach eigenen Angaben- 20 Mio. Kunden in 13 Ländern -außerhalb der USA- der bedeutendste Kabel-Breitband-Internet-Anbieter der Welt: Liberty Global ist in 11 Ländern in Europa vertreten und der größte Kabelnetzbetreiber in Polen, Schweiz, Belgien, Österreich, Slowakei, Ungarn und Tschechien. Am 5. Februar 2013 wurde bekannt, dass Liberty Global zudem Virgin Media kaufen möchte. Virgin Media ist das größte Breitband-Unternehmen der Welt, und außerdem der größte Kabelnetzbetreiber in Großbritannien.

Die Wiedereinführung von Regulierungsmaßnahmen nach mehreren Jahren in Österreich, in denen auf dem Vorleistungsmarkt für Mietleitungen Wettbewerbsbedingungen herrschten, könnte sich laut Kroes in erheblichem Maße negativ auf die Geschäftspläne der alternativen Betreiber auswirken, die dann gezwungen wären, attraktivere Zugangsbedingungen als die regulierten Dienste des etablierten Betreibers anzubieten, was die EU-Kommission so nicht akzeptiert. Die RTR hat nun zwei Monate Zeit, um gemeinsam mit der Kommission und dem Gremium europäischer Regulierungsstellen für elektronische Kommunikation (GEREK) eine Lösung zu finden. Die Umsetzung des Vorschlags wird währenddessen ausgesetzt.

Die Europäische Kommission hat ernsthafte Zweifel an einem von der österreichischen Regulierungsbehörde für Telekommunikation (RTR) notifizierten Maßnahmenentwurf zum Vorleistungsmarkt für Abschluss-Segmente von Mietleitungen – dem letzten Teil des Netzes – geäußert. Mietleitungen (Leased Lines) sind (private) Standleitungen für die Sprach- und Datenübertragung, mithilfe deren Netzbetreiber Telekommunikationsdienste bereitstellen, die normalerweise von Unternehmen zur Verbindung räumlich weit voneinander entfernter Unternehmensteile genutzt werden. Nach dem Vorschlag der RTR sollten Mietleitungen mit hohen Bandbreiten, u. a. diejenigen, die bisher unter Wettbewerbsbedingungen in den Städten Wien, Linz, Graz, Salzburg, Innsbruck, Wels, Feldkirch, Steyr, Klagenfurt, Dornbirn, Bregenz und Hallein bereitgestellt wurden, ab Juli 2013 reguliert werden. Davon sind insbesondere Mietleitungen mit hohen Bandbreiten (mehr als 34 Mbit/s) des etablierten Betreibers, der A1 Telekom Austria betroffen.

Hintergrund:

Artikel 7 der Telekommunikations-Rahmenrichtlinie schreibt vor, dass nationale Regulierungsbehörden für Telekommunikation die Kommission, das GEREK (Gremium europäischer Regulierungsstellen für elektronische Kommunikation) und die Telekommunikations-Regulierungsbehörden in anderen EU-Ländern von Maßnahmen unterrichten, die sie zur Behebung von Wettbewerbsproblemen auf den betreffenden Märkten einführen wollen.

Darüber hinaus kann die EU-Kommission nach den neuen Vorschriften weitere Harmonisierungsmaßnahmen in Form von Empfehlungen oder (verbindlichen) Beschlüssen erlassen, falls Ungereimtheiten zwischen den Regulierungsansätzen der nationalen Regulierungsbehörden (z. B. bei Abhilfemaßnahmen) in der EU längerfristig fortbestehen.

Mittwoch, 17. April 2013, von Elmar Leimgruber

Deutscher Journalisten-Verband lehnt Vorratsdatenspeicherung ab

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV lehnt die geplante Abänderung des Telekommunikationsgesetzes in Richtung Vorratsdatenspeicherung entschieden ab. Aus Sicht des DJV kann der Informantenschutz in diesem Bereich bei Annahme des Gesetzes nicht gewährleistet werden. Er hat den daher Innenausschuss des Bundesrates aufgefordert, dem Plenum der Länderkammer die Ablehnung des Gesetzes zur Änderung des Telekommunikationsgesetzes und zur Neuregelung der Bestandsdatenauskunft zu empfehlen.

Auch der Kompromiss zum Richtervorbehalt und zur nachträglichen Benachrichtigung Betroffener ändere nichts an der Problematik, kritisiert DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. „Nach dem Gesetz in der vorliegenden Fassung müssen Journalisten befürchten, dass Ermittlungsbehörden die elektronischen Daten ihrer Informanten leichter ausspähen können. Sie könnten dann ihre Quellen nicht mehr wirksam schützen.“ Ein Beleg dafür sei, dass bei Gefahr in Verzug die richterliche Genehmigung zur Bestandsdatenauskunft auch im Nachhinein eingeholt werden dürfe. Nach Auffassung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte sei es jedoch für den Quellenschutz unabdingbar, dass ein Richter angerufen werde, bevor die Polizei oder die Staatsanwaltschaft Zugang zu den Quellen erhält. Das sei nicht gewährleistet. Der Bundesrat müsse dem Gesetz deshalb seine Zustimmung verweigern.

Den Gesetzgeber forderte der DJV-Vorsitzende auf, die Diskussion um die Bestandsdatenauskunft zum Anlass zu nehmen, den Informantenschutz zu stärken und Journalisten beim Zeugnisverweigerungsrecht nicht schlechter zu behandeln als Rechtsanwälte, Abgeordnete oder Geistliche. „Ob die Anonymität der Informanten von Journalisten gewahrt bleibt, darf bei Ermittlungsmaßnahmen nicht vom Einzelfall abhängen“, betont Konken.

 

Freitag, 1. März 2013, von Elmar Leimgruber

Finanzministerium launcht onlinesicherheit.gv.at

Ein neues Portal gegen Cyberkriminalität onlinesicherheit.gv.at “für alle Zielgruppen” wurde vom österreichischen Finanzministerium gelauncht. Gemeinsam mit dem Bundeskanzleramt und zahlreichen Kooperationspartnern wie der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), dem Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT), der Vereinigung der Österreichischen Internet Service Provider (ISPA), dem Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ) sowie der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) sollen alle relevanten Fachinformationen, Ratgeber, Broschüren und Sicherheitshandbücherzum Thema online zur Verfügung stehen. Zusätzlich verlinkt das IKT-Sicherheitsportal auf andere Webseiten und vereinfacht so das Auffinden weiterer sicherheitsrelevanter Informationen im Internet.

In einem nächsten Schritt soll das IKT (Informations- und Telekommunikations-Technik) -Sicherheitsportal auch aktuelle Sicherheitswarnungen zur Verfügung stellen. Speziell für kleine und mittlere Unternehmen sowie Ein-Personen-Unternehmen ist ein maßgeschneidertes Informationsangebot geplant. Künftig soll auch ein Newsletter sowie ein Online-Check angeboten und eine Mobile-App für Smartphones entwickelt werden.

“Erstmals bieten wir mit dem Sicherheitsportal Interessierten die Möglichkeit, fundierte Informationen über Themen wie Cyber-Mobbing und Internetkriminalität bei einer verlässlichen Quelle einzuholen. Beispielsweise bekommen Eltern wertvolle Tipps zum sicheren Umgang mit den Neuen Medien Facebook und Twitter, um ihre Kinder vor möglichen Gefahren zu schützen und beim Einstieg in die interaktive Welt zu begleiten. Darüber hinaus stellen wir auf dem Sicherheitsportal ein Verzeichnis von wichtigen Hotlines, Meldestellen und Publikationen zur Verfügung, die bei Problemen weiterhelfen”, zeigt sich Gerhard Popp, Sektionschef der IT-Sektion im Finanzministerium, erfreut:

“Mit dem IKT-Sicherheitsportal ist uns ein großer Wurf gelungen. In kürzester Zeit wurde durch einen Schulterschluss von Verwaltung und Wirtschaft ein Internetportal geschaffen, das in dieser Form einzigartig ist. Laien und Experten, aber auch sensible Gruppen wie Kinder und Jugendliche sowie Unternehmen finden auf rund 2.000 Seiten alle wesentlichen Informationen zum Thema Sicherheit in der Informations- und Kommunikationstechnologie”, so Popp.

“Mit dem IKT-Sicherheitsportal haben wir eine wesentliche strategische Maßnahme aus der nationalen IKT-Sicherheitsstrategie erfolgreich umgesetzt. Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung sowie konkrete Handlungsempfehlungen sind wichtige Säulen zur nachhaltigen Stärkung der IKT-Sicherheit in Österreich”, ergänzt Manfred Matzka, Präsidialchef des Bundeskanzleramtes.

Sonntag, 8. August 2010, von Elmar Leimgruber

Indien, die Konjunktur-Lokomotive

Grafik: Booz & Company, nasscom.in

Indien hat sich mit einem Wirtschaftswachstum von aktuell fast 10% zu einer der wichtigsten Konjunkturlokomotiven der Weltwirtschaft entwickelt. Forciert wird dieser Trend von einer soliden Basis gut ausgebildeter Ingenieure, die für internationale Konzerne große Teilbereiche von Forschungs- und Entwicklungsprojekten (F&E) übernehmen. Dies geht aus einer aktuellen Studie der internationalen Strategieberatung Booz & Company hervor, die zusammen mit der National Association of Software and Services Companies (NASSCOM) erstellt und veröffentlicht wurde.
Diese untersuchte die Strategien multinationaler Unternehmen im F&E-Bereich, entsprechende Wachstumstrends in Indien und die Positionierungsoptionen für F&E-Dienstleister in den Wachstumsmärkten der Schwellenländer.Erst kürzlich ging -wie berichtet- aus einer Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor, dass China im Medien- und Unterhaltungssektor zur Nummer drei weltweit wird.

Laut der aktuellen Booz & Company-Studie “Global ER&D: Accelerating Innovation with Indian Engineering” verzeichnete das aufstrebende Schwellenland alleine in den letzten drei Jahren bei F&E-Dienstleistungen im Engineering-Bereich über 40% Umsatzwachstum und baut seine international bedeutende Rolle weiter aus. Bis 2020 wird der südasiatische Innovationsstandort sein jährliches Umsatzvolumen in diesem Segment von heute 8,3 Mrd. US$ auf dann 40 bis 45 Mrd. US$ steigern. Auch der weltweite Markt für Engineering-Dienstleistungen in F&E-Projekten befindet sich deutlich im Aufwind. So beträgt das jährliche Wachstum aktuell 12% – von 980 Mrd. US$ in 2008 auf 1,1 Bio. US$ in 2009. In zehn Jahren sollen diese F&E-Ausgaben ein Volumen von 1,4 Bio. US$ erreichen. Führend bei diesen Investitionen bleiben die Automobil-, Unterhaltungselektronik- und Telekommunikationsindustrie. Daneben verzeichnen jedoch Branchen wie IT, Medizintechnik und Energie einen deutlichen Aufwärtstrend.

Ein etwas überraschendes Ergebnis der Studie: Im Gegensatz zu den traditionellen F&E-Standorten konnte Indien von den Auswirkungen der globalen Wirtschaftskrise sogar profitieren. “Erstaunlich viele Unternehmen haben im wirtschaftlichen Abschwung seit 2007 strategische Weitsicht bewiesen und die F&E-Budgets im Engineering-Bereich nicht nur konstant gehalten, sondern zum Teil antizyklisch erhöht. Das zahlt sich im Aufschwung aus: Sie können mit innovativen Produkten sehr schnell auf Wachstum umschalten”, betont Stefan Eikelmann, Innovations-Experte und Sprecher der Booz & Company-Geschäftsführung im deutschsprachigen Raum. Dies erklärt das rasante Umsatzwachstum in 2009 um 12% gegenüber dem Vorjahr und die im direkten Vergleich eher gemäßigte Prognose von 27% für die bevorstehende Dekade.

“Indien hat sich von diesem Kuchen ein großes Stück abgeschnitten und agiert über die reine Bereitstellung von standardisierten Ingenieurleistungen hinaus immer stärker mit einem Fokus auf strategische Innovation”, führt Eikelmann weiter aus. Aktuell ist Indien bereits in entscheidende Innovationsprozesse beispielsweise in den Branchen Automobil, Luftfahrt, Telekommunikation und Medizintechnik involviert. Darüber hinaus ist das große Potential hochqualifizierter Ingenieure ein entscheidender Standortvorteil gegenüber anderen aufstrebenden F&E-Märkten, wie China, Mittel- und Osteuropa oder den Ländern der ASEAN. Laut Booz & Company-Studie arbeiten 150.000 von über 1 Million indischen Ingenieuren im F&E-Bereich. Innerhalb der nächsten Dekade werden sie 40% des weltweiten Umsatzes der elf Schlüsselbranchen im Bereich F&E-Offshoring erwirtschaften. “Die Erhöhung der Innovationsbudgets in global agierenden Konzernen verwandelt Indien in ein internationales Zentrum für Ingenieurdienstleistungen und schafft so bis zu fünf Millionen neue, hochqualifizierte Arbeitsplätze”, sagt Som Mittal, President von NASSCOM.

Für etablierte Märkte wie die USA, die aktuell einen Anteil von 40% an den weltweiten F&E-Ausgaben aufweisen, führt im Engineering-Segment am Standort Indien kein Weg mehr vorbei. Eine große Basis an Dienstleistern, hohe Kommunikationsfähigkeit und strukturelle Kostenvorteile stärken die strategische Position des Landes. Darüber hinaus begünstigen das Wachstum des Binnenmarktes, eine unternehmerfreundliche Wirtschaftspolitik sowie hohe Investitionen in die Infrastruktur den Aufstieg Indiens zur führenden Nation auf diesem Gebiet.

Neben der sich verändernden Rolle Indiens identifiziert die Studie drei weitere Trends im weltweiten Anstieg der F&E-Ausgaben. So halten internationale Unternehmen erhebliche F&E-Investitionen vor allem dann für unerlässlich, wenn es darum geht, neue Märkte zu erschließen. Dazu nehmen technologische Herausforderungen, wie der zunehmende Automatisierungsgrad in der Produktion, die Suche nach alternativen Antriebsformen oder die voranschreitende Technologiekonvergenz, starken Einfluss auf F&E-Entscheidungen. Zuletzt haben F&E-Dienstleistungen insgesamt an Ansehen gewonnen: “Unternehmen lagern Engineering-Projekte nicht mehr nur aus Kostengründen aus, sondern profitieren auch von den flexiblen Ressourcenkapazitäten, verkürzten Vorlaufzeiten und auf die Bedürfnisse von Schwellenländern angepassten Produkten”, ergänzt Eikelmann.

Das 1914 gegründete internationale Strategie-Beratungsunternehmen Booz & Company ist mit mehr als 3300 Mitarbeitern in 60 Büros auf allen Kontinenten eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Zu den Klienten gehören neben erfolgreichen Unternehmen auch Regierungen und Organisationen. Die aktuelle Studie von Booz ist hier downloadbar.

Mittwoch, 16. Juni 2010, von Elmar Leimgruber

Studie: China wird drittgrösster Medien- und Unterhaltungsmarkt – Zweistelliges Wachstum für Onlinewerbung erwartet

Auch hochwertige Technologieprodukte werden zunehmend in China hergestellt
Foto: © Leimgruber

Das anhaltend starke Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern verschiebt die Gewichte in der globalen Medien- und Unterhaltungsindustrie, wie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) im “Global Entertainment and Media Outlook: 2010 – 2014″ prognostiziert..China wird demnach bereits 2011 mit einem Branchenumsatz von voraussichtlich fast 95 Milliarden US-Dollar zum drittgrößten Medienmarkt hinter den USA (446 Milliarden US-Dollar) und Japan (171 Milliarden US-Dollar) aufsteigen und Deutschland (92 Milliarden US-Dollar) auf den vierten Rang verweisen.

Laut PwC steigt der weltweite Branchenumsatz 2010 nur leicht, wobei Mobiles Internet neue Wachstumsperspektiven eröffnet. Dem Onlinebereich prognostiziert das Beratungsunternehmen eine rosige Zukunft: Online-Werbeeinnahmen erreichen demnach 2014 über 100 Milliarden US-Dollar. Bis 2014 dürften laut Studie die Branchenerlöse in China um durchschnittlich 12 Prozent auf annähernd 134 Milliarden US-Dollar zulegen und damit weitaus stärker wachsen als in jedem anderen der führenden Medienmärkte.

Für die USA erwarten die PwC-Experten ein Wachstum von durchschnittlich 3,8 Prozent auf fast 517 Milliarden US-Dollar, während der Medienumsatz in Deutschland um schätzungsweise 3,3 Prozent pro Jahr auf gut 104 Milliarden US-Dollar und in Japan um lediglich 2,8 Prozent jährlich auf knapp 189 Milliarden US-Dollar zulegen wird.

“Chinas Medienmarkt bietet trotz staatlicher Zensur und weiterhin bestehender Probleme beim Schutz geistigen Eigentums ein enormes Potenzial. Westliche Konzerne sollten daher Geschäftsmodelle entwickeln, die den besonderen Marktbedingungen Rechnung tragen. Ein Rückzug aus China ist keine sinnvolle Option”, kommentiert Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC.

Im laufenden Jahr dürften die weltweiten Branchenerlöse auf Grund der nur moderaten Konjunkturerholung in den Industriestaaten lediglich verhalten steigen. Gegenüber dem Krisenjahr 2009 prognostiziert PwC ein Plus von 2,6 Prozent auf knapp 1,36 Billionen US-Dollar (Deutschland: plus 1,6 Prozent auf 89,9 Milliarden US-Dollar). Damit bliebe der Umsatz aus Werbeeinnahmen und direkten Verbraucherausgaben unter dem Wert von 2008. Im vergangenen Jahr waren die Erlöse der Medienbranche um 3,0 Prozent auf gut 1,32 Billionen US-Dollar gesunken (Deutschland: minus 0,6 Prozent auf 88,5 Milliarden US-Dollar).

Der “Global Entertainment and Media Outlook” von PwC untersucht weltweite Schlüsseltrends der Unterhaltungs- und Medienbranche und leitet Umsatzprognosen zu 13 Teilbranchen des Medienmarktes in 48 Ländern für die kommenden fünf Jahre ab. Zu den analysierten Segmenten zählen Internet (Werbeeinnahmen und Zugangsentgelte), Fernsehen (Werbung, Gebühren und andere Entgelte, beispielsweise für Pay-TV), Musik (u.a. Tonträgerverkauf und Downloads), Film (Kino, DVD-Verkauf und -Verleih sowie Downloads), Videospiele und Radio. Hinzu kommen die Verkaufs- und Werbeerlöse der klassischen, überwiegend nicht-elektronischen Medien (Zeitungen, Fach- und Publikumszeitschriften sowie Bücher) und Außenwerbung.

Während die Unterhaltungs- und Medienbranche in den Schwellenländern in erster Linie vom starken Wirtschaftswachstum und damit der wachsenden Kaufkraft profitiert, ist in den reifen Medienmärkten die fortschreitende Digitalisierung der wichtigste Wachstumstreiber.

Im vergangenen Jahr beliefen sich die digitalen Medienumsätze, die sich unter anderem aus Entgelten für den Internet-Zugang, Musik- und Filmdownloads sowie, Online-Werbeeinnahmen, aber auch Ausgaben für Video-on-Demand und E-Books zusammensetzen, auf rund 24 Prozent der weltweiten Branchenerlöse. Bereits 2014 dürften auf digitale Medien gut 33 Prozent des Gesamtumsatzes entfallen. Die Wirtschaftskrise hat die Digitalisierung in allen Märkten weiter beschleunigt. So sind die weltweiten Ausgaben für digitale Medien trotz Rezession im Jahr 2009 um 10,2 Prozent gestiegen, während die für traditionelle Medien weltweit um 6,4 Prozent gefallen sind.

Der Siegeszug des mobilen Internet dürfte den Trend zur Digitalisierung weiter beschleunigen. Gingen vor fünf Jahren schätzungsweise erst 100 Millionen Menschen auch unterwegs ins Internet, surften 2009 immerhin schon 500 Millionen mit Laptop, iPhone und Co. Für 2014 erwarten die PwC-Experten weltweit 1,4 Milliarden Nutzer mit mobilem Internet-Zugang.

“In naher Zukunft wird der Medienkonsum jederzeit und überall möglich und für viele selbstverständlich sein. Schon jetzt gibt es Angebote, die gegen eine monatliche Abogebühr das Streaming von Musiktiteln auf das Smartphone erlauben. Der Aufbau von Mobilfunknetzen der ’4. Generation’, der in Deutschland jüngst mit der Versteigerung der Frequenzen für mobiles Breitbandinternet begonnen hat, rückt auch die Echtzeit-Übertragung von TV-Sendungen, Videos und aufwändigen Online-Spielen in Reichweite”, erläutert Ballhaus.

Die Digitalisierung der Medien- und Unterhaltungsbranche schlägt sich laut PwC auch in der Verteilung der Werbeeinnahmen nieder. Während die Werbeerlöse 2009 insgesamt um annähernd zwölf Prozent auf knapp 405,6 Milliarden US-Dollar sanken, legte die Online-Werbung um 4,3 Prozent auf knapp 60,6 Milliarden US-Dollar zu. Bis 2014 erwarten die PwC-Experten ein durchschnittliches Wachstum der Werbeeinnahmen im Internet um 11,4 Prozent pro Jahr, während der Gesamtmarkt nur um geschätzt 4,2 Prozent pro Jahr zulegen dürfte. Mit Erlösen von 103,8 Milliarden US-Dollar wäre das Internet damit das weltweit zweitwichtigste Werbemedium hinter dem Fernsehen (195,7 Milliarden US-Dollar). Der Anteil an den Werbeeinnahmen läge bei 20 Prozent (2009: 15 Prozent, 2005: 6 Prozent).

Allerdings ist die Entwicklung der Werbemärkte von landestypischen Besonderheiten geprägt. In den USA beispielsweise steigen die Erlöse mit Online-Werbung bis 2014 zwar auf voraussichtlich 33,4 Milliarden US-Dollar (plus 7,7 Prozent pro Jahr), das Fernsehen allerdings bleibt mit Erlösen von rund 80,3 Milliarden US-Dollar (plus 5,3 Prozent pro Jahr) mit Abstand wichtigstes Werbemedium. Demgegenüber löst in Deutschland das Internet mit Werbeerlösen von gut 7,5 Milliarden US-Dollar das Fernsehen (5,9 Milliarden US-Dollar) bis 2014 ab, bleibt aber weiterhin hinter dem Zeitungsmarkt als wichtigstes Werbemedium in Deutschland zurück.