Mit ‘Virusinfektionen’ getaggte Artikel

Donnerstag, 22. September 2011, von Elmar Leimgruber

Wiener Studie: Stress führt zu Leberkrebs

Auch Stress und Stoffwechselstörungen können zu Leberkrebs führen. Eine Forschungsgruppe des Ludwig Boltzmann Instituts (LBI) für Krebsforschung entdeckte nun einen wichtigen Zusammenhang zwischen chronischem Stress und der Entstehung von Leberkrebs. Leberkrebs ist weltweit der fünfthäufigste Krebs und die dritthäufigste tumorassoziierte Todesursache.

Ziel einer am LBI Krebsforschung durchgeführten mehrjährigen Studie war es, den Wirkmechanismus der hepatischen Signalmoleküle STAT5 und GR in der Entstehung von Fettleber bis hin zum Leberkrebs zu verstehen. Die Untersuchungen zeigen, dass diese Signalwege die Energiespeicher in der Leber regulieren und letztlich den Fett- und Zuckerstoffwechsel regulieren. Eine Beeinträchtigung der Signalwege führt auf Grund von unkontrollierter Neusynthese von Lipiden zu einer Verfettung der Leber sowie zu Diabetes-ähnlichen Krankheitsbildern.

Zudem werden Stresshormone in vermehrter Konzentration ausgeschüttet, was einen Zustand von chronischem Stress bewirkt, der die Freisetzung von Fettsäuren aus dem Fettgewebe zur Folge hat. Diese werden dann zusätzlich in der Leber eingelagert. Die enorme Verfettung der Leber bewirkt eine Verdoppelung des Organvolumens und es kommt durch schädigende Einflüsse von Sauerstoffradikalen und der Ausschüttung von Entzündungsmediatoren zu einer permanenten Schädigung der Leberzellen und der Leberzell-DNA. Hierdurch werden onkogene Signalwege aktiviert, die letztendlich zu der Enstehung von Leberkrebs führen.

Dieses Forschungsprojekt wurde durch den FWF (SFB-F28: Jak/Stat and Disease) gefördert. Die Durchführung verantwortete die Arbeitsgruppe von Richard Moriggl (Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung) in enger Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien, der Veterinärmedizinischen Universität Wien, sowie dem Ludwig Boltzmann Institut für Traumatologie durchgeführt. Aufgrund des besonders hohen Stellenwertes wurde diese Arbeit kürzlich im international renommierten Journal “Hepatology” veröffentlicht.

Bislang galten vor allem Virusinfektionen wie Hepatitis B und C, aber auch übermäßiger Alkoholkonsum als Hauptauslöser für Leberkrebs. Heute treten allerdings immer häufiger Leberkrebsarten auf, die durch Stoffwechselstörungen gefördert werden. Vor allem ungünstige Ernährungsgewohnheiten können Diabetes oder Fettleibigkeit fördern und schließlich zu Leberkrebs führen.

Das Spektrum der Lebererkrankungen, die durch Stoffwechselstörungen verursacht werden, inkludiert die Fettleber sowie die nichtalkoholische Steatohepatitis mit einem hohen Grad der Entzündung des Lebergewebes. Die charakteristische Leberzellverfettung kann dabei auf den vermehrten Fluss von freien Fettsäuren und auf die gesteigerte Fettsynthese der Leberzellen selbst zurückgeführt werden.

Weitere Risikofaktoren bei der Entstehung von bösartigem Leberkrebs sind Übergewicht und Diabetes, die weltweit steigend sind. Die Regulation des Fett- und Glukosestoffwechsels wird unter anderem durch neuroendokrine Faktoren wie das Wachstumshormon und Glukokortikoide, so genannte Stresshormone kontrolliert. Physischer Stress stellt nun einen Sekretionsstimulus für die Ausschüttung dieser Hormone dar, um so die Energieversorgung des Körpers zu gewährleisten.

Unphysiologische Konzentrationen beider Faktoren und die damit verbundene Fehlfunktion der abhängigen Signalwege tragen allerdings
zur Entstehung von metabolischen Erkrankungen bei. Beide Faktoren spielen außerdem in der genetischen Regulation des sexuellen
Unterschiedes zwischen Frauen und Männern bei, was z.B. unterschiedliche Gerüche, Stoffwechselvorgänge, Hormonschwankungen
als auch ein unterschiedliches Größenwachstum bedingt. Hierzu interagieren die Signalmoloküle STAT5 und der Glukokortikoidrezeptor
über ihre Aktivierung durch Hormone in der Leber miteinander.

 

Montag, 13. September 2010, von Elmar Leimgruber

Ärzte verschreiben Antibiotika oft zu leichtfertig

Medikamente, vor allem Antibiotika werden oft vorschnell verschrieben
Foto: © Leimgruber

60 Prozent der deutschen Ärzte verschreiben zu viele und oft falsche Antibiotika. Zu diesem Ergebnis kommt das ARD-Wirtschaftsmagazin “Plusminus”. Die Redaktion hat gesunde Frauen zu Ärzten geschickt und deckt auf: Gegen eine vermutete Blasenentzündung verschrieben sechs von zehn Ärzten unnötigerweise Antibiotika – selbst dort, wo eine Urinprobe ohne Befund gemacht wurde. Teilweise verordneten sie laut “Plusminus” sogar Reserveantibiotika, die nur eingesetzt werden dürfen, wenn andere Antibiotika gar nicht mehr helfen.

“Die Wunderwaffe Antibiotika wird stumpf. Einfache Infektionen können wir nicht mehr behandeln”. Zu dieser Wertung kommt der Infektionsspezialist Alexander Friedrich von der Universitätsklinik Münster nach dem “Plusminus”-Test. Auch Krankenkassen sind nach dem Test alarmiert: Das wissenschaftliche Institut der AOK, Wido, warnt gerade jetzt zu Beginn des Herbstes davor, massenhaft Antibiotika zu verschreiben. Schon bei 80 Prozent der Erkältungskrankheiten werden in Deutschland Antibiotika verschrieben, obwohl die meisten Erkältungen Virusinfektionen sind und Antibiotika gar nicht helfen.

Die Folgen sind verheerend, denn der bedenkenlose Einsatz der Medikamente verursacht lebensbedrohliche Resistenzen. Die Gesundheitspolitik müsse jetzt dringend eingreifen und mit Gesetzen die Ärzte zum richtigen Umgang mit Antibiotika anhalten. Sonst, so warnen Experten wie Alexander Friedrich, wird es Antibiotika als Medikament in naher Zukunft nicht mehr geben.

Der TV-Beitrag wird in “Plusminus” am Dienstag 14. September 2010, um 21.50 Uhr im Ersten (ARD) gezeigt.

In Österreich gibt es hierzu den Antibiotika-Resistenzbericht Aures: Auch hier scheint als wichtigste Ursache für die Antibiotikaresistenz die breite und
nicht immer zielgerichtete Verwendung dieser Medikamente auf. Und auch hier werden immer wieder Antibiotika bei Erkältungskrankheiten, also bei
Virusinfektionen verordnet, bei denen diese gar nicht wirken können. Darüber hinaus erfolgt laut Aures auch eine Übertragung resistenter Bakterienstämme von Mensch zu Mensch. Die erhobenen Daten des Berichts dienen der Entwicklung effizienter Bekämpfungsmaßnahmen und stehen hier kostenlos zum Download zur Verfügung. Und hier gibts nähere Informationen zum Thema Antibiotikaresistenz online.